Martin Heidegger und Edmund Husserl gehören zu den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Mit dem möglichen Ende ihres einstigen Lehrstuhls verliert die Philosophie auch für (angehende) Studierende des Faches an Vielfalt.
Was haben PhilosophInnen wie Arendt, Jonas, Merleau-Ponty, Foucault, Derrida, Levinas oder Sartre gemeinsam? Sie alle wurden in ihrer Arbeit auf die eine oder andere Weise vom Existenzphilosophen Heidegger oder vom Phänomenologen Husserl beeinflusst, ihre Wirkungsgeschichte ist nicht von den beiden deutschen Philosophie-Klassikern zu trennen. Auch für Studierende ist das nicht unwesentlich, um einen kritischen Gesamtzusammenhang der Philosophie(geschichte) zu lernen. Trotzdem plant die Universität Freiburg mit der Schlie-ung des Lehrstuhls Heideggers und Husserls ihre philosophische Tradition von Hermeneutik und Phänomenologie aufzugeben und stattdessen eine Juniorprofessur für Logik und sprachanalytische Philosophie zu installieren.
Kritik vom Bonner Professor Gabriel
„Freiburg droht, in einem suizidalen durch Machenschaften und provinzielle Universitätskabale gesteuerten Akt, die Selbstabschaffung eben der Philosophie, mit der es international sichtbar wurde“, kritisiert der Bonner Philosophie-Professor Markus Gabriel in einem Gastkommentar in der Süddeutschen Zeitung. Begründet wird das Vorhaben mit Heideggers Verstrickung in den Nationalsozialismus. Das ist kein ernstzunehmendes Argument. Oder ist eine Auseinandersetzung mit Heidegger etwa mit einer Verehrung gleichzusetzen? Der Lehrstuhl ließe sich um einen Forschungsschwerpunkt erweitern, der sich näher mit der Philosophie im Faschismus auseinandersetzt – kritische Forschung, wie sie eigentlich an Unis erwartet werden dürfte. „Man verabschiedet sich von der Heidegger-Debatte“, so Gabriel. Nicht nur das, auch die Vielfalt des Faches ist gefährdet: analytische Philosophie statt kritischem Denken, zeitgemäßer Sophismus statt Nachforschung nach politischen Zusammenhängen der eigenen Disziplin.
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