Kürzlich wurde bekannt, dass Google und das zivile Raumfahrtunternehmen SpaceX planen, Satelliten in die Erdumlaufbahn zu schießen (siehe :bsz 1030). Mittels dieser sollen auch die entlegensten Fleckchen der Erde ans Internet angeschlossen werden – eigentlich keine schlechte Idee.
Es ist schon ein gewagtes Joint-Venture, das Google und SpaceX-Gründer Elon Musk da planen. Sollte alles klappen, wird es wieder ein wenig enger dort oben werden. Zu dem ganzen Schrott, der derzeit um unseren Globus kreist, gesellen sich dann rund 700 kleine Satelliten, welche die globale Internetversorgung verbessern sollen – so die Theorie.
Einfach abgehoben?
Seit Jahren macht der exzentrische Milliardär Elon Musk immer wieder von sich reden. Seine ersten Dollars verdiente er mit dem Bezahldienst PayPal, wenig später folgten die Raumfahrtfirma SpaceX und der Elektrofahrzeughersteller Tesla Motors. Jedes Projekt scheint größer, weiter, schneller – einfach abgehobener. Nun sollen es Satelliten sein.
Schaffen Musk und Google, was sie vorhaben, könnte dies das Internet so wie wir es kennen umfassend verändern. In 1.200 Kilometern Höhe sollen sich die vernetzten Geräte irgendwann einmal bewegen. Dort oben gibt es keine Grenzen, keine Staatshoheit und auch keine Bürokratie. Es geht um einen weitestgehend rechtsfreien Raum, der nun nutzbar gemacht werden soll.
Für diejenigen, deren Recht auf Information tagtäglich beschnitten wird, wäre dieses Internet vermutlich eine Befreiung. Die Möglichkeiten staatlicher Suppression, zumindest wenn es um das Netz geht, wären weitestgehend ausgehebelt. Tyrannen und Regimes könnten nicht mehr nach Gutdünken den Stecker ziehen oder bestimmte Inhalte sperren.
Wachsender Machthunger?
Diese Macht würde dann ausschließlich bei Google liegen. Mangels gesetzlicher Regelungen könnten die Kalifornier in Eigenregie bestimmen, wie sie mit dem planetaren Internetsegen verfahren. Ähnlich wie beim GPS-System hätte man beispielsweise die Möglichkeit, das Satelliten-Netzwerk nach Belieben an- und abzuschalten. Für die KritikerInnen der kalifornischen Datenschleuder ein Schreckensszenario. Seit Jahren warnen diese vor der immer größer werdenden Marktmacht des Internetriesen – die Satelliten könnten die Diskussion in völlig ungeahnte Höhen katapultieren.
Realitätsverlust?
Manch eineR wird auch an dem reellen Nutzen der ganzen Aktion zweifeln. Sicherlich werden Google und Co. den einen oder anderen Euro mit ihrem abgehobenen Internet verdienen. Trotzdem bleibt die Frage, ob man in den entlegensten Winkeln dieser Erde tatsächlich eine Breitband-Internetverbindung benötigt. Vermutlich nicht, denn viele potentielle KundInnen haben hier mit großer Bestimmtheit noch nie einen Computer, ein Smartphone oder ein Tablet gesehen, geschweige denn davon gehört. Auch hier wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit beizeiten Abhilfe schaffen. Vermutlich gibt es bei Google bereits eine Arbeitsgruppe, die sich mit diesem Problem beschäftigt: „PCs für die Welt.“
:Christian Kriegel
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