Bild: Er war wieder da: VRR-Vorstand Castrillo zog auch an der Uni Duisburg-Essen seine Marketing-Show ab., Uni Duisburg-Essen: Kein Straßenprotest nach Marketing-Veranstaltung von VRR-Chef Castrillo Foto: USch

Die Zeichen standen auf Sturm: Fast 2.000 Studierende hatten sich via Facebook angesagt, bevor sich VRR-Chef José Castrillo letzten Donnerstag zu einem Marketing-Vortrag über die Preiserhöhungspläne beim Semesterticket im neuen Audimax auf dem Campus Essen einfand. Zeitgleich war in der WAZ zu lesen, dass der VRR ein alternatives Vertragsangebot von insgesamt 16 Hochschulen ablehne und weiterhin nicht zu Verhandlungen bereit sei. Die erste Spontandemo gegen die drohenden Preiserhöhungen lag in der Luft…

Von „Erpressung“ war gar die Rede, als der VRR-Chef einmal mehr versuchte, den Studierenden durch Sätze wie „es ist fünf vor zwölf“ zu suggerieren, den VRR-Vertragsvorschlag anzunehmen, wie zuletzt der RCDS-geführte AStA der Bergischen Universität Wuppertal (siehe :bsz 1030). Castrillo plädiert wiederholt dafür, „das Thema nicht zu politisieren“ und übersieht dabei, dass er sich nicht der sozialen Verantwortung des VRR als Körperschaft öffentlichen Rechts stellt und auch den ökologischen Lenkungseffekt des Semestertickets aus dem Blick verliert.

„Mobilität ist ein Grundrecht“, sagt ein Düsseldorfer Künstler im Umfeld der Veranstaltung zur :bsz. Während Fahrpreiserhöhungen nach ’68 im Ruhrgebiet zu ÖPNV-Blockaden sowie zur solidarischen Mitnahmeaktion „Roter Punkt“ führten, blieben Straßenproteste am Donnerstag aus – noch. Denn wie Marcus Lamprecht, Referent des Duisburg-Essener AStAs, dem VRR-Chef entgegenhielt, sei es beim Semesterticket gerade mal „halb zwölf“, sodass für Proteste und weitere Verhandlungen noch genug Zeit sei.

 

4 comments

  1. es ist halb acht

    es ist halb acht oder so
    Wer hat denn die Bildunterschrift verbrochen? Herrn Castrillo mit einer Hitler-Satire in Verbindung zu bringen, ist gelinde gesagt schon heikel. Der Artikel selber vernebelt mehr als dass er erhellt. Der VRR und Herr Castrillo sind den Politikern weisungsgebunden, die die Vorgaben machen. Da ist schlicht kein Potential, Herrn Castrillo zu etwas zu bewegen, was ihm seine Chefs nicht aufgetragen haben. Er tut, was er tun muss. Der VRR „gehört“ Politikern und die sagen eben: Finanziere Dich stärker über Nutzungsbeiträge und nicht über Steuern. Und in NRW heißt „Steuerfinanzierung“ Schuldenmachen. Die bsz beteiligt sich mit solchen Artikeln an der Entpolitisierung der Verkehrspolitik. Es wird gegen Menschen, in diesem Fall Herrn Castrillo gehetzt, um die politischen Entscheidungsträger zu retten, die die Entscheidungen zur Erhöhung des Semestertickets beschlossen haben und verantworten. Schlimm. Anstatt die politischen Entscheidungsträger zu benennen, wird in dem Artikel gefordert, dass man wieder auf Demonstrationen latschen gehen soll. Macht heute keiner mehr. Mit gutem Grund: Bringt nichts. Was aber was bringen würde, wäre, wenn die bsz mal berichten würde, wer da im Verwaltungsrat des VRR sitzt und da die Vorgaben macht. Ganz oberflächliches Googeln bringt Erstaunliches zutage: Im VRR Verwaltungsrat, der die Erhöhung des Studitickets gerade durchboxt, sitzt jemand, der den Bochumer Studierenden nicht unbekannt sein dürfte: Karsten Finke. Der war 2010 AStA Vorsitzender an der RUB für die Grüne Hochschulgruppe, sitzt mittlerweile im Rat der Stadt Bochum und schwingt gleichzeitig noch das Wort im Studierendenparlament der RUB als Vertreter und – und das ist das Beste – ist ehemaliger Herausgeber und Redakteur der bsz… Kann man mal über solche Verquickungen mal berichten, anstatt Nebelkerzen zu werfen und die Studis zu sinnlosem Latschen auf Demos anzuregen?

  2. Dr. Ulrich Schröder
    Dr. Ulrich Schröder romantisiert hier rum. Die Studis werden dieses Ticket nehmen – egal zu welchem Preis. Es existiert überhaupt keine Drucksituation. Und wer weiß: Vielleicht bedient man mit der Blockadehaltung auch noch Pläne, U- und Straßenbahnen zu schließen? Man sollte sich nicht verpokern.

    Ich möchte gar nicht die teureren Tickets für Jobber und Azubis ins Feld führen. Da sind Politik und Betroffene gefragt, akzeptable Flatrate-Modelle einzuführen – öffentliche Arbeitgeber könnten das ja in den Tarifverhandlungen den Gewerkschaften anbieten.

    Dr. Ulrich Schröder formuliert hier den Geist von 68 und vergleicht VRR-Mann Castrillo mit Hitler („er war wieder da“) – das ist weder lustig, noch politisch angemessen.

    Darüber hinaus ist der VRR ein Zweckverband von Körperschaften öffentlichen Rechts. Und dieser Zweckverband hat einen bestimmten Auftrag auszuführen und entsprechende Leistungen zu definieren. Da ist nichts in Stein gemeißelt.

    1. ne ne ne…
      „Aufgrund der Abrechnung des Semestertickets über den Sozialbeitrag und notwendige Beschlüsse des Studierendenparlamentes denken wir als AStA an Fristen.“ (Quelle: https://www.asta-bochum.de/asta/vrr-bleibt-hart-der-sache) HAR HAR… Angesichts anderer Meldungen kann man euch das wohl kaum abnehmen: http://bszonline.de/artikel/demokratie-ad-absurdum-gef%C3%BChrt
      „war ein Brief des VRR entgangen“ – gan[z] schwache Vorstellung. Das kleine 1×1 nicht drauf, aber hier auf dicke Hose machen.

You must be logged in to post a comment.