Ausflüge ins All, heiße Dates oder mal kurz ‚ne Weltreise? Im Traum ist so gut wie alles möglich. Besonders, sobald man sich die Kunst des Luziden zu eigen gemacht hat – denn selbst ist der/die Schlafende! Wie Ihr lernen könnt, Eure Träume zu lenken, lest Ihr im Folgenden.
Während bei Freud Traumarbeit noch mühevolles Assoziieren und Interpretieren bedeutete, heißt es heute: Nimm es selbst in die Hand! Doch die Erfahrung, die eigenen Träume steuern zu können, ist alles andere als neu; genauso wenig die Idee, diese Fähigkeit zu erlernen und auszubauen. Bereits im 19. Jahrhundert verfasste der französische Baron d’Hervey auf Grundlage seiner eigenen Beobachtungen das Buch „Träume und wie man sie lenkt“.
Das Inception-Prinzip
Um Träume tatsächlich beeinflussen zu können, müssen sich Schlafende zunächst einmal ihren Zustand vergegenwärtigen. Wer noch nie auf den Geschmack des Luziden gekommen ist, dem wird es nun vermutlich schwer fallen, das nachzuvollziehen – schließlich zeichnet genau das Selbstvergessene unsere nächtliche Ruhe aus. Daher beginnt das Üben logischerweise tagsüber.
Eine beliebte Methode ist der so genannte Realitätscheck, der lediglich darin besteht, sich im Laufe des Tages möglichst oft die Frage zu stellen: „Wache ich oder träume ich?“ Doch damit ist es noch nicht getan – denn die gegebene Antwort, in der Anfangszeit zunächst „ich wache“, muss auch begründet werden – Indem man beispielsweise prüft, wie es um die eigene Erinnerungsfähigkeit oder die physikalischen Gesetze der Umwelt steht: Wisst Ihr noch, wer Ihr seid und was Ihr in der letzten halben Stunde gemacht habt? Fühlt Ihr euch dank Schwerkraft mit der Erde verbunden? Und was passiert eigentlich, wenn Ihr euch gegen eine Wand lehnt?
Anfangs wirken solche Fragen erst einmal etwas befremdlich, da man sie sich normalerweise nicht zu stellen braucht – jedenfalls nicht im Wachzustand. Doch wer seine Träume lenken möchte, muss sich diesen Realitätstest so sehr zur Gewohnheit machen, dass er auch im Schlaf ganz automatisch ausgeführt wird. Gelingt Euch das, habt Ihr gewonnen – und zwar einen Funken Bewusstsein, mitten im Traum, während des Tiefschafs.
Wenn Ihr dann etwa Eurer Schwerelosigkeit gewahr werdet oder die RUB plötzlich am karibischen Sandstrand liegt, dürfte es Euch gehen wie Leonardo DiCaprio in einem seiner bildgewaltigen Hollywood-Streifen „Inception“. Darin überprüft auch er anhand physikalischer Gesetze seinen Bewusstseinszustand, indem er einen Kreisel dreht: Fällt dieser um, wacht er; dreht sich das Spielzeug hingegen endlos weiter, ist er in einer seiner Traumebenen gefangen.
Morgens notieren, abends murmeln
Ein routinierter Realitätscheck erfordert selbstverständlich genug Übung. Zwei kleine Tipps können zusätzlich helfen, luzide Erlebnisse zu begünstigen.
Zum einen fördert ein Tagebuch das generelle Traumgedächtnis. Ein paar Fragmente kurz nach dem Aufwachen zu notieren genügt schon, um sich an seine Träume bald häufiger und detaillierter zu erinnern. Die Auseinandersetzung mit den nächtlichen Bildern ist ein zentrales Element des Klarträumens – denn nur, wer das Traumgeschehen reflektiert, hat auch die Chance, es zu verändern.
Zum anderen könnt Ihr mit wenig Aufwand die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Realitätscheck erhöhen. Sagt Euch kurz vor dem Einschlafen immer wieder, dass Ihr den Test im Traum durchführen werdet. Wiederholt diesen Entschluss wie ein Mantra, so lange, bis Ihr wegdämmert. Idealerweise wird Euer Gehirn im Schlaf das Vorhaben beherzigen und einen Klartraum induzieren.
Selbstverständlich sind all diese Methoden nicht bei jedem gleich wirksam – schließlich ist jeder Mensch und damit auch das Feintuning seines Denkorgans einzigartig. Probiert einfach aus, wie das luzide Träumen bei Euch am besten klappt. Das Ergebnis dürft Ihr uns gerne via digitalem Leserbrief berichten!
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