Keine große Literatur, aber ein spannendes Campus- und Generationsporträt: Michael Hingstons Debütroman „Die Dilettanten“.
Da kann man noch so sehr durch die Ideologie der Postmoderne gesättigt sein – die Studierenden Alex und Tracy der kanadischen Simon Fraser University in Hingstons „Die Dilettanten“ müssten sich doch empören: Den RedakteurInnen der Studentenzeitung „The Peak“ droht mit dem Vertrieb der Gratis-Boulevardzeitung „Metro“ nicht nur journalistische Konkurrenz, sondern gar das Aus. Der Mikro-Kosmos ‚Campus‘ scheint von Monstern der Kommerzialisierung aufgefressen zu werden. Aber wenn die Gefressenen zugleich Kinder der postmodernen Konsumgesellschaft sind? Hysterische Hipster? Vielleicht. Aber mit Ironie – als Schutzschild: „Mit Ironie konnte man die Stelle überspringen, an der man sich entscheiden musste, woran man glaubte.“
Ironie in der Dauerschleife
Denn damit ist hier alles durchtränkt: Ironie beim Konsumieren, Ironie beim Flirten, Ironie beim Ficken. Das Ganze in bloßer Dauerschleife: „Sie waren die Generation der Secondhand-Ironie. Sie hatten sie geerbt wie eine alte Strickjacke, ohne sie eigentlich definieren oder auch nur auf irgendeine sinnvolle Art erkennen zu können.“ Das schwingt auch in den Dialogen mit – archetypische (Hipster-)Studierenden-Gespräche, die mit popkultureller Intertextualität spielen, ohne sich wirklich ernstzunehmen. Michael Hingstons Debütroman ist kein tolles Buch, dafür aber ein scharfes, pointiertes Porträt gegenwärtiger Campus- und Studierendenkultur als Fest der Distanzierung von der Wirklichkeit (der neoliberalen Doktrin). So sollte man den Roman auch lesen. Dann kann man auch über den sprachlichen Stil hinwegsehen: „Diese Magie hatte etwas. Ihre Augen waren so grün wie eine Disney-Lagune.“ Hoffentlich nur Ironie.
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