Bild: Ein Rad am Ende des Schlotes: Bei E.ON wird umgedacht., Unternehmen setzt auf erneuerbare Energien Montage: tims

Der Düsseldorfer Stromgigant E.ON baut seinen Konzern radikal um und gliedert das Geschäft mit Atom-, Gas- und Kohlekraft aus, um sich in Zukunft voll auf erneuerbare Energien zu konzentrieren. Für die Politik ist dieser aus ökologischer Sicht konsequenter Weg ein Affront – hatte sie doch zuletzt ihre Klimaziele nach unten korrigiert und den Ausbau von Kohlekraftwerken vorgeschlagen. Für die deutsche Energiewende ein unverzichtbarer Beitrag; doch was steckt hinter dieser Idee?

Was ist von der Klimakanzlerin geblieben, die sich noch vor vier Jahren als solche feiern ließ und die Energiewende als das wichtigstes Ziel ihrer Regentschaft bezeichnete? Ihre Rolle rückwärts bei der Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke nach der Katastrophe in Fukushima sollte die Chance für Deutschland sein, eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz zu spielen, doch in den vergangenen Jahren ist es merklich ruhig geworden um Angela Merkels Klimapolitik – vor allem, als sich die aktuelle Bundesregierung selbst eingestehen musste, dass die hochgesetzten Klimaziele nicht mehr zu erfüllen sind: Um 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 sollte der CO₂-Ausstoß gesenkt werden, doch ist in dieser Rechnung eine Sache vergessen worden: Man wollte auf die CO₂-emissionsreichen Kohlekraftwerke verzichten und stattdessen auf Gaswerke setzen. Jedoch lief es genau anders herum.

E.ON hat die Zeichen erkannt

Die Nachricht aus Düsseldorf glich im ersten Moment einer Revolution – hatte doch Vorstandschef Johannes Teyssen in der letzten Woche eine vollständige Neuausrichtung des Konzerns verkündet: „Das bisherige breite Geschäftsmodell von E.ON wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht“. Heißt im Klartext: Weg von den herkömmlichen Energien und hin zum Ausbau von Wind- und Solarenergie. Der Plan ist weit von einer Revolution entfernt und eher aus einer einfachen Rechnung entstanden: Mit konventionellem Strom ist kein Geld mehr zu verdienen – die Großhandelspreise für Strom sind in diesem Jahr um 25 Prozent gefallen, der hochverschuldete Energiekonzern mit über 60.000 MitarbeiterInnen und über 122 Milliarden Euro Umsatz schreibt seit Jahren rote Zahlen und versucht mit diesem Schritt, den freien Fall zu verhindern.

Zu viel Ökostrom, zu viel Kohlekraft

So ist in den letzten Jahren in Deutschland ein Energiewende-Paradoxon entstanden: Viele neue Windräder und Solaranlagen erzeugten eine Überproduktion von Ökostrom, doch gleichzeitig   wurden immer mehr emmissionsarme Gaskraftwerke abgestellt, weil sie zu teuren Strom produzierten, den man wiederum nicht teuer verkaufen konnte. Als Folge wurde mehr Strom aus günstigen Kohlekraftwerken erzeugt und Deutschland darf sich jetzt als Europas Klimakiller Nr. 1 bezeichnen. Nicht einmal das bescheidene Ziel der Europäer, 20 Prozent weniger CO₂ zu produzieren, kann unter diesen Voraussetzungen erreicht werden. Daran ändert auch E.ONs Neuausrichtung nichts. Jedoch ist es ein Schritt in die richtige Richtung – wenn auch notgedrungen. Andere werden folgen.

:Tim Schwermer

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