Bild: Kommentar contra rezeptfreie Pille danach: Bevormundung oder nötige Aufklärung?

Männer haben meist nur indirekt mit der Entscheidung zu tun, wenn Frauen „die Pille danach“ wählen. Vielleicht riss das Kondom oder beide waren nicht ganz – gegebenenfalls doch – bei der Sache. Plötzlich kommt dann das Erwachen und die Situation ist ungewollt. Schnell sein heißt es, wenn die Entscheidung klar ist. Der Termin beim Arzt kostet wertvolle Zeit und ist lästig. Gute Gründe für den rezeptfreien Verkauf gibt es also, aber meiner Meinung nach überwiegen dennoch die Nachteile.

Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) gibt an, dass zum Beispiel das Präparat „Levonorgestrel“ das 15-Fache der üblichen Tagesdosis von Antibabypillen beinhaltet. „Steroidhormone“ seien keine beliebigen Pharmaka. Freundinnen von mir sprechen nicht selten darüber, dass sogar die reguläre Pille direkt wahrnehmbare Auswirkungen auf Körper und Psyche hat. Unfruchtbarkeit auf unbestimmte Zeit, Gewichtszunahme, Übelkeit oder auch Depressionen werden als mögliche Nebenwirkungen genannt. Ein Zuviel von dieser „Hormonbombe“ birgt insofern Risiken.
Unnötig bevormundet werden sollte hingegen niemand. Unnötig ist die Beratung und Aufklärung jedoch erst dann, wenn jede Frau die Fakten kennt, sie versteht und sich auch bewusst macht. Ist das der Fall?

Norwegen machte schon zum Millennium „die Pille danach“ frei zugänglich, ohne Erfolg. 1995 betrug die Anzahl von Konsumentinnen dort noch 5.000 und bereits 2007 waren es 150.000. Der Kontext ist hier wesentlich, weil die Zahlen der Schwangerschaftsabbrüche unverändert blieben.
Fraglich bleibt dadurch also die Effektivität der freien Verfügbarkeit des Präparats. Denn zum einen wäre wohl die Abbruchrate sonst gesunken, zum anderen weisen die Fakten auf einen unbewussteren Umgang hin. Norwegen ist kein Einzelfall, denn auch Schweden und Schottland geht es ähnlich. Entscheidend für mich als Mann ist letztlich nur, dass jede Frau, meine Freundin, aufgeklärt entscheiden kann. Nebenwirkungen sollten klar und bewusst sein.

:Alexander Schneider

 

Lest hier den Pro-Kommentar von Gastautor Patrick Henkelmann.

 

6 comments

  1. Abgesehen davon, dass es sehr
    Abgesehen davon, dass es sehr lustig ist, dass sich hier zwei Männer über das Für und Wieder der freien Verfügbarkeit der Pille danach auslassen, ist das ein sehr schwach formulierter Kontraartikel.

    Ich bin sehr erstaunt darüber, dass mein zweites X-Chromosom mich davon abhält, vernünftig mit Medikamenten umzugehen. Nun stellt sich die Frage – wäre es leichter für mich, wenn ich ein Y-Chromosom hätte?
    Immerhin verkaufen wir ja Alkohol und Paracetamol an Männer, die in falscher Dosierung leicht zum Tod führen können. Die scheinen damit gut, aufgeklärt und verantwortungsbewusst umgehen zu können.
    Auf der anderen Hand sind mir diese Sachen trotz meines weiblichen Geschlechts auch zugängig! Wenn das nicht eine feministische Teufelei ist, sondern wirklich mit rechten Dingen zugeht, dann muss ich daraus folgern, dass da mein Urteilsvermögen noch nicht versagt und dass allein die in der Pille danach enthaltenen Hormone mein Urteilungsvermögen schon vor der Einnahme außer Kraft setzen können. Und eine mögliche Unfruchtbarkeit auf unbestimmte Zeit?! Nein, da wird ja meine ureigene Bestimmung als Weib außer Kraft gesetzt! Welcher überraschender Nachteil eines zweiten X-Chromosoms!

    Es ist ja so traurig, dass dieser Erbdefekt mich davon abhält, mich selbst mit den Folgen einer Einnahme auseinander zu setzen. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich im Falle einer Vergewaltigung, nach dem mich das nächste katholische Krankenhaus in guter christlicher Manier abgewiesen hat, das Kind meines Vergewaltigers austrage. Eine Schwangerschaft ist so leicht und sicher, die wird niemals zu Gesundheitsrisiken führen und ich werde sie sicher aufgeklärter und verantwortungsbewusster erleben als ich die Einnahme der Pille je könnte!

    Vielen Dank noch mal, dass die guten Männer unseres Landes wenigstens versucht haben, mich schwaches Geschöpf zu beschützen!

    1. Antwort

      Das Dilemma dieses Pro und Contras ist tatsächlich, dass diese von zwei Männern kommen. Wir beide hielten es jedoch für ein lebensnahes und wichtiges Thema, das angesprochen werden sollte.

      Meiner Meinung ist diese Problematik letztlich Sache der Frau und so ist es auch richtig, denn jene trägt die Konsequenzen. Das ist der Grund wieso ich meinen Artikel zurückhaltend formuliert habe. Er geht lediglich auf Situationen ein, die mir nicht fremd sind, und mit Aussagen von Experten argumentiert. Ich hätte auch sachlicher an das Thema herangehen können, aber es ist eines das vom persönlichen Erleben geprägt ist. Nur auf der Sachebene zu bleiben geht in diesem Fall also am Thema vorbei.

      Ich denke, dass nicht die genetische Grundlage das Urteilsvermögen Frauen trübt, sondern mangelndes Wissen. "Nebenwirkungen sollten klar und bewusst sein." Das gilt für Frauern und Männer gleichermaßen sowie für solche Medikamente, die einen bedenklichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Ob man trotz besseren Wissens zum Beispiel Alkohol dazu einnimmt liegt in der Verantwortung des Konsumenten. Man sollte nicht vergessen, dass der eigene Standpunkt und Aufkklärungsstand nicht der einer Allgemeinheit ist. Einen ähnlichen Thematischen Zusammenhang gibt es auch in der Diskussion um die Legalisierung von Drogen (Wann sollte man Drogen legalisieren?).

      Konstruktive Kritik nehme ich gerne an. Stell doch bitte die "sehr schwachen Formulierungen" heraus und schick sie mir mit einer Erläuterung an Alexander.schneider@bszonline.de .

      Liebe Grüße, dein dich nicht bevormundender :bsz-Redakteur..

       

      :Alexander Schneider

      P.s. Man kann natürlich die Argumente ignorieren und sich auf eine nicht vorhandene Bevormundung-Perspektive ausruhen, aber das macht nichts besser. Vielleicht liegt es auch an meinem Y-Gen-Defekt, dass ich die Situation etwas seltsam finde, die sich grade abspielt:

      Die normale Pille hat eine rezeptpflicht? Wieso denn das, wenn die intensivere frei verfügbar ist? Warum regen sich die Frauenärzte auf? Die wollen doch nur das Geld der Krankenkassen! Was? Die Pharmaindustrie freut sich schon um eine Steigerung von 20%? Diese Gutmenschen, das haben die sich auch verdient und wenn halt ein paar Leute darunter leiden müssen? Das sind doch nur…. wenige.

      Mal ein paar provozierende Gedanken bzw. Hypothesen:

      Woran könnte der Anstieg liegen, der keinen großen Unterschied zu haben scheint? Vielleicht denken sich manche Frauen:

      1. "Boah, keinen Bock jetzt zum Frauenarzt zu gehen! Scheiß auf die normale Pille.. ich nehm jetzt einfach nach jedem Mal Sex mit meinem Freund die Pille danach.. und die hilft dann richtig. Qualität statt Quantität!"

      2. Könnte es vielleicht sogar Vorteile haben, wenn vergewaltigte Frauen mit ihrem Frauenarzt sprechen? Zum Beispiel, wenn es der eigene Mann war oder gar der Vater, dessen Kind man nicht will? Damit man diese überhaupt nachweisen und anzeigen kann? Ist das Bild des bösen, bevormundenden, Frauenarztes immer richtig?

      Das Ganze ist kein leichtes Thema und es mit Killerphrasen leichtfertig abzuschmettern bringt keine Erkenntnisse.

      1. Hallo,
        Hallo,
        ich würde ganz gerne auf einzelne Stellen deiner Antwort eingehen.

        „Ich denke, dass nicht die genetische Grundlage das Urteilsvermögen Frauen trübt, sondern mangelndes Wissen. „Nebenwirkungen sollten klar und bewusst sein.“ Das gilt für Frauern und Männer gleichermaßen sowie für solche Medikamente, die einen bedenklichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Ob man trotz besseren Wissens zum Beispiel Alkohol dazu einnimmt liegt in der Verantwortung des Konsumenten.“

        Genauso wie es in der Verantwortung des Konsumenten liegt, wie du sagst, ob er oder sie Alkohol konsumiert oder andere Medikamente, liegt es meiner Meinung nach in der Einzelverantwortung der Frau, ob sie die Pille danach einnimmt.
        Den Vergleich mit Alkohol und Paracetamol ist von mir herangezogen worden, da diese beiden bei einer zu hohen Dosierung zum Tode führen können. Im Jahr 2013 kam es in den USA zu 150 unbeabsichtigten Überdosierungen mit Todesfolge von Paracetamol.
        Hier ist also ein sehr gefährliches Medikament ohne Rezept erhältlich, *ohne* dass anscheinend die Öffentlichkeit angemessen aufgeklärt ist. Warum sollte also ausgerechnet bei der Pille danach diese möglicherweise mangelnde Aufklärung als Vorwand genutzt werden, sie nicht rezeptfrei zugänglich zu machen?
        Bei Paracetamol geht es ja „nur“ um Schmerzlinderung, bei der Pille danach allerdings um die Verhinderung einer Schwangerschaft, die weitaus schwerwiegendere Folgen haben kann. Eine Schwangerschaft bildet immer noch ein erhebliches Risiko für die Gesundheit einer Frau, und kann immer noch, auch in unserer Zeit, zum Tode führen.

        „Man kann natürlich die Argumente ignorieren und sich auf eine nicht vorhandene Bevormundung-Perspektive ausruhen, aber das macht nichts besser“

        Nun, dann muss ich sagen, dass ich mich auf dieser Perspektive ausruhe, denn genau das sehe ich in diesem Fall. Wenn andere lebensgefährliche Mittel frei verkauft werden, warum sollte mir als Frau der Zugang zu diesem schützenden Präparat verwehrt werden?

        „Die normale Pille hat eine rezeptpflicht? Wieso denn das, wenn die intensivere frei verfügbar ist? Warum regen sich die Frauenärzte auf? Die wollen doch nur das Geld der Krankenkassen! Was? Die Pharmaindustrie freut sich schon um eine Steigerung von 20%? Diese Gutmenschen, das haben die sich auch verdient und wenn halt ein paar Leute darunter leiden müssen? Das sind doch nur…. wenige.”

        Ich glaube, hier liegt mangelnde Kenntnis deinerseits angesichts der Einsatzmöglichkeiten und der Wirksamkeit der Pille vor. Die „reguläre“ Pille wird nach der Beratung durch einen Frauenarzt verschrieben, da es sehr viele unterschiedliche Präparate gibt, die unterschiedlich eingesetzt werden können.
        Der Frauenarzt fragt, wie die normale Blutung verläuft, in welcher Stärke, welche Beschwerden vorliegen und sucht dann die am besten passende Pille aus, die möglichst gut zu der einzelnen Frau passt.
        Darüber hinaus handelt es sich bei der normalen Pille um ein Medikament, das über einen längeren Zeitraum eingenommen wird und nicht nur einmal angewendet wird. Da es keine unmittelbar benötigte Notfallmaßnahme ist, sondern einen Normalzustand verändert, liegt es im Interesse jeder Frau, Langzeitrisiken zu minimieren und Beschwerden zu umgehen bzw. zu lindern, so zum Beispiel starke Schmerzen bei der Periode, die durch die richtige Pille verhindert werden können.

        „1. „Boah, keinen Bock jetzt zum Frauenarzt zu gehen! Scheiß auf die normale Pille.. ich nehm jetzt einfach nach jedem Mal Sex mit meinem Freund die Pille danach.. und die hilft dann richtig. Qualität statt Quantität!““

        Nun, seltsame Menschen gibt es in jedem Fall. In diesem Fall kann man nur daraus folgern, dass das entsprechende Paar wenig Sex hat, denn ansonsten würden die nächsten Tage nach der Einnahme mit Übelkeit und Beschwerden, nicht zu vergessen der Geldpreis der Pille danach die Frau davon abhalten, die Einnahme nach dem Sex zu einer Gewohnheit zu machen.
        Falls jemand allerdings gerne leidet und Geld ausgibt, werde ich in diesem Fall genauso wenig dafür plädieren, ihn mit einem Gesetz davon abzuhalten, wie ich es im Falle eines Alkoholikers tun würde, der ja auch den frei verkäuflichen Alkohol unangemessen und gesundheitsschädlich konsumiert.

        „2. Könnte es vielleicht sogar Vorteile haben, wenn vergewaltigte Frauen mit ihrem Frauenarzt sprechen? Zum Beispiel, wenn es der eigene Mann war oder gar der Vater, dessen Kind man nicht will? Damit man diese überhaupt nachweisen und anzeigen kann? Ist das Bild des bösen, bevormundenden, Frauenarztes immer richtig?“

        Ich muss sagen, dieser Abschnitt haut mich aus den Socken. Wir haben uns hier missverstanden, denke ich. NATÜRLICH sollte jede vergewaltigte Frau einen Frauenarzt aufsuchen. Nach einer Vergewaltigung muss idealerweise eine Untersuchung stattfinden, nicht nur wegen der wahrscheinlich erlittenen Verletzungen, sondern auch, um Beweismaterial in Form von DNA sicherzustellen.
        Als ich mich auf die katholischen Krankenhäuser bezogen habe, bezog ich mich auf den Fall einer Frau, die nach ihrer Vergewaltigung von diesen Krankenhäusern ABGELEHNT wurde, weil diese befürchteten, dass mit der Einnahme der Pille danach der Wille Gottes unterbunden werden könnte. Dieser Frau wurde jede Hilfe verweigert.
        Auch persönlich ist mir der Fall eines Paares bekannt, das große Schwierigkeiten hatte, nach einem kleinen „Unfall“ beim Verkehr an die Pille danach zu gelangen, weil die einzigen offenen Notstellen um diese Zeit in katholischen Krankenhäusern waren und diese sich weigerten, die Pille zu verschreiben.

        In diesem Licht halte ich es für unbedingt notwendig, dass man mir als Frau selbst die Entscheidung überlässt, ob ich diese Pille einnehmen möchte oder nicht. Eine Verweigerung kann schließlich zu einer Schwangerschaft führen, und es ist sicherlich nicht weniger risikoreich, eine Abtreibung durchführen zu lassen und bedeutend mehr traumatisierend. Von einer Schwangerschaft, einer Geburt und dem Leben danach mit Kind gar nicht weiter zu sprechen…

        PS:

        „Konstruktive Kritik nehme ich gerne an. Stell doch bitte die „sehr schwachen Formulierungen“ heraus und schick sie mir mit einer Erläuterung an Alexander.schneider@bszonline.de .“

        Ich bezog mich auf einen insgesamt sehr schwach formulierten Artikel. Wenn du meinst, dass es dir hilft, kann ich gerne versuchen, einzelne Sätze herauszuschreiben.
        Sehr schwach finde ich allerdings einfach nur das Hauptargument, dass die Risiken zu groß sind, um die Pille danach rezeptfrei zugänglich zu machen, da trotz wesentlich größeren Risiken Alkohol und Paracetamol frei zugänglich sind. Da die Pille danach nur von Frauen eingenommen wird, Paracetamol und Alkohol aber von beiden Geschlechtern konsumiert werden, ist die Frage berechtigt, warum genau in dem Fall der Pille die Risiken als zu groß befunden werden.

  2. Zu der Paracetamol-Sache:

    Zu der Paracetamol-Sache:

    Ich finde du ziehst daraus den falschen Schluss. Das würde vielmehr ein Indiz dafür sein, dass man Paracetamol rezeptpflichtig machen sollte, weil Menschen dadurch sterben und nicht aufgeklärt wurden. Wenn du natürlich Tote möchtest, dann wäre es vielleicht sinnvoll es so zu belassen oder verstärkt aufzuklären.

    Standard-Pille:

    Es verändert den Normalzustand? Das tut die andere Pille auch, nur nicht regelmäßig. Wieso nicht die Frau selbst entscheiden lassen welche Pille sie nehmen sollte? Die weiß natürlich was besser für sie ist und es wäre wettbewerbsverzerrung, wenn Ärzte sich da einmischen. Die Frau kennt ihren Körper und kann genauso gut sowie viel schneller lernen, ob ihr die Pille schmeckt oder nicht? Wenn eine Frau nur zwei Mal die "Pille danach" in einem Monat nimmt, hat sie ebenso viel zu sich genommen, als wenn sie den ganzen Monat die reguläre genommen hätte. Die Symptome hat sie möglicher Weise von beiden Präparaten. Die Fakten zeigen, dass sich der Konsum vervielfacht hat und es wäre interessant genauere Daten zu haben, um zu erfahren ob es einen regelmäßigen Konsum gibt. So könnte man sich ein genaueres Bild machen, um sachliche Urteile zu treffen.

    Katholische Krankenkäuser:

    Der bekannte Vorfall hatte im vergangenen Jahr eine Debatte ausgelöst und führte auch zu einem nötigen Wandel: "selbstverständlich menschliche, medizinische, psychologische und seelsorgliche Hilfe erhalten. Dazu kann die Verabreichung einer 'Pille danach' gehören, insofern sie eine verhütende und nicht eine abortive Wirkung hat." . Insofern hat dieses Argument keine konkrete Basis, wenn es um die Pille danach geht, von der wir hier sprechen. Glaube sowie Vernunft müssen nah am Menschen, dessen Leben sein, sonst verliert sich der Bezug und Sinn.

    Kritik usw. :

    Wenn man eine Paracetamol nimmt, ist es nicht so schlimm. Wenn man eine Pille danach nicht, ist es nicht so schlimm. "Die Menge macht das Gift."

    Bei Hormonen verhält es sich etwas anders als bei Paracetamol. Entscheidend ist, dass von einem bewussten Umgang ausgegangen werden kann und das mögliche "Komplikationen" durch Kombinationen vermieden werden.

     Für mich ist es eine Grundsätzliche Problematik und ist unabhängig vom Geschlecht zu betrachten. Ethische und nicht moralische sollten hier im Vordergrund stehen, die zu einem guten Miteinander führen. Verantwortung bedeutet allerdings auch Dinge zu benennen und dafür argumentieren, selbst wenn es anderen missfällt. Gute Argumente, egal von welcher Seite, sollten nicht ignoriert werden, denn es geht ja nicht darum sich zu profilieren.

    Meinst du also mit Formulieren die Argumente?

     

    schönen Tag!

     

    :Alexander Schneider

  3. Das scheint ja hier ein
    Das scheint ja hier ein längeres Gespräch zu werden.

    Als erstes: „Wenn du natürlich Tote möchtest, dann wäre es vielleicht sinnvoll es so zu belassen oder verstärkt aufzuklären.“

    So eine Unterstellung finde ich nicht angemessen. Du vertrittst die BSZ, und ich glaube nicht, dass es die Leitphilosophie dieser Zeitschrift es ist, ihre Leser zu beleidigen.

    Lass mich mal nachprüfen, ob ich dein Argument richtig verstanden habe.

    1) Du sagst, dass Paracetamol gefährlich ist. Alkohol schließe ich mal hier mit ein, da davon auch Menschen unbeabsichtigt sterben, häufig junge Menschen.
    2) Die Pille danach ist deiner Meinung vergleichbar gefährlich.

    Nun ergeben sich nach dieser Argumentation zwei Möglichkeiten:

    3) Die Pille danach wird als einziges dieser drei Dinge nicht frei zugänglich gemacht.

    In diesem Fall würde das nur *Frauen* betreffen, und nur das Thema Verhütung. Daraus lässt sich folgern, dass nur Frauen nur mit der Pille danach nicht richtig umgehen können, Alkohol und Paracetamol aber konsumieren können.

    Oder

    4) Sowohl Alkohol wie Paracetamol wie die Pille sollten deiner Meinung nur noch mit Rezept verkäuflich sein.

    Das entspricht zwar immer noch nicht meiner Meinung, würde allerdings nicht mehr nur Frauen betreffen. Diese Meinung wäre, wie abwegig ich sie auch finde, für mich zu respektieren.

    Zur Standard-Pille:

    „Es verändert den Normalzustand? Das tut die andere Pille auch, nur nicht regelmäßig.“

    Mit einer Veränderung des Normalzustandes habe ich selbstverständlich gemeint, dass eine Einnahme über lange Zeit geplant erfolgt und dass der normale Zyklus der Frau unterbrochen wird und ein anderes Hormonklima gezielt in ihrem Körper hergestellt wird. Bei der Pille danach handelt es sich um eine Notfallmaßnahme.

    „Wieso nicht die Frau selbst entscheiden lassen welche Pille sie nehmen sollte? Die weiß natürlich was besser für sie ist und es wäre wettbewerbsverzerrung, wenn Ärzte sich da einmischen. Die Frau kennt ihren Körper und kann genauso gut sowie viel schneller lernen, ob ihr die Pille schmeckt oder nicht?“

    Ist das eine Frage? Wenn du mich fragst, würde ich hier natürlich mit Nein antworten. Ich dachte, ich hätte schon in meinem vorherigen Kommentar deutlich gemacht, dass es sehr viele unterschiedliche Arten von „normalen“ Pillen gibt.

    Im Falle der Pille danach geht es immer um eine ähnliche Dosierung und eine einzige erhoffte Wirkung. Eine vom Frauenarzt verschriebene normale Pille kann in zahlreicher Hinsicht wirken: Abgesehen von der Verhütung kann sie Akne mindern, Krämpfe abschwächen, Blutungen stillen. Manche Pillen sind höher dosiert, andere weniger. Manche Pillen müssen jeden Tag um genau dieselbe Zeit eingenommen werden, andere erlauben ein, zwei Stunden Spielraum.

    Die Formulierungen „ob ihr die Pille schmeckt oder nicht“ und „kann viel schneller lernen“ sind reichlich flapsig gewählt, und ich nehme einmal an, dass das, wie auch die Frage, ob ich Tote will, eine Provokation sein soll. In diesem Falle möchte ich aber ernsthaft antworten:
    Ja, Frauen kennen ihren Körper. Die Vielzahl der Präparate der „normalen“ Pille lässt es kaum zu, sich einen Überblick zu verschaffen, ohne beruflich in diesem Feld zu arbeiten. Deshalb lässt sich die Frau von ihrem Arzt beraten, probiert die entsprechende Pille aus, hält Rücksprache und ersetzt sie möglicherweise durch eine anderen. Manche Frauen reagieren auf bestimmte Präparate mit Übelkeit, bei anderen kann es zu Zwischenblutungen kommen. Natürlich ist die Kenntnis des eigenen Körpers in diesem Fall wichtig, um ein optimales Präparat zu finden.
    Im Idealfall kann die Pille einer Frau das Leben einfacher machen. Deshalb nehmen viele Frauen gerne und freiwillig über einen langfristigen Zeitraum die Pille, auch wenn sie gar keinen Geschlechtsverkehr haben.

    „Wenn eine Frau nur zwei Mal die „Pille danach“ in einem Monat nimmt, hat sie ebenso viel zu sich genommen, als wenn sie den ganzen Monat die reguläre genommen hätte. Die Symptome hat sie möglicher Weise von beiden Präparaten.“

    Ich weiß nicht, warum du so sehr daran glaubst, dass Frauen nun diese angenehme „normale“ Pille, wie ich es eben erklärt habe, durch die Pille danach ersetzen werden. Nicht nur, dass diese teuer ist, es können auch noch, da sie einen starken Hormonschub abgibt, Zwischenblutungen entstehen. Den meisten Frauen reicht eine Periode im Monat. Aus Erfahrungsberichten weiß ich von starker Übelkeit nach der Einnahme. Die meisten Frauen, die die Pille danach genommen haben, fühlen sich zwar emotional erleichtert, fanden die Erfahrung aber körperlich nicht unbedingt toll.
    Vergleiche es mit einer Impfung – danach hat man häufig Fieber und Schmerzen, doch das Endergebnis rechtfertigt dies. Dennoch würde kaum jemand auf die Idee kommen, sich freiwillig andauernd impfen zu lassen.

    „Katholische Krankenkäuser:
    Der bekannte Vorfall hatte im vergangenen Jahr eine Debatte ausgelöst und führte auch zu einem nötigen Wandel: „selbstverständlich menschliche, medizinische, psychologische und seelsorgliche Hilfe erhalten. Dazu kann die Verabreichung einer ‚Pille danach‘ gehören, insofern sie eine verhütende und nicht eine abortive Wirkung hat.“ . Insofern hat dieses Argument keine konkrete Basis, wenn es um die Pille danach geht, von der wir hier sprechen. Glaube sowie Vernunft müssen nah am Menschen, dessen Leben sein, sonst verliert sich der Bezug und Sinn.“

    Die Pille danach hat keinerlei abtreibende Wirkung. Sie verhindert den Eisprung. Sie ist außerdem umso wirksamer, je eher sie eingenommen wird.
    Die Abtreibungspille ist etwas anderes, nämlich die Mifegyne® (RU 486).

    Nun ist es leider so, dass dies den Krankenhäusern nicht bekannt zu sein schien. Die vergewaltigte Frau wird nicht nach der Abtreibungspille gefragt haben, da sie noch nicht schwanger war, und das Paar von dem ich weiß, suchte auch nach der Pille danach. Dennoch wurde beiden die Hilfe verweigert.
    Nun erinnere ich noch einmal daran, dass in diesem Fall jede Stunde zählt!

    In einem Land, in dem ich nicht sicher sein kann, ob ich wirklich die Pille danach erhalte, oder ob Ärzte so ahnungslos, mitleidslos oder ähnliches sind, dass sie mir diese Pille verweigern, weil sie den Unterschied zu der Abtreibungspille nicht kennen, *muss* diese Pille für mich frei verfügbar sein.

    „ Für mich ist es eine Grundsätzliche Problematik und ist unabhängig vom Geschlecht zu betrachten. Ethische und nicht moralische sollten hier im Vordergrund stehen, die zu einem guten Miteinander führen. Verantwortung bedeutet allerdings auch Dinge zu benennen und dafür argumentieren, selbst wenn es anderen missfällt. Gute Argumente, egal von welcher Seite, sollten nicht ignoriert werden, denn es geht ja nicht darum sich zu profilieren.“

    Ich weiß nicht, wie das hier unabhängig vom Geschlecht sein kann. Die Pille danach betrifft Frauen. Wir argumentieren hier die ganze Zeit darüber, was dem weiblichen Körper zuzumuten ist. Du wirst niemals eine Schwangerschaft erleben, du wirst niemals an Präeklampsie während der Schwangerschaft leiden, du wirst niemals länger als 24 Stunden in den Wehen liegen, einen Kaiserschnitt mitmachen müssen oder dabei verbluten.
    Dennoch scheint es dir von großer, großer Wichtigkeit zu sein, was Frauen ihrem Körper zumuten. Während beide Geschlechter gut mit den Nebenwirkungen und Gefährdungen anderer Mittel umgehen können, scheint der Spaß bei Hormonen im weiblichen Körper aufzuhören.

    Abschließend möchte ich noch einmal anmerken, dass für mich deutlich wird, dass es nicht die beste Entscheidung der BSZ war, Pro und Contra aus männlicher Sicht schreiben zu lassen. Es ist natürlich verständlich, dass du als Mann nicht sehr gut über die unterschiedlichen Wirkungen der normalen Pille, die Wirkungsweise und die Nebenwirkungen der Pille danach und der Abtreibungspille informiert bist, sowie das normale Verfahren beim Frauenarzt und die Auswirkungen auf den weiblichen Körper – in diesem Falle wäre aber etwas mehr Recherche angemessen gewesen.

    1. Nicht jede Provokation ist

      Nicht jede Provokation ist eine Beleidigung, da gibt es grobe Unterschiede (Zumal es in der Form von "wenn […] dann" war; ich hoffe du fühltest dich vom positiven angesprochen) Solche können dazu verwendet werden, um allgemeingültiges herauszuarbeiten, das nicht plausibel erscheint. Auswirkungen, die ernsthaft das Leben beeinträchtigen können, sind von der Gesellschaft einzudämmen, damit die Mitglieder einer Gesellschaft nicht zu schaden kommen. Ob das nun die Pille oder Paracetamol ist, ist nicht entscheidend. Kategorischer Imperativ und so.

      Ich habe die Auswirkungen der Pille danach schon bei Freundinnen miterlebt, die sich "ausgekotzt" haben, im doppelten Sinne. Diese Fakten muss ich nicht nochmal miterleben. Warum ich daran glaube, dass Menschen idiotische Dinge tun? Zum Beispiel lassen die Zahlen diese Spekulation zu, selbst wenn ich nicht davon ausgehen will, dass es so ist.

      Die Sache mit den Krankenhäusern: Das hast du wohl nicht verstanden. Dieses Zitat war eine Stellungnahme Meißners, der dadurch den Krankenhäusern eingeräumt hat, die Pille danach an Patienten zu geben. In diesem Fall musste erst eine Grundsatzdebatte geführt werden, wie ein "Unternehmen" mit Glaubensgrundsätzen mit einer spezifischen Situation umzuzgehen hat. Der Unterschied war den Ärzten bekannt. 

      Ob ich das durchlebe oder nicht, ist total egal. Ich habe mich nicht als Frau gefühlt als ich diesen Artikel geschrieben habe, was du aber wohl als Grundlage nimmst. Eigentlich war es genau anders herum und ich habe mich, als MANN gefühlt, der Anteil daran hat, die Entscheidungsgewalt aber bei der Frau lässt. Ich betrachtete es aus der Perspektive eines Beteiligten. Auch die Mitmenschen leiden mit, wenn es Freunden oder den Freundinnen schlecht geht. Ich will meine Leute nicht leiden sehen. Und ich soll das nie Erleben? Wenn mein Kind geboren wird, leide ich mit meiner Frau. Ich werde für sie da sein, ihr die Hand halten, mit pusten oder vielleicht umfallen. Wer weiß.

      Aber wenn du meinen Artikel gelesen hast, dann hast du scheinbar nicht herausarbeiten können, dass ich im Allgemeinen verharre und die Verantwortung bei der Frau belasse. Ich habe mich nicht dafür eingesetzt, dass Frauen keinen Zugang bekommen, sondern lediglich Gegenargumente aufgezeigt, die auf das Prinzip der Verantwortung verweisen, das durch "Bevormundung" ersetzt wurde. Aber es sind genau solche verurteilenden und selbstgerechten

      (denn es geht ja letztlich darum, dass soziale Veranbtwortung ausgeklammert werden. Zumindest war das grade dauernd der Fall, selbst wenn du einräumst, dass die Pille "nicht ohne" ist.) 

      Äußerungen, die keinen ernsthaften Diskurs zulassen, weil sie wesentliche Aspekte ausklammern.

      Ich hatte mich vor diesem Artikel, vor einem Jahr, mit dem Thema schon auseinander gesetzt und kenne die Risiken und Nebenwirkungen, selbst wenn ich nicht alles zu dem Thema erwähne.

      "Entscheidend für mich als Mann ist letztlich nur, dass jede Frau, meine Freundin, aufgeklärt entscheiden kann. Nebenwirkungen sollten klar und bewusst sein."

      Wenn du mir wiedersprichst, dann bedeutet dass: "Jede Frau sollte unwissend Entscheidungen treffen können. Nebenwirkungen sollten nicht erwähnt und ignoriert werden."

      Nicht die beste Entscheidung der :bsz? Vielleicht war es auch genau richtig, um die Rolle vom Mann herauszuarbeiten, die eventuell nicht jeder Leser erkannt hat. Der Partner kann natürlich auch nur zum Geldesel degradiert werden, der seinen "Anteil" zu zahlen hat, jetzt oder sein Leben lang. Es ist ignorant, wenn Frauen den Mann ganz bei dieser Thematik ausschließen. Fürsorge, sich Gedanken machen, wird als Bevormundung wahrgenommen, selbst wenn diese nicht in die Entscheidungsgewalt der Frau aktiv eingreift. Traurig.

      Ich hab alles hierzu gesagt und hoffe dass, man erkennt worum es hier eigentlich ging. Es ging mir um einen bewussten Gebrauch und das kann man nur jedem wünschen, der Medikamente einnimmt.

      :Alexander Schneider

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