Mit John von Düffels Bearbeitung des antiken Stoffes Orest startet das Prinz-Regent-Theater in die neue Spielzeit. Die private Bühne, die unter anderem für Stücke und Uraufführungen junger AutorInnen steht, nimmt diesmal wieder viele klassische Werke mit ins Programm. Genau das ist aber auch ein Problem, wie Theaterleiterin und Regisseurin Sibylle Broll-Pape sagt: Das Schauspielhaus kupfere ab.
Sibylle Broll-Pape ist sich sicher: „Offensichtlich machen sie uns nach.“ Gemeint ist damit das Bochumer Schauspielhaus um Intendant Anselm Weber, das die Bühne an der Prinz-Regent-Straße in der jüngeren Vergangenheit gerne als Inspirationsquelle nutzte. „Das ist schon der zweite Fall von ,warum machen sie uns wieder nach?‘“ Zuerst war es in der letzten Spielzeit „Othello“, den das Schauspielhaus mit ins Programm nahm, nachdem der Shakespeare-Klassiker bereits erfolgreich am Prinz-Regent-Theater lief. Nun ist es Schillers „Kabale & Liebe“, das im Schauspielhaus angesetzt wurde, obwohl es schon an der freien PRT-Bühne läuft.
Damit ergibt sich in der Bochumer Theaterlandschaft eine zweifelhafte Konkurrenzsituation um den Abi-Stoff: „Da werden zwei Theater unterstützt, die dieselben Sachen machen“, so Sibylle Broll-Pape kritisch Richtung Stadt.
Wirklich neu ist das aber nicht, wie Schauspieler Stephan Ullrich hinzufügt: „Das war schon immer so: Wir haben schon immer mit dem Schauspielhaus um Rechte gekämpft.“ Manchmal auch zuungunsten des Schauspielhauses, wie der Publikumsrenner „Tschick“ beweist.
Anlaufstelle für spannende Theaterabende – auch für Studierende
Denn die Theateradaption von Wolfgang Herrndorfs Jugendroman „Tschick“ war auch an der Prinz-Regent-Straße ein großer Bühnenerfolg. Umso zuversichtlicher kann man dort auch in die neue Spielzeit gehen, die wieder klassische Stücke mit zeitgenössischem Theater verbindet. So wird Jordi Galcerans Komödie „Reden mit Mama“ zu sehen sein, in der die Situation von Mitfünfzigern geschildert wird, die sich um die noch älteren Eltern kümmern müssen. Außerdem wird noch ein zeitgenössisches Stück, wie Dramaturg Michael Mans ankündigt, zum Ende der Spielzeit Premiere feiern.
Für die Klassiker steht dagegen die Aufführung des „Orest“, die für alle Beteiligten eine „große Herzensangelegenheit“ war, da, wie Sibylle Broll-Pape betont, „die großen Fragen im Stück gestellt werden.“
Daneben besteht in Zeiten von IS-Terror und Ukraine-Krise aber auch ein aktueller Bezug: „Letztendlich geht es auch um Krieg“, so Broll-Pape. Mit der Orest-Aufführung verband man auch, wie Menelaos-Darsteller Stephan Ullrich betont, „einen politischen Auftrag, so ein Stück in die Spielzeit zu nehmen.“
Neben der Kafka-Adaption „Die Verwandlung“ wird auch eine Macbeth-Premiere im November gezeigt. Im Schauspielhaus wurde bisher keine Macbeth-Inszenierung angekündigt – umso vielversprechender für die Prinz-Regent-Bühne. Schließlich läuft Macbeth erst seit kurzem erfolgreich im Theater an der Rottstraße.
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