„Zelte für Flüchtlinge. Mit schmalen Pritschen und ein paar Stühlchen. Auf einem matschigen Ascheplatz. Nicht im Irak oder in Syrien. Sondern in Duisburg, Deutschland. Es ist einfach nur beschämend.“ So beginnt ein aktueller Kommentar zum Duisburger Flüchtlingsskandal – nicht etwa in der örtlichen studentischen Campuszeitung, sondern in der WAZ Essen. Die Stadt des Loveparade-Desasters hätte diesen Skandal verhindern müssen, folgert Kommentator Frank Preuß. „Um jeden Preis.“
Während andernorts im Revier wieder HausbesetzerInnen um leerstehenden Wohnraum ringen, baut die Stadt Duisburg derzeit bürokratische Barrikaden auf, um bloß keinen Quadratmeter mehr als bislang nötig für eine besonders bedürftige Klientel bereitstellen zu müssen: Bis zu 150 AsylbewerberInnen – insbesondere jene, die vor dem syrischen Bürgerkrieg auf der Flucht sind –, müssten den Winter in einer Rot-Kreuz-Zeltstadt auf einem Ascheplatz in Walsum verbringen, wenn es nach den Stadtoberen geht. Dieser Skandal könnte ein Testlauf dafür sein, den Duisburger Tabubruch zum Normalfall zu machen. Gerade deswegen ist es wichtig, dass sich breiter Protest dagegen erhebt, Flüchtlinge zu ghettoisieren und in Zelten auf engstem Raum zusammenzupferchen.
Eine Unterbringung auf 3,75 Quadratmetern pro Kopf in den 24 aufgestellten Einheitszelten mit insgesamt 150 Betten wäre zum einen deswegen unzumutbar, weil dies eine Fortsetzung der Flüchtlingsvita im Zeichen von Kriegstraumatisierung und Auffanglager-Unterbringung auf engstem Raum bedeuten würde. Zum anderen wäre es das Ende einer halbwegs menschenwürdigen ‚Flüchtlingspolitik‘, die durch eine zuweilen willkürlich anmutende Abschiebepraxis sowie krude Drittstaatenregelung ohnehin bereits viel Glaubwürdigkeit eingebüßt hat. Sollte ein solches Dauerprovisorium wie die Duisburger Zeltstadt Schule machen, würde jeglicher integrativer Ansatz in der Flüchtlingspolitik ad absurdum geführt. Daher bleibt einzig zu hoffen, dass das Zeltlager auf dem Walsumer Ascheplatz vor allem als Druckmittel gegenüber Land und Bund aufzufassen ist, die Flüchtlingspolitik besser mit den Kommunen abzustimmen. Möge die Duisburger Zeltstadt ein Potemkinsches Flüchtlingsdorf bleiben – um jeden Preis.
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