Wenn man sich auf der gamescom in Köln mit ungefähr 700 Mitausstellern eine Fläche von 140.000 m² teilt, muss man irgendwie auf sich aufmerksam machen. Den finanzstarken Publisher fällt das nicht schwer: Mit Standflächen, deren Größe die der Wohnung so manchen Besuchers und mancher Besucherin übertreffen, Beschallung knapp unterhalb der Tinnitusgrenze und Animationsprogramm vom Typ „Ich sag A und ihr sagt B“, pointiert durch freigiebiges In-die-Menge-Werfen diverser Merchandisingartikel, ziehen die großen Namen der Videospielindustrie die GamerInnen an, um den neuesten Teil ihrer beliebten Spielreihen zu präsentieren.
Teilweise fällt es da schon schwer, auch die dezenteren Aussteller zu finden. Neben Nintendo, EA und Co. sind da nämlich auch noch die Indieentwickler, die zwar weniger Kapital in ihre Werbemaßnahmen investieren können, aber dafür eine nicht unbeträchtliche Menge Schweiß für die Umsetzung ihrer künstlerischen Vorstellungen vergossen haben. Wir haben vor Ort mit einigen von ihnen geredet, gefachsimpelt und natürlich gespielt, um uns unsere eigene Meinung zu bilden. Lest unten unsere Eindrücke von vier ausgewählten Spielen.
Karmaflow
In diesem Puzzle-Plattformer (ein Rätselspiel in Jump’n’Run-Manier) begleitet der Spieler / die Spielerin den Protagonisten, den Karmakeeper, auf seiner Reise durch vielfältige Welten, in denen er die karmische Balance wiederherstellen kann – oder sie vollends aus dem Gleichgewicht bringt. Dabei erzählen, Entschuldigung, singen bekannte Namen die Geschichte: Dani Filth (Cradle of Filth), Simone Simons (Epica) und Marc Hudson (Dragonforce) sind nur einige Beispiele und beste Aussicht darauf, dass die Musik, die bei „Karmaflow“ integraler Bestandteil der Erfahrung ist, einen epischen Grundstein legen wird. Haben wir schon erwähnt, dass „Karmaflow“ außerdem noch als interaktive Rock-Oper auftritt? Wir können uns auch noch nicht viel darunter vorstellen, aber wir sind gespannt.
Unsere Meinung : Puzzle-Plattformer sind inzwischen fast schon zum Hallo Welt, der Fingerübung für ProgrammiererInnen, der Indieszene geworden. In diesem Fall haben wir einen soliden Vertreter seines Genres, der durch abwechslungsreiche Ideen und den bombastischen Soundtrack sicher den ein oder anderen Blick wert ist.
Splatter – Blood Red Edition
Ein Film-Noir-Shooter aus der Draufsicht mit Zombies und anderen Monstrositäten, die im Film Noir im Regelfall nicht vertreten sind. Abgesehen vom doch etwas ungewöhnlichen Setting bietet „Splatter“ außerdem die Möglichkeit, Licht zum eigenen Vorteil zu manipulieren – die GegnerInnen scheuen vor Lichtquellen zurück und einige sind gar unbesiegbar und nur durch das geschickte Verteilen von Leuchtfackeln zu umgehen – und überlässt dem/der SpielerIn einige moralische Entscheidungen. So kommt etwa die Möglichkeit auf, einen Plünderer zu erschießen – wer davon absieht, hat für einige Zeit einen kampfstarken Partner an seiner Seite.
Unsere Meinung : Als Fans von Top-Down-Spielen haben wir natürlich ein Auge auf „Splatter“ geworfen und wenn die Geschichte nur halb so spannend ist wie der Entwickler verspricht, ist es alle mal einen Blick wert.
The Masterplan
Ein weiterer Top-Down-Titel, der die SpielerInnen zu KommandantInnen einer GangsterInnen-Truppe macht, die per Plan-and-Go in den Besitz der Tresorinhalte verschiedener Einrichtungen (im Test ein typischer amerikanischer Kiosk) gebracht werden sollen.
Den SpielerInnen stehen verschiedene Vorgehensweisen zur Verfügung, wie etwa das heimliche Stehlen des Schlüssels in einem Augenblick der Unachtsamkeit seitens des Ladeninhabers, das Schusswaffen-unterstützte Überreden desselben zum freiwilligen Öffnen der Safetüren oder das kurze und bleihaltige Beseitigen aller ZeugInnen und WidersacherInnen mit anschließendem Sprint zum Fluchtfahrzeug.
Unsere Meinung : Obwohl dem Spiel noch einige Mechaniken fehlen, die das Gameplay umfangreicher und komplexer machen werden, hat sich dieser Titel sehr gut angefühlt. Für uns als bekennende Fans der neueren „Jagged Alliance“-Titel hat sich „The Masterplan“ einen Wunschlistenplatz sehr nachhaltig gesichert.
Wander
„Wander“ ist ein „kampfloses, nicht kompetitives, kollaboratives Massively Multiplayer Online Game (MMO) mit Fokus auf Entdeckung und Geschichte“ für Windows, Linux und Playstation 4. Man startet das Spiel als Baum und bekommt von leuchtenden Meilensteinen zum einen Hinweise zur Welt und zum anderen die Möglichkeit, sich in neue Formen zu verwandeln (wie zum Beispiel einen flugfähigen Greifen oder eine Echse, die besser schwimmen kann). Da das Spiel keinerlei Benutzeroberfläche hat und auch keine spielinterne Karte bietet, ist es an den SpielerInnen, sich zusammenzuschließen und anderen SpielernInnen „diesen einen coolen Ort, den ich gefunden habe“ zu zeigen, wodurch das Zusammenspiel gefördert werden soll.
Unsere Meinu ng: Interessan ter Titel. In der realen Welt müssten wir weit in die Walachei reisen, um einen für die Menschheit neuen Ort zu finden (wenn überhaupt). In „Wander“ ist es immer noch möglich, in einer EntdeckerInnengemeinschaft eine Karte der Welt zu zeichnen und neuen Wahrzeichen und Orientierungshilfen Namen zu geben.
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