Bild: Seidenkokon oder Spinngewebe: Hinter dem Gespinst verbrigt sich die Hustadt. , Satire: Christo, NSA oder SuperschurkInnen – wer spinnt denn da so rum? Foto: joop

Ein Gespinst geht um in der Hustadt – das Gespinst des Kunstaktivismus. Naja, vielleicht. Genau genommen hängt das Gewebe auch nur und geht weniger um, aber wer in Christos und Jean-Claudes Namen hat die Querenburger Plattenbauten in einen Kokon eingesponnen? Waren es NachahmerInnen der berüchtigten VerschleirungskünstlerInnen, NetzaktivistInnen, oder entpuppen sie sich am Ende nur als verwirrte SpinnerInnen?

Möglicherweise werden ja auch tatsächlich, wie offiziell behauptet, die fraglichen Hochhäuser am Hustadtring und Auf dem Backenberg außen renoviert, aber was, wenn mehr hinter den Netzen vorgeht? Die Architekturverschleierung wurde so fachmännisch, so verdächtig ordentlich vorgenommen, dass künstlerische Absicht nahe liegt. EinE  EinzelneR kann den gigantischen Hustadt-Kokon nicht gesponnen haben, soviel ist klar. Es muss ein Kollektiv dahinter stecken – doch was ist die Botschaft?

„Die fortschreitende Vernetzung der Gesellschaft könnte das Thema des öffentlichen Kunstwerks sein“, spekuliert RUB-Kunstwissenschaftlerin und Textilkunst-Expertin Thekla Weber. „Vielleicht wollten sich die KünstlerInnen auch spielerisch mit dem Sprichwort ‚Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen’ auseinandersetzen.“ Noch tut sich die Wissenschaft schwer mit der Einordnung – vor allem auch, weil die UrheberInnen der Fachwelt bislang nicht ins Netz gehen wollten.

Matrix-Gewurschtel hinter Schieferschindeln

Einige Bochumer VerschwörungstheoretikerInnen glauben jedoch nicht an die Kunsttheorie. Sie fürchten, dass hinter den Netzen Übles vor sich geht. EinE AluhutträgerIn, dessen/deren Name und Geschlecht der Redaktion nicht bekannt sind, wollte gegenüber der :bsz nur vage Andeutungen machen, um mysteriös zu bleiben: „Da wird in Wirklichkeit in der Matrix rumgewurschtelt. In den Häusern befindet sich ein Nest internationaler IT-Konzerne und Geheimdienste.“ Sind die BauarbeiterInnen auf den nur schlecht getarnten Gerüsten dabei, als Kontraktoren der NSA die Fassade der Hustadt runterzureißen, den Schindelpanzer aus bergischem Schiefer aufzubrechen, um den darunter liegenden Querenburger Quellcode umzuprogrammieren? Alles ein Komplott der Geheimdienste also? Gerade weil es so weit hergeholt scheint, sollte man diese Theorie nicht gleich verwerfen.

Friendly Querenburg Spider-Man

Richtig abgefahren klingt eine dritte Variante, derzufolge sich ein aus dem Ruder gelaufenes RUB-Forschungsprojekt in der Hustadt eingenistet haben soll. Eine unheilige Allianz  aus DoktorandInnen und Master-Studierenden der Materialwissenschaften und Biochemie sowie mehrerer als spinnert geltender Arachnologie-Profs soll dort ihr Hauptquartier aufgeschlagen und eine gigantische Spinne gezüchtet haben, mit deren Gewebe bereits der halbe Stadtteil in Watte gepackt wurde. Drohen nun die Passagen der Hustadt zu Kankras Lauer zu werden für alle, die gen UniCenter müssen, das ja – dem an Saurons Auge erinnernden Logo sei Dank – ohnehin schon als Mordor des mittleren Ruhrgebiets gilt. Soll es denn noch schlimmer kommen? Nein, Rettung naht.

Eine Studi-WG aus dem Peter-Parler-Weg, in der zufällig alle die Fächerkombo Sport und Komparatistik studierten, sagte nach einem Blockseminar über Comic-Helden der Bedrohung der Hustadt den Kampf an. Auf dem Parcours-Spielplatz am Hustadtring trainieren die SuperheldInnen in spe bereits für den Ernstfall. Bald wird der Friendly Querenburg Spider-Man gleich in mehrfacher Ausführung über die Dächer des Quartiers springen und den SchurkInnen das Handwerk legen, die mit ihrem Megakokon die BewohnerInnen in Angst und Schrecken versetzen – seien es nun verrückte WissenschaftlerInnen, Geheimdienste oder KünstlerInnen.

 

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