Sei es ein grillender Nietzsche, Einstein oder Putin – es hat wohl alles schonmal als Plakatmotiv gegeben; und sah man gephotoshopte Promis am Grill, war sofort klar, dass wieder ein Fachschaftsgrillen anstehen musste. Viele Fachschaftsräte der RUB haben gerne ihre Studierenden im Sommersemester mit Grillfeiern zusammengebracht. Und – oh Wunder: – die Universität ist in fast 50 Jahren nicht ein Mal abgebrannt, trotz vieler BBQ’s. Jedoch hat das Dezernat 5.I für Gebäudemanagement und -betrieb genau davor Angst – und da Beton so ein guter Brennstoff ist, herrscht nun ein weitgehendes Campus-Grillverbot.
Am 7. Juli wurde bei der FSVK-Sitzung unter anderem über die Vorgabe diskutiert, dass die meisten Lieblingsgrillplätze nicht weiter von Fachschaftsräten für ihre Feste genutzt werden dürfen. Der Abteilungsleiter des Dezernats 5.I, Mihran Müller-Bickert, war persönlich vor Ort, um hierzu sowie zu anderen Beschneidungen der Autonomie der Studierendenschaft Stellung zu nehmen: Das, was uns eigentlich vernetzen soll, wird immer mehr eingeschränkt. Ob nun der Aufenthalt in den Universitätsgebäuden nach 21 Uhr oder nun sogar die begehrten Grillabende der Fachschaftsräte: Das sind kaum nachzuvollziehende Entscheidungen, die sehr zu denken geben.
„Nicht entflammbarer Boden“
Schauen wir uns die Richtlinien für das Grillen von 2012 an: Zunächst ist eine Erlaubnis beim Dezernat 5.I zu beantragen; der Standort muss im Freien sein – was auch logisch ist bei einem qualmenden Grill; der Untergrund sollte nicht entflammbar sein – auch das ist selbstverständlich; Fluchtwege dürfen nicht versperrt werden und zu brennbaren Materialien ist genügend Abstand einzuhalten. Darüber hinaus sind weitere Sicherheitsregeln zu befolgen, indem der Grill standsicher aufzustellen und kein Spiritus zu verwenden ist. Vor allem darf der Grill nicht unbeaufsichtigt gelassen werden und last but not least muss für den Fall der Fälle immer ein Feuerlöscher parat stehen. Reicht das noch nicht?
Anscheinend wurden die vier Grundelemente jedoch all die Jahre verharmlost und Feuer greift Gestein erheblich an. Dieses wohl schneller als ursprünglich gedacht entflammbare Material aus Zement, Kies und Sand findet sich nun mal an jeder Ecke auf unserem Campus. Und mal ehrlich: Heizt der Grill die Betonbodenplatten richtig an, dann schmelzen die Chucksohlen und wir beschädigen Uni-Eigentum. Die Brücke zum Uni-Center hat uns bereits so oft gewarnt, dass Beton doch brennt und jedesmal hat die Uni-Verwaltung die Brücke streichen lassen, um die Prophezeiung zu ignorieren, damit wir weiter getrost Würstchen, Käse und Gemüsespieße grillen können.
Aber wer nicht hören will, muss fühlen. So schickte eine übernatürliche Macht, oh Weiler, den Müller-Bickert, der uns nun die Leviten las: So geht und grillt, wenn Ihr müsst, an zwei auserwählte Plätze. Teilet Euch nach Osten und Westen. So steiget Ihr im Osten aus dem NA hinab bis auf Ebene 04 und lasst es Euch schmecken bis 21 Uhr – danach ist Schluss oder es stoßen Uniformierte hinzu und sorgen für ein schnelles Ende.
Nee, sorry …
Sollte sich die Universität nicht über das Engagement von den teilweise aussterbenden Fachschaftsräten freuen und die Vernetzung der Studierenden auf dem Campus nicht weiterhin fördern? Müsste nicht vielmehr honoriert werden, dass wir nach Seminaren, Vorlesungen und Bibliotheksaufenthalten immer noch gerne freiwilig auf dem Campus bleiben und uns beim Grillen nicht nur mit KommilitonInnen, sondern auch mit DozentInnen beim Grillgut unterhalten und somit die Uni als Gemeinschaftsort repräsentieren? Eine Beschneidung von Freiräumen jedenfalls ist der völlig falsche Weg.
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