Vor der Halle in der Scharnhorststraße trudeln immer mehr mit Sporttaschen, Helmen und Shoulderpads bepackte Menschen ein. Es ist dunkel und es ist kalt. Aber das scheint nur mich zu stören. Es hätte mir auch klar sein können, dass ein Frauen Football Team wenig zimperlich ist.
„Hast du Sportsachen dabei?“, Patricia sieht mich erwartungsvoll an. „Äh … nee. Ich schreibe ja nur den Artikel.“ Souverän geht anders. Die Miners sind mehr so die Macherinnen – hätte ich mir eigentlich auch denken können. Während sich also die anderen in Sportklamotten schmeißen, kann ich mir das Spiel erklären lassen: Ladiesfootball funktioniert wie die Herrenvariante. Gespielt wird vier mal zwölf Minuten – und zwar hauptsächlich mit den Händen und nicht, wie der Name glauben lässt, mit den Füßen. „Die Hände sind unsere Waffen“, stellt Nina, die Geschäftsführerin der Miners klar. Grundgedanke des Spiels ist es, (gegnerischen) Raum zu gewinnen. Das Spielfeld, das ungefähr so groß wie ein Fußballfeld ist, ist unterteilt; die letzten beiden Felder sind die „Endzone“ – hier soll’s hingehen. Die angreifende Mannschaft, die Offense, versucht das „Ei“ mittels Laufen oder Pass in die Endzone der „Defense“, der gegnerischen, wörtlich verteidigenden Mannschaft, zu bringen. Gelingt das, gibt es sechs Punkte für einen „Touchdown“. Die Angreifer haben vier Versuche, den Ball mindestens zehn Yards nach vorne zu tragen oder zu werfen, was die GegnerInnen natürlich verhindern wollen. Jede Mannschaft ist mal Angriff und mal Verteidigung. Jedes Team besteht deswegen aus zwei Team-Sets: der Offense und der Defense, die bei den Miners auch getrennt trainieren. Für ein Team braucht es damit völlig unterschiedliche SpielerInnentypen. „Wo hast du das sonst? Hier hat jede ihren Platz – egal ob dick, ob dünn, ob klein, ob groß“, erklärt mir der Miners-Neuzugang Regina begeistert.
Down! Set! Hut!
Die geschätzt 20 neuen Spielerinnen, die Rookies, werden allesamt mit roten Trikots ausgestattet. Die Alteingesessenen tragen für die Try Outs die schwarzen Trikots. So können die Neulinge nicht nur schnell erkannt werden, sondern das soll von Anfang an den Teamgeist stärken, werde ich von Patricia aufgeklärt. „Hier hast du keine Einzelkämpfer, sondern du bist immer nur so gut wie dein Team. Hier musst du dich voll auf dein Team verlassen und die auf dich.“ Bei den Try Outs, die jeweils im Februar und November stattfinden, geht es nicht darum, dem Team zu beweisen, wie viel man schon drauf hat, sondern den Sport kennen und lieben zu lernen. Auch außerhalb der Try Outs ist Neuzugang immer mehr als willkommen, denn die Bochumerinnen können ihren Platz in der ersten Bundesliga nur verteidigen, wenn sie auch genügend Spielerinnen haben. Trainiert wird „einmal alles“, damit die Frischlinge auch einen möglichst authentischen Eindruck vom Spiel bekommen. Bei einer Vollkontaktsportart gehören da natürlich auch blaue Flecken dazu; die werden aber mit Stolz getragen. „Das sind dann schon mehr so die Trophäen“, erklärt mir Nina, als ich mich nach der Verletzungsgefahr erkundige. Abgesehen von kleineren Blessuren, soll die aber nicht größer sein als bei anderen Sportarten.
„Weil’s einfach cool ist“
Und was sagen die Rookies, der Neuzugang dazu? Ich versuche Thy in ein Gespräch zu verwickeln, warum sie sich ausgerechnet für diesen Sport begeistert. Sie zuckt mit den Schultern. „Weil’s einfach cool ist. Das wird dir hier jede sagen“. Und mehr gibt es dazu wohl auch nicht zu sagen.
Aktuelle Trainingszeiten der Bochum Miners:
Montag und Mittwoch von 20 bis 22 Uhr
Sportplatz des DJK TuS Hordel (Kunstrasen)
Hordeler Heide 189, Bochum
Freitag von 20 bis 22 Uhr
Halle am Ostring
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