Bestens besucht war die FachschaftsvertreterInnenkonferenz (FSVK) am vergangenen Montag: Prof. Dr. Uta Wilkens, Prorektorin für Lehre der Ruhr-Uni Bochum, stand Rede und Antwort zum Thema „Leitbild der Lehre“ sowie vor allem zu den aktuell zwischen Rektorat und Zentrum für Fremdsprachenausbildung (ZFA) diskutierten Plänen, die derzeitige Praxis einer Kreditierung sämtlicher ZFA-Kurse im Optionalbereich zu verändern. Dies könnte bedeuten, dass ausgerechnet zum Eintreffen des doppelten Abiturjahrgangs im kommenden Wintersemester die Einstiegskurse in auch als Abiturfach gängigen Sprachen nicht mehr kreditierbar wären. Pläne für eine mögliche Gebührenerhebung für AnfängerInnensprachkurse liegen derzeit jedoch auf Eis.
Letzteres hatte im Vorfeld für den größten Unmut des AStAs sowie im Kreise der Fachschaften gesorgt: Wenn tatsächlich ein Großteil der derzeit rund 2.900 ZFA-Kursplätze gebührenpflichtig geworden wäre, hätte das gebührenfreie Angebot von derzeit etwa 9.600 Plätzen im Optionalbereich kaum aufrecht erhalten werden können. Simon Gutleben von der Juso-Hochschulgruppe, der Ende des Wintersemesters noch als stellvertretender AStA-Vorsitzender an einem Informationsgespräch mit der Prorektorin für Lehre beteiligt war, befürchtete bereits einen „Infarkt“ im Optionalbereich, da die Gebührenpflicht ausgerechnet bei der Ankunft des doppelten Abi-Jahrgangs gegriffen hätte.
Prorektorin: ZFA-Gebühren „abwegig“
Die Prorektorin geht hierzu inzwischen jedoch auf Distanz: Das ZFA habe den „abwegigen Vorschlag“ gemacht, Sprachkurse zum Teil gebührenpflichtig zu machen. Ein solches Ansinnen war bereits 2005 gescheitert, als ein diesbezügliches ZFA-Papier unter anderem im Senat der RUB sehr kritisch diskutiert wurde. Wirtschaftliches Kalkül tritt in der aktuellen Debatte einstweilen hinter andere Überlegungen zurück: „Mich interessiert, wie die Qualität der Lehre sichergestellt wird“, betonte die Ökonomin bei ihrem FSVK-Besuch. Dennoch sind die zumindest fürs Wintersemester auf Eis gelegten eventuellen Sprachkursgebühren offenbar noch nicht ganz vom Tisch: „Wenn man als ZFA meint, man könne für kreditierbare Kurse Gebühren nehmen, muss das von der UKP (Universitätskommission für Planung, Struktur und Finanzen, d. Red.) geprüft werden“, so Professor Wilkens.
Spracherwerb nicht mehr kreditwürdig?
Ähnlich fatale Lenkungseffekte im Hinblick auf den doppelten Abi-Jahrgang könnten jedoch auch allein durch die angedachten Änderungen im Bereich der Kreditierbarkeit von Einstiegssprachkursen erzielt werden: Nach den Vorstellungen von Prof. Dr. Uta Wilkens solle vor allem eine „Professionalisierung“ im Hinblick auf eine Verwertung von Sprachkenntnissen auf dem Arbeitsmarkt im Vordergrund stehen. Dies solle künftig als „Markenzeichen eines Bochumer Abschlusses“ gelten. Wenn in den als Abiturfach wählbaren Sprachen wie Englisch, Französisch oder Spanisch jedoch nur noch das berufsqualifizierende Zielniveau kreditiert würde und AnfängerInnen- sowie eventuell auch Fortgeschrittenenkurse nicht mehr unmittelbar nach Abschluss kreditierbar wären, könnte der Sprachausbildung der Boden unter Füßen weggezogen werden: „Angesichts des Leitbilds einer ´International University`, das sich die RUB zu eigen macht, wäre dies ein Armutszeugnis“, hält Simon Gutleben dagegen.
ZFA beschwichtigt
Die ZFA-Leitung versucht derweil, Bedenken gegen Änderungen der Kreditierbarkeit von Einstiegskursen in den gängigen schulischen Fremdsprachen hinsichtlich einer deutlichen Verringerung kreditierbarer Kursplätze zu zerstreuen: „Derzeit sieht es nicht nach einer Reduzierung oder nach gravierenden Änderungen aus“, so die Betriebswirtin Jennifer Wenderoth, die für die Leitung des Geschäftsbereichs am ZFA zuständig ist. Im Juni werde man hierzu weitere Aussagen treffen können – „da müssen wir derzeit um Geduld bitten.“
Beleidigende Unterstellungen
Ein häufiges Argument für eine Änderung der Kreditierungsregelung ist zudem die Behauptung, Studierende ließen sich angeblich absichtlich niedriger einstufen, um mit relativ geringem Aufwand an Kreditpunkte und gute Noten zu kommen. „Eine böse Unterstellung, die haltlos ist“, aber „dennoch mehrfach getätigt wurde“, wird Gremienberater Maik Wolf im letzten FSVK-Rundbrief zitiert. Dies sieht auch Simon Gutleben so: „Ich finde es beleidigend, Studierenden zu unterstellen, sich hierdurch Einsen ´erschleichen` zu wollen!“, unterstreicht er gegenüber der :bsz.
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