Es ist wieder soweit. Am 24. Februar 2013 trifft sich die selbsternannte Avantgarde des Films zur 85. Verleihung der Academy Awards in Los Angeles. Moderiert wird das Spektakel in diesem Jahr von Seth MacFarlane, dem Vater von „Family Guy“ und „American Dad“.
Auch 2012 liefen die Projektoren der Filmhäuser. Neben zahlreichen Gurken (oder auch verrotteten Tomaten) gab es einige Lichtblicke, die einen abendlichen Kinobesuch rechtfertigten. Am kommenden Sonntag wird eine Auswahl dieser „empfehlenswerten“ Filme mit dem Oscar, Hollywoods begehrtester Trophäe, ausgezeichnet werden. Zu den Top-Favoriten zählen Steven Spielbergs Filmbiografie „Lincoln“ und das Abenteuerdrama „Life of Pi“ des taiwanesischen Regisseurs Ang Lee. Zwei Filme, die man sich definitiv anschauen und nicht verpassen sollte.
Zwei Favoriten
Wie der Titel bereits vermuten lässt, beschäftigt sich Spielbergs Film mit Abraham Lincoln, dem 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten. 1865 neigt sich der amerikanische Bürgerkrieg dem Ende entgegen. Nach der verlorenen Schlacht von Gettysburg sind die Konföderierten nicht mehr in der Lage, den Krieg aus eigener Kraft zu gewinnen. Ein Jahr zuvor war Lincoln für seine zweite Amtszeit bestätigt worden.
Im Zentrum des Films steht die Verabschiedung des 13. Zusatzartikels zur US-Verfassung, der die Sklaverei auf dem Territorium der Vereinigten Staaten für immer verbieten soll. Obwohl die Trailer, die im Vorfeld des Films veröffentlicht wurden, zahlreiche Kampfszenen zeigen, ist „Lincoln“ kein (Anti-)Kriegsfilm. Die Handlung spielt fast ausschließlich in Washington. Mit aller Kraft versucht der amerikanische Präsident den 13. Zusatzartikel durch das Repräsentantenhaus verabschieden zu lassen. Ein Bestreben, das den gesamten Film dominiert. Mit Witz und wohl kalkulierten Entscheidungen, fast väterlich, umschifft Lincoln persönliche und politische Klippen und zieht dabei alle in seinen Bann – auch die Zuschauer.
Genau so dominant wie die inhaltliche Konzeption des Films ist die Leistung des britischen Schauspielers Daniel Day-Lewis. Der zweifache Oscar-Preisträger zählt zu den stärksten und talentiertesten Charakterschauspielern in Hollywood; in „Lincoln“ übertrifft er sich mal wieder selbst. Fast ehrfürchtig schaut man ihm dabei zu, wie er den amerikanischen Präsidenten spielt – nur ein Grund, der seine erneute Nominierung als bester männlicher Hauptdarsteller rechtfertigt. Neben Daniel Day-Lewis begeistern auch Sally Field und Tommy Lee Jones (beide nominiert als besteR weibliche/männlicher NebendarstellerIn) durch ihr herausragendes Schauspiel. „Lincoln“ ist in zwölf Kategorien nominiert, darunter beste Regie und bester Film, und führt das Feld der Nominierungen an – dicht gefolgt von „Life of Pi“.
„Life of Pi“ basiert auf dem 2001 erschienenen Roman des kanadischen Schriftstellers Yann Martel und erzählt die Geschichte von Piscine Molitor Patel, genannt Pi, dem Sohn eines Zoodirektors im indischen Pondicherry. Nachdem der Zoo aufgelöst werden muss, besteigen die Besitzer einen Pazifikfrachter, um die mitgenommenen Tiere in Kanada zu verkaufen. Doch es kommt anders als geplant. Nach einer Havarie retten sich Pi, eine Hyäne, ein Orang-Utan, ein Zebra und ein Tiger auf ein Beiboot. Am Ende bleiben nur Pi und der Tiger. 227 Tage treibt das Boot im Meer, bis es schließlich Land erreicht. In digitaler Bildgewalt visualisiert Ang Lee die Reise der Protagonisten und erzählt die Geschichte zweier Individuen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gekonnt spielt der Film dabei mit der Furcht, der Wut und den Trieben der beiden Schiffbrüchigen. „Life of Pi“ ist in elf Kategorien nominiert. Bereits 2007 wurde Ang Lee für seinen Film „Brokeback Mountain“ mit dem Oscar als bester Regisseur ausgezeichnet. Am kommenden Sonntag könnte es wieder soweit sein.
Weitere Nominierungen
„Amour“ (dt.: „Liebe“), der Film des österreichischen Regisseurs Michael Haneke, ist für fünf Oscars nominiert. Das Drama handelt von einem pensionierten Pariser Musikprofessoren-Ehepaar und dessen Beziehung, nachdem die Ehefrau einen Schlaganfall erlitten hat. Weitere nennenswerte Konkurrenten sind „Silver Linings Playbook“ (acht Nominierungen), der Musicalfilm „Les Misérables“ (acht Nominierungen), „Zero Dark Thirty“ (fünf Nominierungen) von Kathryn Bigelow und Quentin Tarantions „Django Unchained“ (fünf Nominierungen). Hier ist auch Christoph Waltz (erneut) als bester männlicher Nebendarsteller nominiert und könnte im besten Fall seinen zweiten Oscar mit nach Hause nehmen.
Alle Nominierungen:
PICTURE:
Amour
Argo
Beasts of the Southern Wild
Django Unchained
Les Misérables
Life of Pi
Lincoln
Silver Linings Playbook
Zero Dark Thirty
DIRECTOR:
Michael Haneke – Amour
Benh Zeitlin – Beasts of the Southern Wild
Ang Lee – Life of Pi
Steven Spielberg – Lincoln
David O. Russell – Silver Linings Playbook
ACTOR:
Bradley Cooper – Silver Linings Playbook
Daniel Day-Lewis – Lincoln
Hugh Jackman – Les Misérables
Joaquin Phoenix – The Master
Denzel Washington – Flight
ACTRESS:
Jessica Chastain – Zero Dark Thirty
Jennifer Lawrence – Silver Linings Playbook
Emmanuelle Riva – Amour
Quvenzhané Wallis – Beasts of the Southern Wild
Naomi Watts – The Impossible
SUPPORTING ACTOR:
Christoph Waltz – Django Unchained
Philip Seymour Hoffman – The Master
Robert De Niro – Silver Linings Playbook
Alan Arkin – Argo
Tommy Lee Jones – Lincoln
SUPPORTING ACTRESS:
Amy Adams – The Master
Sally Field – Lincoln
Anne Hathaway – Les Misérables
Helen Hunt – The Sessions
Jacki Weaver – Silver Linings Playbook
ORIGINAL SCREENPLAY:
Amour – Michael Haneke
Django Unchained – Quentin Tarantino
Flight – John Gatins
Moonrise Kingdom – Wes Anderson & Roman Coppola
Zero Dark Thirty – Mark Boal
ADAPTED SCREENPLAY:
Argo – Chris Terrio
Beasts of the Southern Wild – Lucy Alibar & Benh Zeitlin
Life of Pi – David Magee
Lincoln – Tony Kushner
Silver Linings Playbook – David O. Russell
ANIMATED FEATURE:
Pixar's Brave
Frankenweenie
ParaNorman
The Pirates! Band of Misfits
Wreck-It Ralph
FOREIGN LANGUAGE FILM:
Amour (Austria/France)
Kon-Tiki (Norway)
No (Chile)
A Royal Affair (Denmark)
War Witch (Canada)
CINEMATOGRAPHY:
Anna Karenina – Seamus McGarvey
Django Unchained – Robert Richardson
Life of Pi – Claudio Miranda
Lincoln – Janusz Kaminski
Skyfall – Roger Deakins
DOCUMENTARY FEATURE:
5 Broken Cameras – Emad Burnat and Guy Davidi
The Gatekeepers – Dror Moreh
How to Survive a Plague – David France
The Invisible War – Kirby Dick
Searching for Sugar Man – Malik Bendjelloul
DOCUMENTARY SHORT:
Inocente – Sean Fine and Andrea Nix Fine
Kings Point – Sari Gilman and Jedd Wider
Mondays at Racine – Cynthia Wade and Robin Honan
Open Heart – Kief Davidson and Cori Shepherd Stern
Redemption – Jon Alpert and Matthew O'Neill
ANIMATED SHORT:
Adam and Dog – Minkyu Lee
Fresh Guacamole – PES
Head over Heels – Timothy Reckart and Fodhla Cronin O'Reilly
Maggie Simpson in "The Longest Daycare" – David Silverman
Paperman – John Kahrs
LIVE-ACTION SHORT:
Asad – Bryan Buckley and Mino Jarjoura
Buzkashi Boys – Sam French and Ariel Nasr
Curfew – Shawn Christensen
Death of a Shadow (Dood van een Schaduw) – Tom Van Avermaet and Ellen De Waele
Henry – Yan England
VISUAL EFFECTS:
The Hobbit: An Unexpected Journey
Life of Pi
Marvel's The Avengers
Prometheus
Snow White and the Huntsman
PRODUCTION DESIGN:
Anna Karenina
The Hobbit: An Unexpected Journey
Les Misérables
Life of Pi
Lincoln
COSTUME DESIGN:
Anna Karenina
Les Misérables
Lincoln
Mirror Mirror
Snow White and the Huntsman
MAKE-UP & HAIR:
Hitchcock
The Hobbit: An Unexpected Journey
Les Misérables
FILM EDITING:
Argo
Life of Pi
Lincoln
Silver Linings Playbook
Zero Dark Thirty
SOUND MIXING:
Argo
Les Misérables
Life of Pi
Lincoln
Skyfall
SOUND EDITING:
Argo
Django Unchained
Life of Pi
Skyfall
Zero Dark Thirty
ORIGINAL SCORE:
Anna Karenina – Dario Marianelli
Argo – Alexandre Desplat
Life of Pi – Mychael Danna
Lincoln – John Williams
Skyfall – Thomas Newman
ORIGINAL SONG:
"Before My Time" from Chasing Ice
"Everybody Needs A Best Friend" from Ted
"Pi's Lullaby" from Life of Pi
"Skyfall" from Skyfall
"Suddenly" from Les Misérables
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