Bild: Erste Station: bodo-Verkäufer Markus informiert über den Verein., Der soziale Stadtrundgang von bodo e.V. zeigt Bochum aus unbekannter Perspektive Foto: mar

Da lebt man in Bochum oder einer anderen Ruhrgebietsstadt, studiert und arbeitet und feiert und meint, seine Stadt zu kennen. Dabei vergisst man, dass man ja nur eine von vielen Sichten auf seine Stadt hat. Wohnungslose zum Beispiel haben einen Alltag, der sich gänzlich von einem studentischen unterscheidet und sehen die Stadt deshalb mit anderen Augen. Das Angebot des bodo e.V., der Menschen in sozialen Notlagen unterstützt, den Alltag eines bedürftigen Menschen in Bochum bei einer Stadtführung kennenzulernen, öffnet die Augen und erweitert das soziale Blickfeld.

Es war (nach einem Pilotrundgang vor wenigen Monaten) die Auftaktveranstaltung eines Angebotes, das fortan jeden dritten Samstag im Monat angeboten wird: Ein sozialer Stadtrundgang auf den Spuren des Alltags eines wohnungslosen Menschen.

Fünf Orte, die helfen
Geführt vom langjährigen bodo-Verkäufer Markus, der sichtlich Spaß an seiner Aufgabe hat, zog ein Tross von 30 Menschen und einem Hund durch die Bochumer Innenstadt und besuchte unterschiedliche soziale Einrichtungen. Viel Presse war dabei, auch der WDR für die Lokalzeit, aber die Zahl „ziviler“ TeilnehmerInnen war auch erfreulich groß. Start- und Zielpunkt des Rundgangs war die Anlaufstelle von bodo in Bochum selbst. Es folgten die Beratungsstelle für wohnungslose Männer der Diakonie, die Suppenküche Bochum, die in privater Trägerschaft von 60 engagierten BürgerInnen betrieben wird, die Bahnhofsmission, die Notschlafstelle für Jugendliche SchlafAmZug hinterm Bahnhof und als letzte Station der Tagesaufenthalt, der sich im gleichen Gebäude wie bodo in der Stühmeyerstraße befindet, in welchem sich obdachlose Menschen aufwärmen, stärken und beschäftigen können.

Interesse am Sozialen
Zwei Stunden waren für den Rundgang angesetzt, letztlich wurden drei daraus, weswegen die Übernachtungsstelle für Erwachsene, das Fliednerhaus, nicht besucht wurde. Dabei wurde weder getrödelt noch lag es an schlechter Planung (das Fliednerhaus war ohnehin nur als Option eingeplant), das Publikum zeigte sich interessiert und aufmerksam. Bis auf eine Ausnahme aus terminlichen Gründen blieben alle bis zum Schluss, um den Ausführungen von Markus und der AnsprechpartnerInnen in den einzelnen Einrichtungen zuzuhören und ihnen Fragen zu stellen.
Es waren Studierende dabei, ältere Damen und Herren und Menschen der Altersklassen dazwischen. Ein Elternpaar nutzte die Gelegenheit, ihren Kindern zu zeigen, wie es Menschen geht, die es schlechter haben als sie.
Die Stadt und ihre Menschen mit etwas anderen Augen zu sehen, ein Bewusstsein für soziale Nöte zu bekommen und obdachlosen Menschen näher gekommen zu sein – dies sind Effekte, die dieses Projekt nicht nur bei den Kindern erzielt hat, sondern wohl bei allen TeilnehmerInnen

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