Es ist wieder so weit: Quentin Tarantinos neuer Streifen, „Django Unchained“, kommt am 17. Januar 2013 in die deutschen Kinos. Angelehnt an den Spaghetti-Western „Django“ aus den 1960er Jahren, folgt der Film dem freigelassenen Sklaven Django (Jamie Foxx) auf der Suche nach seiner Frau Broomhilda (Kerry Washington) und auf seinem Rachefeldzug gegen alte Peiniger. Der Film besticht mit atemberaubenden Bildern, einer dramatischen Story und erstklassigen schauspielerischen Leistungen – insbesondere von Jamie Foxx und Samuel L. Jackson.
Das neue Werk Tarantinos spielt in den Südstaaten der USA, nur zwei Jahre vor Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges und verknüpft eine Liebesgeschichte mit brutaler Vergeltung. Für Jamie Foxx das zentrale Motiv der Story: „Seine Liebe ist der entscheidende Antrieb für Django. Ihm geht es nicht darum, der Sklaverei ein Ende zu bereiten. Ihm geht es um nichts anderes, als die Liebe seines Lebens ausfindig zu machen“, so der Oscar-Preisträger. Django trifft auf den deutschstämmigen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz), der den Sklaven befreit und sich seiner annimmt. Zunächst assistiert Django dem Kopfgeldjäger als zusätzliche Feuerkraft, bevor die beiden sich aufmachen, die Ehefrau Djangos aus den Fängen des Sklavenhalters Calvin Candie (Leonardo di Caprio) zu befreien.
Meisterwerk mit historischer Schwerkraft
Neben Jamie Foxx ragt sicher Samuel L. Jackson in der Rolle des Haussklaven Stephen heraus, auch Tarantino erkannte dies an: „Samuel ist ein wunderbarer Schauspieler. Der Charakter des Stephen ist mir einer der liebsten, die ich je geschrieben habe und Samuel stellt ihn einfach exzellent dar.“ Auch Christoph Waltz (seine Rolle wurde mit einem Golden Globe honoriert) und Kerry Washington (Foxx: „Sie verkörpert die tapferste Rolle im Film.“) brillieren.
Der Film ist in seiner Gesamtheit großes Kino und wird Tarantino-Fans begeistern: Die Spannungskurve ist mitunter wahnsinnig, die Wucht der Bilder wird von einem vielfältigen Soundtrack pointiert und beinahe komische Szenen – oftmals durch das blasierte Verhalten des Kopfgeldjägers Schultz erzeugt – wechseln sich mit explizitem Blutvergießen ab. Trotz beinahe drei Stunden Filmlänge ist der Streifen erstaunlich kurzweilig und unterhaltend. In den USA hat Django Unchained einige Kontroversen ausgelöst: Das Kapitel der Sklaverei ist ein höchst empfindliches in der amerikanischen Gesellschaft, die afro-amerikanischen DarstellerInnen des Filmes würdigten das delikate Thema: „Es war beeindruckend, auf einer ehemaligen Plantage zu filmen [die historische Evergreen Plantation in der Nähe New Orleans diente als Drehort, Anm. des Red.], während wir versuchten, die Geschichte einer menschlichen Tragödie auf die Leinwand zu bringen. Es fühlte sich an, als wären unsere Vorfahren präsent – der Dreh war eine bedeutsame Erfahrung für mich“, so Washington. Foxx fügte hinzu: „Die Schwerkraft der Plantage spricht uns Afroamerikaner in ganz besonderem Maße an, es half uns, zu verstehen, was unsere Vorfahren durchleben mussten.“
Verwandlung, Liebe, Aufopferung
Für den Dreh filmte das Team an verschiedensten Orten, z.B. in Lone Pine (Kalifornien), Jackson Hole (Wyoming) oder den Zuckerrohrfeldern Louisianas. Die Bilder reflektieren diese Vielfalt in eindrucksvoller Weise.
Neben den bereits angesprochenen Themen der Liebe und der Vergeltung ist Django Unchained auch eine Geschichte der Verwandlung und der Aufopferungsbereitschaft. Der Wille Djangos, für das Leben seiner Broomhilda durch Feuer und Flamme zu gehen, wird zum roten Faden des Filmes. Und seine Verwandlung vom beinahe ehrfürchtigen Sklaven zur selbstsicheren sowie treibenden Kraft ist eindrucksvoll und läutet, in Kombination mit der Entwicklung der vielschichtigen Beziehung zwischen Calvin Candie und seinem Haussklaven Stephen, die beinahe parallel zur Transformation Djangos verläuft, den finalen Showdown ein.
Fünf Sterne
Trotz der hohen Messlatte, die Quentin Tarantino sich jedes Mal aufs Neue setzt, ist Django Unchained ein grandioser Film und erfüllt alle in ihn gesetzten Hoffnungen. Unnötig zu erwähnen, dass die brutalen Szenen nichts für zart besaitete Seelen sind, doch punktet Tarantino nicht nur mit Blut und expliziter Sprache, sondern auch mit schlüssigem Handlungsstrang, cineastischen Effekten und tarantinoesken Dialogen. Es ist empfehlenswert, den Film in englischer Originalfassung, die Leidenschaft und Kraft der Dialoge großartig transportiert, anzusehen. Dies ist dann auch der einzige Kritikpunkt: Der deutsche Zwang zur Synchronisierung mag zwar einen profitablen Wirtschaftszweig darstellen, doch schränkt er Authentizität und Ausdruckskraft stark ein.
Alles in allem rechtfertigt Tarantino wieder einmal den Hype um seine Filme – Django Unchained ist ein toller Film, dürfte auch in Deutschland zum Kassenschlager werden und kann sich auch bei den Academy Awards Ende Februar einige Chancen ausrechnen.
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