Bild: Unterm Mikroskop sichtbar: Gonokokken können Tripper verursachen., STI-HIT-Studie beim Gesundheitsamt Bochum Foto: Wikimedia Commons / CDC/ Dr. Norman Jacobs

Noch bis zum 28. Februar 2013 besteht die Möglichkeit, sich bei der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit im Gesundheitsamt Bochum kostenfrei auf die zwei weltweit häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen – nämlich durch Chlamydien und Gonokokken (Gonorrhoe-Erreger) – testen zu lassen. Die Tests finden im Rahmen der vom Robert-Koch-Institut zusammen mit Gesundheitsämtern in NRW durchgeführten STI-HIT-Studie statt. „STI“ steht hierbei für „sexual transmitted infections“ (sexuell übertragbare Infektionen) und „HIT“ für die HIV-Testberatung. Die STI-HIT-Studie untersucht, bei wie vielen der Menschen, die zum HIV-Test kommen, andere sexuell übertragbare Infektionen als HIV vorliegen. Die Studienergebnisse sollen helfen, Maßnahmen zur Prävention, Feststellung und Behandlung solcher Infektionen  zu verbessern.

Wer an der Studie teilnehmen und sich testen lassen möchte, der kann ohne Termin in die offene Sprechstunde der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit im Gesundheitsamt (Westring 28/30) kommen: montags von 9.00 bis 13.00 Uhr und donnerstags von 14.00 bis 17.30 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten kann telefonisch ein Termin vereinbart werden (Tel. 0234 910 3233 oder 0234 910 1113). Der Test auf Chlamydien und Gonokokken kann neben den in der Beratungsstelle auch sonst angebotenen, kostenfreien Tests auf HIV und Syphilis durchgeführt werden oder ohne diese. Für die Laboruntersuchung entnehmen Frauen sich selbst einen Abstrich aus der Scheide, während Männer eine Urinprobe abgeben. Die Teilnahme an der Studie besteht ansonsten im anonymen Ausfüllen eines Fragebogens. An der STI-HIT-Studie teilnehmen können volljährige Frauen und Männer, die noch nicht an der Studie teilgenommen haben. Nicht teilnehmen können Frauen, die schwanger sind, die stillen oder die ihre Periode haben und Tampons benutzen. Ein positiver Befund auf Chlamydien oder Gonokokken wird den Teilnehmenden nach ein bis zwei Tagen vom Gesundheitsamt mitgeteilt.

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Auch wer in Bezug auf seinen Harn- und Geschlechtsapparat keinerlei Symptome einer Krankheit zeigt und keine Beschwerden hat, sollte ernsthaft erwägen, sich bei dieser Gelegenheit auf Chlamydien und Gonokokken testen zu lassen. Gerade Chlamydien-Infektionen bleiben meist unerkannt, auch da sie bei Männern häufig und bei Frauen in den meisten Fällen keine merklichen Symptome hervorrufen. Schätzungsweise jede zehnte bis zwanzigste junge Frau in Deutschland ist mit Chlamydien infiziert – wobei junge Männer in einem ähnlichem Maß betroffen sein dürften. Unbehandelt können Chlamydien bei Frauen durch Entzündungen in den Eileitern Unfruchtbarkeit oder ein hohes Risiko für Eileiterschwangerschaften verursachen. Bei Männern kann es zu Entzündungen in der Prostata und in den Nebenhoden kommen, die ebenfalls Unfruchtbarkeit verursachen können. Etwa die Hälfte aller Fälle von Unfruchtbarkeit bei Frauen in Deutschland wurde durch unbehandelte Chlamydien-Infektionen verursacht.
Auch die von Gonokokken ausgelöste Infektionskrankheit Gonorrhoe (umgangssprachlich Tripper) verläuft in einem Teil der Fälle ohne merkliche Symptome. Unbehandelte Gonorrhoe kann ebenfalls zu Unfruchtbarkeit führen. Sowohl Chlamydien als auch Gonorrhoe sind mit Antibiotika gut behandelbar. Unbehandelt können sie jedoch neben den bereits erwähnten noch andere schwerwiegende Probleme oder Schäden verursachen, vor allem, wenn diese Infektionen auf weitere Organe übergreifen. Beide Infektionskrankheiten können zudem ernste Komplikationen bei einer Schwangerschaft auslösen und bei der Geburt auf das Kind übertragen werden, was insbesondere zu gefährlichen Augeninfektionen bei Neugeborenen führen kann. Eine frühzeitige Feststellung und Behandlung dieser sexuell übertragbaren Infektionen ist also von großer Wichtigkeit – für Frauen und Männer.

Eine gute Gelegenheit

Die Möglichkeit zum kostenfreien Test auf Chlamydien und Gonokokken im Rahmen der STI-HIT-Studie ist eine gute Gelegenheit, um eventuelle Unsicherheiten und Risiken bezüglich der eigenen Gesundheit auszuräumen. Sich mit diesem Thema ernsthaft auseinander zu setzen, zeugt von Verantwortungsbewusstsein für sich und andere Menschen. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftig mehr kostenfreie Testmöglichkeiten für sexuell übertragbare Infektionen angeboten werden. Ist deren frühzeitige Erkennung doch essentiell, sowohl um die weitere Verbreitung zu verhindern, als auch um sie optimal behandeln zu können.

Patrick Henkelmann

 

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