Bild: 50 Jahre nach Werkseröffnung: Die Werksschließung, Opel: Werksbesetzung 2022? Karikatur: Michael Holtschulte

Eine ganze Region steht unter Schock: 2016 sollen in den drei Bochumer Opelwerken endgültig die Lichter ausgehen, wovon nicht nur die rund viertausend Belegschaftsmitglieder, sondern auch zahlreiche Zulieferbetriebe in der Region betroffen wären. Die ökonomischen Folgen hätten laut einer Studie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen direkte Auswirkungen auf etwa 45.000 Arbeitsplätze in der Region. Nachdem nun auch die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen zum wiederholten Male abgesagt wurden, hält sich der Betriebsrat die Option offen, dies im Januar nachzuholen und hierbei mögliche Protestaktionen zu setzen. Dies nährt die Hoffnung, dass es noch vor 2022 zu einer ‚Betriebsbesetzung‘ kommen könnte, wenn das Werksgelände einer alternativen Nutzung zugeführt werden soll…   

Anfang der 80er Jahre arbeiteten noch über 20.000 Menschen in den drei Bochumer Opel-Werken. Ein halbes Jahrhundert nach Gründung des Opel-Standorts im Ruhrgebiet sieht das ganz anders aus: Nur etwa 4.000 Belegschaftsmitglieder halten inzwischen den 24-stündigen Dreischichtbetrieb aufrecht, nachdem die Konzernleitung des Mutterkonzerns General Motors (GM) die Belegschaft im Zuge einer jahrzehntelangen Salamitaktik systematisch zurückgefahren hat. Am Samstag hätte das 50-jährige Werksjubiläum gefeiert werden sollen – doch wegen ‚erheblicher Sicherheitsbedenken‘ waren die Feierlichkeiten am Mittwoch zum inzwischen dritten Mal abgesagt worden: „Die Veranstaltung war als Familienfest beantragt und genehmigt“, begründet Werksleiter Manfred Gellrich die Absage. Angesichts der „Diskussion um die Zukunft des Bochumer Fahrzeugbaus“ sei jedoch zu erwarten gewesen, „dass die Veranstaltung einen anderen Charakter bekommt“, so Gellrich weiter. Der Opel-Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel bezeichnet die „feige Ankündigung“ der Jubiläumsabsetzung auf Nachfrage der :bsz als „böse Überraschung“ und „armselige Erklärung“. Im Januar solle die Feier samt erwartbarer Protestaktionen nachgeholt werden. Derzeit liefen zudem Gespräche mit der Bochumer Schauspielhaus-Intendanz sowie der Ruhr-Universität, um gemeinsam Protestakzente zu setzen. Dies sei auf jeden Fall eine „kreative Möglichkeit, möglichst viele Menschen mitzunehmen.“

Absage skandalös

Wiederholt hat die Konzernleitung bereits Feierlichkeiten abgesagt – zuletzt am 27. Oktober 2012. Hatte der Betriebsrat die Bochumer Belegschaft noch eine Woche vor den Feierlichkeiten über angebliche Pläne von General Motors in Kenntnis gesetzt, lediglich die Getriebeproduktion einstellen zu wollen und damit ein Zehntel der Arbeitsplätze an den drei Standorten in Bochum zu vernichten, schlug die Nachricht der geplanten kompletten Werksschließung am 10. Dezember ein wie eine Bombe. Umgehend hagelte es Solidaritätsbekundungen und Protestnoten: „Die aktuelle Entwicklung um das Opel-Werk Bochum macht deutlich, dass Alternativen zur bisherigen kapitalistischen Wirtschaftspolitik und deren Krisenbewältigung notwendig sind“, so etwa Günter Gleising, Ratssprecher der Sozialen Liste. „Hier werden Menschen aufgrund vermeintlicher kapitalistischer Sachzwänge in Existenzängste und Perspektivlosigkeit gedrängt“, unterstreicht auch Sebastian Hammer, Landesvorstandsmitglied aus den Reihen der Bochumer Jusos.  

Opel mauert und blockiert

Inzwischen wird die Existenzfrage der Opel-Werke und die eines dringender denn je scheinenden Arbeitskampfes in den Massenmedien zudem von einer abstrakten Zukunftsdebatte überlagert. So berichtete die WAZ am 16. Dezember über die Initiative „Bochum Perspektive 2022“ und  spekuliert, dass Opel „ganz offensichtlich Teile der Flächen des Werkes II in Langendreer eigenständig vermarkten“ wolle und hierbei kein gemeinsames Vorgehen mit Stadt und Land anstrebe, „die bereits signalisiert haben, Millionen für den Standort zur Verfügung zu stellen“. Wie beim Exodus von NOKIA 2008 wird zugleich ein Boykott der Marke Opel erwogen, was sich wie damals letztendlich als Strohfeuer erweisen dürfte. Ob es im Januar jedoch etwa zu einer mehrtägigen Produktionsstillegung wie beim ‚wilden Streik‘ im Oktober 2004 kommen könnte, als die Bochumer Werke durch ‚Dauerinformationsveranstaltungen‘ für eine Woche lahmgelegt wurden, bleibt unvorhersehbar. Man wolle jedenfalls nicht kampflos die Segel streichen wie etwa die Opel-Belegschaft im belgischen Antwerpen, deren Werk 2010 geschlossen wurde.

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