Angesichts der prekären Finanzlage der Universität, sieht sich die Ruhr-Uni zu strengen Sparmaßnahmen gezwungen. Das Haushaltsdefizit von 9,2 Millionen Euro sollen in erster Linie die Fakultäten durch teils radikale Stellenstreichungen kompensieren. Zudem sollen auslaufende Stellen zum Teil nicht neu besetzt werden. Dass damit einigen Fächern die Unstudierbarkeit droht, scheint dabei in Kauf genommen zu werden – genauso wie die Tatsache, dass ganze Fakultäten gewaltige Einbußen im Ablauf des Lehrbetriebs hinnehmen müssen. Besonders im Hinblick auf den doppelten Abiturjahrgang im kommenden Jahr dürfen Stellenstreichungen nicht einfach hingenommen werden!
Im Infobrief „Unser Campus“ Nr. 21 gesteht das Rektorat die finanziellen Schwierigkeiten ein, mit denen sich die RUB derzeit konfrontiert sieht und stellt mit vielen Zahlen dar, dass die Ausgaben der Universität weit über dem liegen, was vom Land NRW gezahlt würde. Steigende Lohn- und Energiekosten stehen ungenügenden Zuweisungen vom Land gegenüber. Deshalb „mussten alle Fakultäten, aber auch alle anderen Einrichtungen einschließlich der Verwaltung, 5 Prozent der Kosten einsparen, was vielfach nur über einen Stellenabbau erreicht werden konnte.“ Und auch die Zukunft sehe alles andere als rosig aus. Wenn es nicht gelingt, dem Land „eine Anpassung der Zuweisungen an die reale Kostensituation“ abzuringen und sei „ein weiterer Stellenabbau unvermeidlich“. Dies bedeute „erhebliche negative Folgen für die Lehre und die Forschung“. Drastische Eingeständnisse. Was der Infobrief aber verschweigt: Dieser weitere Stellenabbau hat längst konkrete Formen angenommen.
Liquidierung von Arbeitsplätzen als letzter Ausweg
Ein Defizit von 9,21 Millionen Euro muss ausgeglichen werden – dies entspricht 179,5 Stellen. 179,5 Stellen – darunter einige Professuren, die in den nächsten Jahren auslaufen und nicht neu besetzt werden, sofern die Fakultäten ihre Einsparvorgaben nicht auf anderem Wege einhalten können. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die Institute schon seit Jahren unter Sparzwang stehen. Also läuft es in den meisten Fällen doch auf die Stellenstreichungen hinaus.
Am schlimmsten betroffen sind die Fakultäten für Biologie und Biotechnologie (691.000 Euro sollen eingespart werden, das entspricht 14 Stellen), Chemie und Biochemie (644.000 Euro/13 Stellen), Maschinenbau (658.000 Euro/13 Stellen), Elektrotechnik und Informationstechnik (636.000 Euro/12 Stellen) und Philologie (533.000/12 Stellen). Aber auch wenn eine Fakultät nur verhältnismäßig wenige Stellen streichen will, könnten die Folgen verheerend für hunderte Studierende sein: An der Fakultät für Physik und Astronomie (542.000 Euro/10 Stellen) gibt es keine anderen Pläne als die Sperrung freier Stellen. Dadurch droht die Fachdidaktik wegzubrechen. Ein Master of Education in Physik ist dann nicht mehr möglich, das Studium der angehenden PhysiklehrerInnen steht auf der Kippe.
In der Philologischen Fakultät wurde der Vorschlag eingebracht, doch das Seminar für Sprachlehrforschung – eines der letzten ihrer Art in Deutschland – zu schließen. Obwohl es auch Stimmen und Argumente gegen diesen Vorschlag gab: Er schwebt im Raum und erinnert an das Schicksal der Bochumer Skandinavistik, die bereits zum WS 2005/06 wegen Sparmaßnahmen geschlossen wurde.
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Gefangen in der Abwärtsspirale
Das Geldproblem der Uni (und nicht nur der Bochumer) ist nicht neu – allerdings entschärft sich die Situation in absehbarer Zeit nicht. Im Gegenteil: Das Land fördere „eine Abwärtsspirale durch sogenannte leistungsbezogene Mittel“, sagt Dirk Loose, AStA-Vorsitzender der RUB. Die Universitäten bekommen Geld für Studierende, die ihr Studium in Regelstudienzeit absolvieren. Sind die Gelder nicht da und es steht, etwa in den Prüfungsämtern oder den Bibliotheken, nicht genug Personal zur Verfügung, wird das Einhalten der Regelstudienzeit schwieriger – was wiederum noch weniger Geld für die Hochschule bedeutet.
Bereits am 22. August veröffentlichte der AStA eine Stellungnahme zum geplanten Sparplan. Darin versprach er, sich dafür einzusetzen, „dass die Bildung an der RUB so wenig wie irgend möglich unter den finanziellen Problemen leiden muss“. Konkrete Lösungsvorschläge nannte der AStA in seiner Stellungname nicht. Auch die Fachschaften stehen im Allgemeinen in einer Art Schockstarre da. Noch weiß also niemand so recht, wo das Geld herkommen soll. Fest steht nur eins: An der Lehre zu sparen, ist der falsche Weg.
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