Dass Rauchen mindestens so gefährlich ist wie Facebook-Partys weiß nun wirklich jeder. Raucher sind verantwortlich für das Ozonloch, die Erderwärmung, die Finanzkrise und Kindesmissbrauch. Es ist ein Laster, das nicht nur schädigend für die Qualmenden selbst, sondern auch für ihre nicht-rauchenden Mitmenschen ist. Höchstwahrscheinlich steht Rauchen als die heimliche Nummer acht auf der Liste der offiziell von Gott ausgewiesenen Todsünden. Und im Himmel herrscht natürlich Rauchverbot. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens geht nach den ersten Unternehmungen zum Nichtraucherschutz noch einen Schritt weiter. Die Gesundheitsministerin Barbara Steffens nimmt den Kampf gegen die Raucher auf und Bayern zum Vorbild. Im Sommer 2012 soll es dann soweit sein: absolutes, striktes, universelles Rauchverbot in allen Gaststätten. Man kommt um den Eindruck nicht umhin, Teile NRWs befänden sich im absoluten Regulierungsrausch. Einige pfiffige Gesundheitsapostel der Grünen wollen bürgerliche Bedürfnisse bedienen und rüsten um auf ‚radikal‘. Zumindest, wenn es nach den Weisen aus dem Morgenland geht, weht in NRW bald ein rauchfreier Wind. Viele Nichtraucher wollen keine Passivraucher sein. Deswegen setzten sie sich bislang einfach nicht in den Raucherbereich derjenigen Bars und Kneipen, in denen sie ihren Kaffee trinken wollen. Doch die Zweistaatenlösung mit offener Grenzkontrolle schmeckt nicht allen Nichtrauchern. Das Weltbild steht im Weg. Deswegen denkt der bessere Bürger anstatt für sich, lieber für alle anderen und zwingt ihnen notfalls auch sein Weltbild auf. Wie derzeit in Dänemark. Die haben sich gerade die Fettsteuer ausgedacht und eingeführt. Es ist die erste Fettsteuer der Welt, die verzweifelte Dänen in diesem Herbst zu Hamsterkäufen von Butter, Pizza und Pommes Frites trieb. Fettsein verboten? Neospießer denken, absolute Freiheit sei dann erreicht, wenn sie frei von Belästigung durch andere leben könnten. Völlige Freiheit ist hier eben nicht Willensfreiheit, Handlungsfreiheit oder Wahlfreiheit. Nein, die Volkserzieher wollen einfach nicht belästigt werden. Hier ist Abweichung von der Norm nicht vorgesehen oder gar gewünscht, sondern ausgeschlossen. Was die Norm ist, das sagt uns der gesunde, der sportliche, der moralische, kurz: der bessere Bürger und lässt es in ewiger Letztgültigkeit in wetterfesten Gesetzbeton gießen. Und irgendwann fällt dem letzten Raucher dann die Kippe aus dem Mundwinkel, wenn er sich schließlich fragt: Gut ist, was den Volkskörper stählt? Angewidert wenden wir uns ab vom Anderen, weil uns mal die Fremdheit und mal das Gefühl der Ablehnung schreckt. Und die narzisstische Freude über unser privates Selbstkonzept lässt uns mit verzärtelter, ja von Angst imprägnierter Scheu vor einer Form der Freiheit zurückweichen, bei der wir den Gegenentwurf nicht nur akzeptieren, sondern sogar wünschen sollen. Manchmal finden sich dann doch noch Menschen, die finden: Verbieten sollte verboten sein. Aber dafür würden sie nicht gleich einen Gesetzentwurf auf den Weg bringen wollen.

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