Um 23 Uhr am Abend des 8. Dezember 1980 wurde John Lennon vor dem Dakota-Gebäude in New York erschossen. Drei Wochen vor seinem Tod hatte er sein letztes Album veröffentlicht: „Double Fantasy“. Es war sein sechstes Werk zusammen mit seiner Frau Yoko Ono und sollte das Ende von Lennons künstlerischer Schaffenspause markieren. Er arbeitete bereits am nächsten Album. Nach seiner Ermordung stiegen die bis dahin eher schleppenden Verkaufszahlen von „Double Fantasy“, so dass die Platte unter anderem in den USA und in England Platz eins der Charts erreichte und mit einem Grammy als Album des Jahres ausgezeichnet wurde.
The Querrymen
Als Lennon starb war er 40 Jahre alt. Über die Hälfte seines Lebens hatte er im Rampenlicht der Musikbühnen dieser Welt gestanden. Schon von frühester Kindheit an hatte er die feste Absicht, mit seiner Gitarre berühmt zu werden, berichtete die Tante, bei der er aufwuchs. Doch sein Weg zum Ziel war steinig. Bereits 1956 gründete John die Skiffelgruppe „The Quarrymen“. Als Paul McCartney zur Band kam, begannen sie, selber zu komponieren, und mit der Freundschaft zu George Harrison wurde ihr Gitarrenspiel immer ausgefeilter. Die folgenden Zeiten waren harte Lehrjahre für John Lennon und seine Band. Sie tingelten als Vorgruppe und Begleitband für heute schon fast vergessene Stars durch England und Schottland, bis sie ihr erstes Engagement in Hamburg bekamen. Auf der Reeperbahn gab es wenig Geld und eine miserable Unterkunft. Hier perfektionierten sie ihren Harmoniegesang und fingen an, ernsthaft eigene Songs zu schreiben. Außerdem lernten sie die moderne Kunst kennen. Besonders der Existentialismus hinterließ seine Spuren bei ihnen. Sie begannen, sich anders zu kleiden, und auch ihre ersten Plattencover waren von der extremen Darstellung des Schwarz-Weiß-Kontrastes stark beeinflusst.
The Beat Brothers
Im April 1961 machten John, Paul und George ihre erste Schallplatte. Sie waren die Begleitband von Tony Sheridan und wurden auf dem Cover „The Beat Brothers“ genannt. Alle, die sie zu diesem Zeitpunkt kennengelernt haben, behaupten, dass ihre Entwicklung zu Weltstars schon jetzt abzusehen und vor allem nicht mehr aufzuhalten gewesen sei. Sie hatten einen eigenen Stil entwickelt, der die ZuschauerInnen in ihren Bann zog, egal wo sie auftraten. Zu diesem Zeitpunkt funktionierte die künstlerische Partnerschaft zwischen Lennon und McCartney reibungslos.
Zu ihrer aller Glück lernten sie nun Brian Epstein kennen, der ihr Manager wurde. Er putzte Klinken bis sie eine eigene Plattenaufnahme bei dem kleinen Label Parlophone machen konnten. Kurz vor der Aufnahme ersetzten sie ihren bisherigen Drummer Pete Best durch Ringo Star und das Schicksal machte George Martin zu ihrem Produzenten. Die Beatles waren geboren.
The Beatles
Die erste Single der Beatles hieß „Love Me Do“ und war eine Lennon/McCartney-Eigenkomposition. Sie schaffte es Ende 1962 kurz in die britischen Top Twenty. Zu dieser Zeit heiratete John Lennon seine Dauerfreundin Cynthia Powell. Man hielt die Hochzeit aber geheim, um die weiblichen Fans nicht zu verlieren. Der erste Nummer-Eins-Hit der Beatles kam mit „Please Please Me“ im Januar 1963 auf den Markt. Im August des gleichen Jahres brachten sie mit „She Loves You“ gleich eine weitere Single auf den Markt, die den ersten Platz der Hitparaden erreichte.
Von nun an waren die Beatles nicht mehr zu stoppen. Sie dominierten die Charts, junge Männer ließen sich wie sie die Haare wachsen und junge Frauen fielen auf ihren Konzerten reihenweise kreischend in Ohnmacht.
Die Beatles wurden zu Popstars. Und sie spalteten die Gesellschaft: Im großen Stil hieß es „Jung gegen Alt“ und zusammen mit anderen Bands schienen die Beatles diese Revolte anzuführen. Noch deutlicher wurde dieser Vorbildcharakter, den sie für ihre Fans hatten, als die vier Pilsköpfe aus dem Bild, das ihr Manager für sie gestrickt hatte, ausbrachen. Sie trennten sich von ihren Anzügen, trugen Schlaghosen und leuchtfarbene Hemden. Diesen Stil haben die Beatles nicht erfunden, aber populär gemacht. Sie schwammen auf einer Welle – oder machten sie diese Welle?
Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band
Mit Sicherheit aber schrieben sie mit „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band“ den Soundtrack zum Lebensgefühl dieser Zeit. Sgt. Pepper gilt als das erste Konzeptalbum der Popmusik. Es erschien Ende Mai 1967 in Großbritannien und revolutionierte die Musikwelt. Bis zu diesem Zeitpunkt war kein Album mit einem vergleichbaren Aufwand produziert worden. Entweder passte es genau zum Sommer der Liebe 1968, oder aber es bereitete ihn vor und läutete ihn ein. So wurden Paul McCartney und John Lennon zu den Heroen ihrer Zeit. Ohne sie wäre der Sommer der Liebe ein anderer gewesen.
Welcher Beatle den größeren Teil der Inspiration an diesem Meilenstein der Musikgeschichte geliefert und wer bekifft zuhause gesessen hat, ist allerdings bis heute umstritten.
John und Yoko
Doch bereits zur Blütezeit der Beatlemania zeichnete sich die Trennung der Beatles ab. John wandte sich von seiner ersten Frau ab und der Fluxuskünstlerin Yoko Ono zu. Sie inspirierte ihn. Nach dem Ende der Beatles wurde er immer mehr zu einem Pazifisten. Böse Zungen behaupten, er sei nicht mehr wegen seiner Musik, sondern wegen seiner Exzentrik aufgefallen. Doch diese Menschen scheinen nie „Imagine“ gehört zu haben. Andere behaupten, John hätte sich nie entschieden, Teil der Friedensbewegung zu werden – er sei nur so hineingerutscht. Das erklärt jedoch nicht die politischer werdenden Texte seiner Lieder, allerdings aber sein zurückhaltendes Engagement.
Spätestens in dieser Phase seines Lebens werden Lennons Entscheidungen immer schwerer nachzuvollziehen und sein Auftreten in der Öffentlichkeit immer seltener. Er gründete mit Yoko eine Familie und fand sich nach eigener Aussage selbst.
Ob John Lennon die Zeit gemacht hat oder die Zeit ihn, lässt sich nicht sagen, aber ohne ihn wäre diese Epoche sicher nicht dieselbe gewesen. Unstrittig ist wohl, dass sein früher und sinnloser Tod ihn in den Augen der Welt hat unsterblich werden lassen.
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