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  Noch immer schreiben wir das so genannte Kulturhauptstadtjahr. Das Macondo-Literaturfestival galt als offizielles Bochumer Projekt zur Ruhr.2010. In diesem Herbst fand es seit seiner Geburt im Jahre 2000 zum elften und letzten Mal statt. Frank Schorneck und Petra Vesper sehen sich selbst als Nischenprodukt der Kulturszene und geben die aufwändige und aufreibende Suche nach privaten Geldgebern und Sponsoren auf. Allein in diesem Jahr belief sich ihr Budget auf 13.000 Euro. Dass das Festival in diesem Jahr stattfinden konnte, haben sie nicht zuletzt der Kunststiftung und dem Kultursekretariat NRW, sondern auch den Stadtwerken und der Sparkasse Bochum zu verdanken. Das Damoklesschwert, das über Schorneck und Vesper hing, war immer wieder das Problem enormer Planungsunsicherheit.

Neues Projekt kommt

Unter einem neuen Titel und mit leicht veränderter Ausrichtung bleiben Schorneck und Vesper jedoch mit „Macondo – Die Lust am Hören“ im kulturell-literarischen Milieu Bochums vertreten. Hierzu wollen sie wieder verschiedene Einzelveranstaltungen organisieren, bei denen Debüt-AutorInnen, ebenso wie Angekommene und Ehemalige vertreten sein werden. Mit der Rotunde–Katholikentagsbahnhof haben sie für ihr neues Projekt darüber hinaus auch einen eigenen und festen Veranstaltungsort finden können. Die ersten Termine stehen bereits fest: Am 3. Dezember kommt zunächst Michael Ebmeyer mit der literarischen BoyGroup „Fön“ in die Rotunde und am 12. März 2011 wird Christian „The Voice“ Brückner mit „Moby Dick“ folgen.

Magazin bleibt

Im Dezember erscheint dann die neue Ausgabe des Literaturmagazins Macondo, welches Schorneck und Vesper, auch nach dem Aus des Festivals, weiterhin fortführen wollen. Es wird in Bochum herausgegeben und erscheint wie gehabt im Halbjahresrhythmus. Der Titel „Macondo“, entlehnt aus Gabriel Garcia Marquez Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“, war ursprünglich jener Ort, an welchem die verschiedenen Geschichten zusammenlaufen. In Bochum wird man die Geschichte von Macondo nicht erzählen können, ohne auch an Haushaltssperre und Ruhr.2010 zu denken. Bochum scheint nunmehr der Ort zu sein, an dem Geschichten von Kulturprojekten zusammenlaufen, die beständig um ihr Bestehen kämpfen müssen und bisweilen daran scheitern. 

Man kann sich natürlich fragen, ob Rückzug hier das richtige Signal ist. Kulturelles Engagement kann und muss nicht nur von finanziellen Gesichtspunkten abhängen. Auch in Bochum zeigen Projekte wie etwa das Rottstr5-Theater, dass die interessantere Variante ein „Jetzt erst recht!“ sein kann, wenn die finanzielle Unterstützung durch die Kommune ausbleibt.

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