Diese dürfte ihn mit offenen Armen empfangen. Nach Bekanntwerden der antifaschistischen Demonstration wurden im Umfeld des Nazi-Zentrums Plakate mit der Aufschrift „5 Jahre für ein ganzes Leben – 4:1“ verklebt. Die neonazistischen Urheber beziehen sich damit auf den tödlichen Messerstich Kahlins, für den dieser 5 Jahre in Haft musste sowie auf den Neonazi Michael Berger, der im Jahr 2000 bei einer Verkehrskontrolle erst eine Polizistin und zwei Polizisten und danach sich selbst erschoss.
Bereits unmittelbar nach der Tat bekannten sich die Dortmunder Nazis im Internet zu Kahlin, bezeichneten ihn als ihren „Kameraden“ und später als „politischen Gefangenen“ – verbunden stets mit Drohungen an Antifaschistinnen und Antifaschisten in Form von Aufklebern und Graffiti: „Antifaschismus ist ein Ritt auf Messersschneide(!)“ hieß es kurz nach der Tat auf einem Sticker, bebildert mit einem blutverschmierten Messer.
Für den Jugendvollzug untragbar
Auch Kahlin selbst steht nach wie vor zur Nazi-Szene. Auf der rechten Internetseite „JVA Report“ fand sich bis vor kurzem ein Selbstportrait von ihm, in dem er Kontakt zu „aufrechten Kameraden“ suchte. Er verkündete, dass man ihn nicht hätte „umerziehen“ können und er deswegen vom Jugend- in den Erwachsenenvollzug verlegt worden sei. Den tödlichen Messerstich auf Thomas Schulz rechtfertigt er damit, dass er einen Angriff von „Antifa-Zecken“ habe abwehren müssen – vor Gericht wurde festgestellt, dass Kahlins späteres Opfer allein vor ihm stand. Ähnlich umgedeutet hatte er bereits eine Attacke auf einen anderen Punk, für die er erst kurz vor der Tat verurteilt worden war. Kahlin lehnte eine Entschuldigung bei dem Opfer, das er in einem Zug mit Schlägen und Tritten verletzte ab, da dieses ihn angeblich zuerst beleidigt habe.
Wie die „Ruhr Nachrichten“ berichteten hat das Amtsgericht Werl trotzdem einem von Kahlin gestellten Antrag auf Entlassung stattgegeben. Ein Gutachter habe ihn untersucht, um festzustellen ob weitere Taten zu erwarten seien. Kahlin habe erklärt, dass er in Dortmund wohnen und als Maurer arbeiten wolle. Die Bewährungszeit legte das Gericht auf drei Jahre fest.
Mitten im braunen Netz
Während der Haftzeit wurde Kahlin offenbar von der „Hilfsorganisation für Nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) betreuet. Die HNG kümmert sich um inhaftierte Nazis. Neben der Vermittlung von Briefkontakten bemüht sich die HNG vor allem um die ideologische Festigung und Einbindung in die Naziszene. Das Ziel: Aus dem Gefängnis sollen selbst einfache rechte Mitläufer als gefestigte Nazis herauskommen, die fest in die Szene integriert sind und über Kontakte dorthin verfügen. Sven Kahlin fand sich neben dem „JVA Report“ auch auf den „Gefangenenlisten“ der HNG. Die Kontake zu den Nazis außerhalb der Gefängnismauer gingen dabei über Briefwechsel hinaus: Nach Informationen des antifaschistischen „S4-Bündnis“ ließ Kahlin mehrere Grußbotschaften auf Nazi-Demonstrationen verlesen und „kameradschaftliche Grüße“ an die „aufrechten Deutschen“ richten.
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