Wer Europa etwas versprechen will, ist in Bochum genau richtig. Seit 2007 sucht die Stadt Menschen aus aller Welt, die mit ihrem Namen auf einer Basaltplatte etwas ausdrücken wollen. Die Idee stammt von Jochen Gerz, dem 1940 in Berlin geborenen Konzeptkünstler. Die TeilnehmerInnen sollen Europa ein Versprechen geben, das unveröffentlicht bleibt. Lediglich die Namen der einzelnen TeilnehmerInnen werden in große Basaltplatten geschrieben. Aber nicht nur die Handlung der Menschen, auch der Ort ist symbolisch. Der Turm der Christuskirche wurde 1931 als „Heldengedenkhalle“ eingeweiht. Hier konnte man die Namen von im Weltkrieg Gefallenen aus Bochum lesen, und daneben die Namen von 28 „Feindstaaten“. Das neu entstehende Kunstwerk soll die Vergangenheit nicht leugnen, sondern den Bruch mit ihr deutlich machen. Es soll zeigen, dass aus Feinden Freunde geworden sind.
660.000 Euro für den Anfang
Bereits 2009 wurde die erste Platte mit Namen im Turm der Christuskirche verlegt, jetzt wird der Platz gebaut. Aufwendige Bauarbeiten sind nötig, um den Platz am Fuße des Kirchturmes durch drei geschwungene Stufenanlagen mit je zwei Stufen aus Natursteinen auf die gleiche Höhe zu bringen wie den „Boulevard“. Die Bäume auf dem Platz werden erhalten bleiben. Die Kosten für diesen Umbau betragen 660.000 Euro, darin ist die Bezahlung für den Künstler nicht mit inbegriffen, der an seiner Idee in der Zeit von 2007 bis 2010 cirka 500.000 Euro verdient hat. Das Land NRW fördert das Projekt mit 343.750 Euro, die Kosten für den Künstler teilen sich die Stadt Bochum und das Land NRW.
Licht aus Frankreich
Außer den Namensplatten wird der „Platz des europäischen Versprechens“ eine weitere künstlerische Attraktion enthalten, so steht es zumindest im Bauplan. Geplant ist ebenfalls ein Lichtkonzept des französischen Lichtdesigners Laurent Fachard, der auch schon den Elysée-Palast in ein anderes Licht getaucht hat. Das Bochumer Lichtdesignprojekt wird mit 200.000 Euro von den Stadtwerken Bochum finanziert. Wenn der „Platz des europäischen Versprechens“ fertig ist, wird er insgesamt 25 Basaltplatten aus Armenien mit je 600 darauf eingravierten Namen Platz bieten. Bisher haben sich 13.625 Menschen gefunden, die ihren Namen gern auf dem Platz verewigt sehen wollen. Etwa 1.300 weitere Europäerinnen und Europäer könnten also noch teilnehmen.
Kommt Zeit, kommt Geld
Die bisher veranschlagte Bauzeit von fünf Monaten ab Mitte Juli 2010 bezieht sich nur auf den Umbau des Platzes, ebenso wie die Angaben der Kosten. Das eigentliche Kunstwerk, also die Basaltplatten mit eingravierten Namen, sind weder in der Zeitrechnung noch im Preis mit inbegriffen. Im Moment ist geplant, die Platten zu verlegen, sobald die Stadt die notwendigen Finanzmittel für deren Herstellung und Verlegung als Drittmittel eingeworben hat. 1,6 Millionen Euro fehlen noch. Für eine Stadt, die im März 2010 von ihrem Kämmerer erneut eine Haushaltssperre auferlegt bekommen hat, ist das eine Menge Geld.
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