Gestern Abend hatten wir Besuch: Ogis Freund Dan und seine Frau. Dan ist ein lauter und ordinärer Ami, ein wandelndes Klischee, Hände wie ein Holzfäller. Er macht ununterbrochen Geräusche: schnaufen, rülpsen, atmen, essen, reden, lachen, räuspern. Dabei ist er sehr herzlich. Man muss immer befürchten, dass er einem mit ’nem Klaps den Rücken bricht. Dan hat für die US-Armee in Japan gearbeitet und eine Japanerin geheiratet. Sie ist passenderweise ebenfalls laut und ordinär. Dan trug ein schmuddeliges graues Shirt, dass über seinem riesigen Bauch gelblich und feucht war. Kaum angekommen, fing er zu fressen an. Dabei kommt ihm zupass, dass Schlingen und Schlürfen in Japan normal ist. Ich bin mir allerdings sicher, dass er nie anders gegessen hat. Wenn er nicht grade rülpste, manchmal aber auch währenddessen, erklärte er uns in breitestem Ami-Englisch die Welt, beziehungsweise seine besten Kochrezepte.
Heute kam er wieder und brachte uns etwas von seinem angepriesenen Trockenfleisch mit – tatsächlich sehr gut. Allerdings trägt er immer noch dasselbe Shirt, diesmal gelblich und trocken. Sensibel, wie er ist, macht er sich über die ‚Tunami‘-Warnung lustig, die gerade in Japan für Besorgnis sorgt. „Two meters? That’s not what I call a tidal wave! Have you seen the movie Poseidon? Now that‘s a tidal wave! Two meters is nothing! Can’t kill people. More like a surfers dream, muhahaha!“ Zwecklos, ihm zu erklären, dass ein ‚Tunami‘ anders funktioniert als normale Wellen. Irgendwie angenehm, seine Gesellschaft, trotz allem.
P.S.: Der ‚Tunami‘ war da, an manchen Orten nur 20 Zentimeter hoch, aber: Er hat einiges kaputt gemacht.
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