Mit ihrem preisgekrönten Entwurf glauben die Architekten der Kölner Molestina GmbH, die jüngst einen von der Universitätsleitung ausgelobten Wettbewerb zur „Neugestaltung der Zentralachse der Ruhr-Universität“ gewonnen haben, die RUB nicht weniger als „neu erfunden“ zu haben: Durch seine schrittweise Realisierung werde die Universität „im 21. Jahrhundert“ ankommen, heißt es im achtseitigen „Erläuterungsbericht“ der Planung. Das künftige „Signet“ der „Magistrale“ soll ein vielgeschossiger Glasturm bilden, der in der Nähe des jetzigen Gebäudekomplexes des Studierendenhauses (SH) sowie des Musischen Zentrums (MZ) zu errichten sei, das in der finalen Bauphase abgerissen werden soll. Nicht zuletzt der geplante Abriss des auch als „T-Gebäude“ bekannten kubischen Baukörpers des erst 1984 vollendeten MZs als einer der markantesten Bauten Bochums dürfte jedoch so manchen (denkmalschützerischen) Widerstand gegen die Molestina-Planung hervorrufen. Manches müsse aber eben dem Fortschritt weichen, meint Helmut Heitkamp vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, der für die Campus-Immobilien der RUB zuständig ist.

Über die „living bridge“ zum „Faculty Club“ im ‚RUB-tower‘

Laut Heitkamp „noch nicht in Beton gegossen“ sei jedoch die voraussichtliche Höhe und Geschosszahl des zu errichtenden ‚RUB-Turms‘, der nach der ursprünglichen Planung noch wesentlich größere Dimensionen hätte haben sollen. Auch die nach einem ehemaligen Bochumer Oberbürgermeister benannte Gerhard-Petschelt-Brücke soll künftig grundlegend umgestaltet werden und sich in eine teilweise begrünte sowie mit Einrichtungen kommerzieller Servicedienstleister versehene „living bridge“ verwandeln. Zudem soll die gesamte Magistrale vom Glasturm bis zum Audimax eine neue behindertengerechte schiefe Ebene durchziehen, an der „zukünftig alle wichtigen Gebäude“ liegen sollen – vom gläsernen RUB-Turm samt „Faculty Club“ bis zum Kindergarten sowie einem angedachten Hotelbau hinter dem Audimax…

„Robustes Raumkonzept“

„Im Zusammenspiel mit eindrucksvollen Grünstrukturen“ entstehe zwischen den zu erhaltenden, jedoch anders als bislang zu nutzenden Gebäuden Audimax und UB durch das innovative Ensemble einer „Abfolge von Plätzen, zentralen Gebäuden und Grünräumen“ eine „neue moderne Universität“. Wie genau die Umnutzung von UB und Auditorium maximum künftig genau aussehen soll, bleibt jedoch einstweilen im Dunkeln: „Aufgrund des langen Planungshorizontes haben wir ein robustes Raumkonzept entworfen“, heißt es nebulös. Langfristig soll dort nach dem Abriss des heutigen Studierendenhauses jedoch ein „Studierendenservicecenter“ (SSC) entstehen, über dessen ursprüngliche, zum Teil aus Studiengebühren zu finanzierende Planung (seinerzeit veranschlagte Kosten: 1,389 Millionen Euro) die bsz bereits in ihrer 744. Ausgabe vom 7. Mai 2008 berichtete.

Studis unter die Erde?

An die Stelle des laut Molestina-Entwurf ebenfalls abzureißenden HZO würde ein unter die Erde gelegter Hörsaaltrakt treten, der zwischen Audimax und UB entstehen soll. Auf dem begrünten Dach, wo derzeit der ursprünglich als wasserführendes Kunstwerk konzipierte Reusch-Brunnen mit seinen rhythmisierten Betonquadern als oberirdischer Abschluss des unterirdischen Parkhauslabyrinths fungiert, sollen einst künstliche Mini-Seen entstehen. Völlig ungeklärt bliebe hierbei einstweilen der Umgang mit Erich Reuschs 1969 geschaffener Kunst am Bau. Nicht nur in diesem Punkt sollen „die vorhandenen Bausteine“ des von der Wettbewerbsjury präferierten Entwurfs jedoch „bei den weiteren Planungen überdacht werden“, so Helmut Heitkamp vom BLB. „Das Ganze soll ein transparenter Prozess werden.“ Dies gilt hoffentlich nicht nur für die Materialpräferenz des Kölner Architektenkonsortiums…

Siehe auch Kommentar „Magistrales Millionengrab“ in dieser Ausgabe sowie WAZ-Bericht vom 25.03.2010.

Weitere Infos zum Thema:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/aktuell/2010/03-magistrale
http://www.ruhr-uni-bochum.de/aktuell/2010/03-magistrale/erlaeuterungsbericht.pdf

Direktlink zu den nachstehenden „Baunetz“-Kommentaren: http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wettbewerb_fuer_Ruhr-Uni_Bochum_962975.html?backurl=http%3A%2F%2Fwww.baunetz.de%2Fmeldungen%2Findex.html&action=kommentieren

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