Derzeit ist Duisburg mit 3 Milliarden Euro verschuldet und muss – wie viele andere Ruhrgebietsstädte auch – der Bezirksregierung ein Haushaltssicherungskonzept vorlegen. Das Sparprogramm, das die Verwaltung der Politik im Januar vorgelegt hat, sieht im laufenden Jahr Haushaltskürzungen von 66 Millionen Euro vor; im nächsten Jahr sollen 100 Millionen, in 2012 gut 120 Millionen und bis 2014 sogar mehr als 160 Millionen jährlich eingespart werden. Viele dieser Einschnitte gehen in den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur schon derart an die Substanz, dass im Duisburger Rat darüber diskutiert wird, wie nötig die teure Loveparade überhaupt sei. Die Linke und Teile der SPD in Duisburg lehnen Zuschüsse komplett ab und fordern eine sofortige Absage. Das konservative Lager sieht die Kosten dagegen als Investition. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung haben die BesucherInnen der Loveparade 2008 insgesamt 144 Millionen Euro in Dortmund ausgegeben. Geld, das sich auch in Steuereinnahmen niederschlage, argumentiert die CDU.
Neben den Ausgaben bereitet auch die Strecke den Stadtoberen Probleme. Die ursprünglich anvisierte Lösung ist das 35 Hektar große Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs neben dem Hauptbahnhof. Allerdings heißt es in der Ratsvorlage, dass die Lage durchaus Probleme bereiten könne. Der Hauptbahnhof müsste in An- und Abfahrtszonen unterteilt werden. Kleinere Bahnhöfe in der Umgebung müssten geschlossen werden. Zudem erwartet man Störungen für den normalen Zugverkehr, wenn unbedachte PartygängerInnen über die Gleise laufen. Außerdem wird aus Sicherheitsgründen eine Sperrung der A59 während der Loveparade erwogen. Die Autobahn wird zurzeit sechsspurig ausgebaut.
Haste mal `ne Loveparade?
Zwischenzeitlich war auch eine Rückkehr der Parade nach Essen oder Dortmund im Gespräch, wo sie 2007 und 2008 stattfand. Beide Städte haben die Anfragen jedoch abgewiesen – mit Verweis auf die knappen Kassen. Daraufhin wurde auf der vergangenen Duisburger Ratssitzung beschlossen, nach Unternehmen und Privatpersonen zu suchen, die als SponsorInnen tätig werden können. Ein Krisentreffen mit VertreterInnen der Landesregierung soll noch diese Woche stattfinden. Die Verantwortlichen hoffen auf Zuschüsse des NRW-Wirtschaftsministeriums aus dem Fördertopf für Kreativwirtschaft.
Unkommerzielle Alternativen
Für TechnoanhängerInnen gibt es allerdings Alternativen: In Berlin wird die sogenannte „Fuckparade“ mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit stattfinden. Die ursprünglich als Protest gegen Kommerzialisierung und musikalischen Eintönigkeit der Loveparade organisierte Demo hat in den vergangenen Jahren immer Anklang gefunden. Im Gegensatz zur Loveparade wird sie weiterhin als Demonstration organisiert, seit 1997 sogar mit dem Segen des Bundesverfassungsgerichts: Als Demonstrationsgründe sind seitdem die „zunehmende Kommerzialisierung von Kultur im öffentlichen Raum“ sowie der „Missbrauch des Versammlungsrechts durch unpolitische Veranstaltungen“ verbrieft. Ganz ernsthaft geht es den VeranstalterInnen darum, dass subkulturelle Minderheiten in die Stadtentwicklung einbezogen werden. Aber auch an der Ruhr könnte es noch hoch hergehen: Kritische KulturhauptstadtaktivistInnen planen für Anfang Mai einen sogenannten EuroMayDay in Dortmund. Seit neun Jahren finden alternative Paraden unter diesem Namen in verschiedenen europäischen Metropolen statt. Bereits 2004 haben europaweit 100.000 TeilnehmerInnen mit den politischen Straßenpartys gegen die zunehmende Prekarisierung von Arbeit und Leben demonstriert.
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