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Angesichts der bevorstehenden Weltklimakonferenz vom 7. bis zum 18. Dezember in Kopenhagen stellt sich nun die Frage, ob die Kernkraft ein Comeback erlebt und zukünftig als eine der besseren Lösungen für die Drosselung der Erderwärmung gilt. In England scheint man sich da einig zu sein. Die Abgeordneten der Labour und der Konservativen Parteien haben mehrheitlich für das neue Gesetz gestimmt. Man müsse alle zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen, die einen niedrigen CO2- Ausstoß haben, sagt Minister Millibrand.

Moratorium gestoppt

 

Von dieser Zwangslage aus betrachtet sei es nur rechtens, das im letzten Jahr festgelegte Moratorium gegen neue Atomkraftwerke in England zu stoppen, so Millibrand weiter. Zudem bringe die Atomkraft bis zu 9000 neue Jobs. Sie sei richtig für den Erhalt der Energiesicherheit und den Schutz des Klimas und ermögliche den führenden Unternehmen Zugang zum internationalen Markt. Damit England nicht zu lange auf die Vorteile der Atomkraft warten muss, wurde in dem Gesetz auch sogleich verankert, dass die Prüfungs- und Genehmigungszeit für die Installation der Reaktoren nicht wie bisher zehn Jahre, sondern nur noch zwölf Monate beträgt.

Deutsches Engagement für Atomkraft in Großbritannien

Letzte Woche fand hierzulande die Bundestagsdebatte zur Weltklimakonferenz statt. Dort versicherte der FDP-Umweltpolitiker Michael Kauch, dass die Atomkraft die Entwicklung erneuerbarer Technologien keinesfalls hemme – eine zweifelhafte Aussage, wie ein Beispiel aus England zeigt. Eines der dort geplanten Atomkraftwerke soll in der Grafschaft Cumbria entstehen. Momentan steht dort laut Greenpeace eine der ältesten und effizientesten Windkraftanlagen der britischen Inseln. Diese muss für den Neubau der nuklearen Kraftanlage demontiert werden. Auftraggeber für die Demontage ist der Essener Energiekonzern RWE. Tatsächlich hemmt die Atomkraft also nicht nur Techniken zur Gewinnung erneuerbarer Energien – sie zerstört sie sogar. Auch RWE muss in Zeiten der Wirtschaftskrise gut überlegen, wo die Milliardengewinne investiert werden. Vom umstrittenen Bau eines Atomkraftwerks im bulgarischen Erdbebengebiet Belene musste der Konzern erst im Oktober wieder abrücken, nachdem Umweltschutzorganisationen beständig gegen das riskante Projekt protestiert hatten. RWE sieht sich schließlich nach eigener Aussage in der Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft – dann also lieber ein neuer Reaktor in Cumbria.

Senkung der CO2-Emissionen finden alle toll

Dass die Menge an ausgestoßenem Kohlenstoffdioxid dringend reduziert werden muss, wird von allen europäischen Industriestaaten bejaht. Das Gas gilt als Hauptursache für die globale Erderwärmung und die damit verbundenen Konsequenzen, wie Verwüstung, Polschmelze und weitreichende gesundheitliche Folgen für Mensch und Tier. Fraglich sind dagegen die Methoden zur Emissionssenkung. Die Investitionspläne und die Auftragsvergabe von RWE sind da nur ein Beispiel dafür, dass Regierungen und Großkonzerne für die Wahrung ihrer Profitinteressen auch vor der Zerstörung von Windkraftanlagen nicht zurückschrecken.

Weniger CO2 um jeden Preis?

Atomkraftwerke stoßen zwar kein CO2 aus – dafür aber die Geräte, mit denen das zur Energiegewinnung nötige Uran abgebaut wird. Im Vergleich zu Kohlekraftwerken gewinnt das Atomkraftwerk zwar, kann aber deshalb noch lange nicht als die Zukunft für frischere Luft und saubere Landschaften gelten: Man denke nur an die bis heute ohne Lösung geführte Diskussion über den Atommüll.

Den Kampf um die geringeren Emissionswerte gewinnen eben ganz klar die erneuerbaren Energiequellen. Warum nicht also die Milliardenumsätze mal in Solaranlagen, Wind- und Wasserkraftwerke investieren – zumal die Uranvorräte auch nur begrenzt sind? Die Regierungen und die Industrie sind sich einig: Atomkraft ist billig. Für die Konzerne jedenfalls; für die Verbraucherinnen und Verbraucher dagegen nicht. Das zeigt schon ein schneller Klick in einen der diversen Tarifrechner im Internet. Betreiber von Atomkraftwerken müssen ihre Anlagen übrigens nicht einmal versichern, da die Versicherungssumme aufgrund der Risiken ohnehin unkalkulierbar sei. Gegen was will man sich im Falle eines Super GAUs auch schon versichern?

 

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