„Wir wollen die Studierenden darüber informieren, was an den anderen Unis passiert und was die europaweiten Proteste dort mit der Situation an der RUB zu tun haben“, sagt der Bochumer AStAVorsitzende Karsten Finke. Auf der Vollversammlung werden die Studierenden dann basisdemokratisch entscheiden, ob und in welcher Form sie sich der Protestwelle gegen Bachelor/Master, Studiengebühren und all die anderen Unmöglichkeiten des „Bologna-Studiums“ anschließen. In einer neu gegründeten StudiVZ-Gruppe wird derweil auch die Option „Besetzung in Bochum“ thematisiert. Die Gruppe hat nach einer Woche bereits 150 Mitglieder. Der AStA und das Protestkomitee hoffen nach dem eher kühlen Bildungsstreik im Sommer auf einen heißen Herbst. Beim Protestkomitee gegen Studiengebühren und bei der AG Bildungsstreik laufen die Vorbereitungen auf die angekündigte Protestwoche auf Hochtouren. Diesmal sei der Bildungsstreik europaweit organisiert, freuen sich die Aktiven. So werde deutlich, dass das Thema Bildung auf dem ganzen Kontinent zu kurz komme. Die Hochschulreformen, die unter dem Namen „Bologna-Prozess“ bekannt sind, betreffen schließlich nicht nur deutsche Hochschulen, sondern alle Universitäten, Studierende und Lehrende in Europa. „Auf der Vollversammlung werden wir gemeinsam besprechen, wie sich die Studierenden den herbstlichen Protest vorstellen“, so Michael Wolf, AStA-Referent für Hochschulund Bildungspolitik. Dabei könne man von den aktuellen Protesterfahrungen der anderen Unis einiges lernen. Auch die landespolitische Aufmerksamkeit für möglichen Bochumer Protest ist inzwischen vorhanden: Ruth Seidl, die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag NRW, hat die Bochumer Aktivistinnen und Aktivisten per Mail zu einem Gespräch eingeladen. Wie man mit dieser Anfrage umgehen möchte, wird unter den Studierenden indes noch diskutiert. Skeptische Stimmen befürchten eine Vereinnahmung der Proteste durch die Politik.
Solidarität
Einige Bochumer Fachschaften, so zum Beispiel die der Mathematik und der Theaterwissenschaften, haben bereits öffentlich ihre Solidarität mit den Protestierenden in Österreich bekundet, die schon seit Wochen die Universitäten besetzt halten. Die Studierenden der Theaterwissenschaft haben auf der vergangenen Sitzung der FachschaftsvertreterInnenKonferenz (FSVK) dazu aufgerufen, eine gemeinsame Solidaritätserklärung nach Wien zu schicken. Der FR Mathematik grüßt die Studierenden in Österreich mit einem Transparent, das sie vergangene Woche am NA-Gebäude aufhängten. Noch ist die aktuelle Protestwelle an der Ruhr-Uni insgesamt eher als unterschwelliges Kribbeln zu spüren. Ob die europäische Unzufriedenheit nun tatsächlich auch über den harten Kern der Aktivistinnen und Aktivisten hinaus auf die Bochumer Studierendenschaft überspringt, wird sich in den kommenden Tagen herausstellen.
0 comments