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Verschiedene Gruppen und Einzelpersonen aus Bochum, Dortmund und ganz Nordrhein-Westfalen haben dazu aufgerufen, den Nazis entgegenzutreten – mehrere tausend GegendemonstantInnen werden erwartet.

Das Bündnis „Dortmund stellt sich quer“ organisiert am Samstag ab 10 Uhr eine Gegendemonstration vor dem Dortmunder Hauptbahnhof. Eine Stunde später startet eine weitere antifaschistische Aktion in der Katharinenstraße. Aufgerufen hierzu hat ein Zusammenschluss mehrerer Gruppen, der unter dem Namen „S5-Bündnis“ aktiv ist. Unter dem Motto „Für Dortmund. Gegen Nazis“ findet zudem ab 18 Uhr ein Friedensfest auf dem Friedensplatz statt, für das der Veranstalter – die Stadt Dortmund – nicht zuletzt ein Konzert des britischen Charity-Rockers Bob Geldorf auf die Beine stellen konnte. Bereits für den 4.9. ruft die Antifa zu einer weiteren Gegendemonstration auf: Treffpunkt ist der Dortmunder Hauptbahnhof (18 Uhr).

Nazihochburg Dortmund

Lautstarker Protest ist wichtig: Dortmund hat sich in den letzten Jahren zu einer Hochburg der sogenannten „Autonomen Nationalisten“ entwickelt. Diese im heterogenen extrem rechten Spektrum relativ neue Strömung zeichnet sich durch eine bewusste Abkehr von alten Nazi-Klischees und ihre extreme Gewaltbereitschaft aus. Nach außen lösen schwarze Kapuzenpullis, „Palästinensertuch“ oder Skaterschuhe Springerstiefel und Glatze ab. Zu dieser mittlerweile auch polizeibekannten Mimikry passt die strategische Neuorientierung der „Autonomen Nationalisten“: Themen wie Globalisierungs- und Kapitalismuskritik, Antiamerikanismus oder Sozialabbau werden im Sinne einer nationalsozialistischen Ideologie umgedeutet und „jugendgerecht“ aufbereitet. In gezielter Abgrenzung gegenüber den üblichen Rechtsextremen heißt die gerade für Jugendliche attraktive Parole: Aktion und Revolution. Wozu die  „Autonomen Nationalisten“ fähig sind, zeigte sich bezeichnenderweise besonders drastisch in Dortmund: Am 1. Mai diesen Jahres überfielen mehrere hundert vermummte Nazis eine friedliche DGB-Kundgebung mit ungeahnter Brutalität.

Internationale Dimension

Der „Nationale Antikriegstag“ in Dortmund hat sich mittlerweile zu einer bedeutenden Veranstaltung der aktionsorientierten Nazi-Szene und der „Autonomen Nationalisten“ im Speziellen entwickelt. Im letzten Jahr kamen rund 1000 TeilnehmerInnen aus verschiedenen Ländern zusammen. Die internationale Dimension der Veranstaltung wird von den Rechtsextremen besonders betont. Auch in diesem Jahr werden RassistInnen aus ganz Europa inklusive Russland erwartet. Mit einem Mehr an Toleranz hat diese Internationalität natürlich nichts zu tun. Unter dem Label „Ethnopluralismus“ wird die – wenn nötig gewaltsame –  Etablierung ethnisch reiner Nationalstaaten gefordert.   

Antifaschismus als ganzjähriges
Unterfangen

Der „Antikriegstag“ ist nicht nur eine zynische Provokation gegen die Opfer des von Deutschland begonnen Zweiten Weltkriegs – er ist vor allem der Jahreshöhepunkt einer aktiven und gewaltbereiten extrem rechten Dortmunder Szene. Beinahe jede Woche wird Dortmund – und hier besonders der Stadtteil Dorstfeld – Schauplatz neonazistischer Aktivitäten. Es gilt also, mit vereinten Kräften zu verhindern, dass der 5. September 2009 zu einem Erfolg für die rechte Szene wird. Anlässlich des anstehenden Großereignisses gilt es aber mindestens ebenso sehr klarzustellen, dass Antifaschismus auch und gerade in Dortmund ein ganzjähriges Unterfangen sein muss.  

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