Zugegeben: die Lage ist eher suboptimal. Als Anlaufstelle für den kleinen Imbiss zwischendurch muss man vom Bermuda3eck aus einen kleinen Weg in Kauf nehmen. Am Nordring 52, kurz hinter dem Una Mas hat vor einigen Tagen Andrea Münter Bochums ersten Bio-Fast-Food eröffnet.
Vor dem Laden thront ein junger Dalmatiner auf einem Ledersofa, der mir einen träge-entspannten Blick widmet, als ich Richtung Blondie’s einlenke. Ich trete ein und mein alternatives Lebensgefühl fährt sogleich alle Antennen aus. Der Eindruck im Amerika der neunziger Jahre zu sein, befällt mich. – In dem Amerika der ernährungsbewussten Subkulturen wohlgemerkt: Fugazi, NoMeansNo und so… Zwei Tische und das Angebot auf einer Kreidetafel ergeben von sanften Gelbtönen umfangen ein schlichtes aber vertrauensvolles Ensemble kulinarischer Harmonie. Als Empfehlung des Tages wird eine vegane Minestrone angeboten; aus den Boxen dröhnt der unlängst verstorbene Michael Jackson. Hier lässt es sich aushalten.
Der Organismus des Endverbrauchers
Unter der Woche ab 12.00 Uhr und am Wochenende ab 17.30 Uhr wird bei Blondie’s vieles von dem angeboten, was Veganer, Vegetarier aber auch passionierte Fleischesser glücklich macht. Sei es der Käse-Sprossen-Sandwich für zwischendurch, ein Rohkost-Salat mit Avocados, Erdnüssen und Minze oder einfach nur einen Bio-Slushie wahlweise mit Holunderblüte oder Johannisbeer-Zitrone – das Angebot ist nicht unerschöpflich, aber viel versprechend. Ich entscheide mich für den Cheeseburger mit Biofleisch: Bombe! Selten habe ich einen so saftigen und sättigenden Burger gegessen. Vor allem plagen mich keine Schuldgefühle, wie nach einem Besuch bei Burger King und Co.
Die Argumente gegen Massentierhaltung sind hinlänglich bekannt. Sie sei auf keiner Mission, erklärt mir die Inhaberin Andrea Münter, aber es sei nun mal nicht zu leugnen, dass Bio-Produkte eine positivere Wirkung auf den Organismus des Endverbrauchers ausüben als industrielle. Der Konsum sei eine Frage des Bewusstseins, wobei sich jedoch die Frage stelle, ob es Unwissenheit oder Ignoranz ist, die die Konsumenten von Nahrungsprodukten aus der industriellen Massentierhaltung umtreibt. Ein Zurück zum Sonntagsbraten könnte der Ressourcenverteilung sowie der persönlichen Öko-Quote förderlich sein. Für die Zukunft von Blondie’s könnte sie sich vorstellen, dass sich der Laden allmählich vom Imbiss zum Bistro mausert. Das Potential ist jedenfalls da. Jetzt heißt es: Daumendrücken.
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