Vorläufer des Wikis reichen zurück in die 70er Jahre. An der Pittsburgher Universität Carnegie-Mellon wurde eine Wissensdatenbank eingerichtet, die erstmals auf Hypertext (dem Grundbaustein des Internets) basierte und die Artikel mittels Links verband. Mitte der 80er Jahre entstand dann die Idee, dass NutzerInnen selbst Einfluss auf die Inhalte der Datenbank nehmen konnten und deren Eingaben direkt im Netzwerk sichtbar wurden. Bis zum Beginn der 90er Jahre aber waren diese Datenbanksysteme im wesentlichen Teil von Universitäten und ihren Verbünden. Im Internet setzte sich jedoch eine einseitige Erstellung von Webseiten durch Dienstanbieter durch.
Ward Cunningham – der Vater aller Wikis
Erst 1994 kam es zum Zusammentreffen von Internet und nutzererstellten Wissensdatenbanken, als Ward Cunningham ein Wissensverwaltungswerkzeug auf Grundlage der Entwurfsmuster-Theorie konzipierte. Am 25. März 1994 erstellte er für die Portland Pattern Repository (ein Online-Journal für Entwurfsmuster) das erste Wiki: WikiWikiWeb (heute als WardWiki bekannt). Schnell kam es zu Nachahmer-Projekten in der freien Software-Szene. Zunächst lediglich zur Ideenfindung und Kommunikation von Software-Entwicklern genutzt, zeigte sich schnell die Stärke des Prinzips. 1999 entstand mit World66 ein Online-Reiseführer. Ähnlich wie beim Reiseführer Lonely Planet konnten Reisende hier ihre Erfahrungsberichte veröffentlichen. Das Wiki wurde damit für eine breite Öffentlichkeit interessant.
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A Star is born – Media-Wiki
Mit dem fortschreitenden Interesse der Öffentlichkeit an Wiki-Projekten ging auch eine Weiterentwicklung der Programmiersprache einher. Simplizität war von der ersten Stunde immer ein Leitmotiv in der Entwicklung der Software. Nur wenn etwas einfach ist, kann es von einer großen Menge von NutzerInnen beherrscht werden. Dieser Prämisse folgend, wurde steigende Erwartungen an grafischer Darstellung, Einbindung von Bildern, Audiodateien und Filmen und Kategorisierung Rechnung getragen und das Media-Wiki entwickelt. Als freie, plattformunabhängige Software ist das Media-Wiki mittlerweile Plattform für einige tausende Wiki-Projekte. Das bekannteste und größte ist Wikipedia. In über 190 Sprachen gibt es mittlerweile über zehn Millionen Artikel.
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Das Demokratieprinzip in der Wahrheitsfindung
Maßgeblich für den Erfolg eines Wikis ist die Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer an der Erstellung von Texten. Diese Erfolgsbasis ist aber auch das größte Problem eines Wikis. Jeder Leser und jede Leserin kann Autor oder Autorin eines Artikels werden. Fehler sind dabei eher ein- als ausgeschlossen. Denn im Gegensatz zu klassischen Enzyklopädien haben Wikis im Regelfall keine zentrale Redaktion, die Texte auf Fehler überprüft und freigibt. Studien haben aber in der Vergangenheit ergeben, dass die Fehlerhäufigkeit in Wikipedia mit der in der Encyclopædia Britannica durchaus vergleichbar ist. Experten untersuchten 50 zufällig ausgesuchte Themen und fanden in Wiki im Schnitt vier, in der Encyclopædia Britannica im Durchschnitt drei sachliche Fehler. Grund für das gute Abschneiden des nicht redaktionierten Lexikons ist die Gemeinschaft der Schreibenden, die Fehler sucht, findet und verbessert. Mutwillige Manipulationen werden im Regelfall bereits nach wenigen Minuten korrigiert.
14 Kerzen
Von der Entwicklung des ersten Wikis bis hin zur Online-Enzyklopädie hat es kein Jahrzehnt gedauert. Wissen wird durch das Medium Internet schneller und besser verfügbar, als es je in der Geschichte der Menschheit verfügbar war. Nicht zuletzt die Idee von Ward Cunningham, Lesende zu Schreibenden zu machen, hat die Entwicklung zur Wissensgesellschaft beschleunigt. Dazu einen krisenfesten Glückwunsch und auf die nächsten spannenden Ideen des Web 2.0.
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