Zu Anfang merkte man es noch, das unterkühlÂte Verhältnis der Studierenden zu ihrem obersten beschlussfassenden Gremium. Bemängelt wurde, dass der Hochschulrat im Geheimen tage und man auch über die Beschlüsse nur wenig in Erfahrung bringen könnte. Mit dem vertrauensvollen Verhältnis zum Rektorat begründete der Vorsitzende den Ausschluss der Öffentlichkeit. Ähnlich sah das auch seine Stellvertreterin, die auch an ein Pfeifkonzert der Studierenden bei der Ernennung erinnerte, die gegen die als undemokratisch empfundene Berufung protestierten. Nach dreißig Minuten Fragen zum Verfahren ging es um die Themen des Hochschulrates: Struktur- und Entwicklungsplanung, Beitragssituation, Erfolge der RUB in der Exzellenzinitiative und der Universitätsallianz Metropole Ruhr.
Gebühren über Gebühr verlangt?
Befasst hat sich der Hochschulrat mit den Studiengebühren an der Ruhr-Universität bislang noch nicht, meinte Schlegel, er halte aber die Senkung der Gebühren im letzten Semester für einen Fehler. Selbiges gilt auch für die Debatte im kommenden Sommersemester, da bislang noch keine Indikatoren vorlägen, die objektiv zeigen könnten, ob die Gebühren sinnvoll seien oder nicht. „Lediglich auf den Mittelabfluss zu schauen, ist auf jeden Fall kein geeigneter Indikator. Wann, wo und wie geeignete Kriterien festgelegt werden sollen, wollte der HR-Vorsitzende aber nicht sagen“, stellt Sven Ellmers, Vorsitzender des AStA, verärgert über die ausweichenden Antworten von Schlegel und Dzwonnek fest. Lediglich zu der Aufforderung, die vereinnahmten Beiträge schneller auszugeben, konnte sich der Hochschulrat bisher aufraffen.
Wer studiert eigentlich an der RUB?
Das Studiengebühren vom Studium abschrecken, müsste seit letztem Jahr auch der Hochschulrat wissen. Wie die Studierendenschaft zusammen gesetzt ist und welche Auswirkungen Studiengebühren auf das Studium haben, und wie sich der Hochschulrat darüber ein Bild zu machen gedenkt, waren deshalb die Fragen, die den VertreterInnen der FSVK unter den Nägeln brannten. „Die Antwort war enttäuschend“, meinte Sven Görgens, Sprecher der FSVK. „Zwar haben sie wohl eine abstrakte Vorstellung von der Lage der Studierenden, sind aber konkret weitestgehend ahnungslos.“ Sowohl die Probleme der Bachelor-Studierenden ihr Studium mit notwendigen Nebenjobs in Einklang zu bringen als auch die Problematik völlig überfüllter Seminare mit 200 Teilnehmenden, schienen für Schlegel und Dzwonnek neu zu sein.
Wohin geht die RUB
Ein zentrales Thema der Arbeit des Hochschulrates war die Hochschulentwicklungsplanung. Dabei aufgefallen ist den Räten die mangelhafte Vorbereitung der Ruhr-Universität auf den doppelten Abiturjahrgang 2012. „Wer jetzt bereits auf dem Boden sitzen muss, wird wohl dann nicht mehr in den Raum passen“, skizziert Ellmers die Situation nach dem ersten Turbo-Abi-Jahr. Hier hakte auch der Hochschulrat ein und forderte vom Rektorat Planungen, wie mit dem Doppeljahrgang umgegangen werden soll. Senatsvertreter gaben zu bedenken, dass dies nun schon fast zu spät sei, schließlich müssen die Gebäude, welche die zusätzlichen Studierenden aufnehmen können, erst noch gebaut werden. Neben der Planung für die Zukunft müsse sich der Hochschulrat aber auch mit der aktuellen Situation befassen, forderten Studierendenvertreter. Insbesondere im Bereich der Hochschulverwaltung seien viele Dutzende Baustellen offen. So wurde die Sinnfrage nach mancher Stabsstelle gestellt und das fehleranfällige VSPL-System stark kritisiert. „Der Hochschulrat ist hier in der Pflicht“, meint Annika Klüh, AStA-Referentin. „Wer Aufsichtsrat spielen will, muss auch genau hingucken und die Probleme sehen, um sie zu lösen!“
Versöhnliches Ende
Nach 120 Minuten endete die Veranstaltung mit zwei versöhnlichen Ausblicken: „Der Hochschulrat hatte heute die Gelegenheit, etwas für seine Arbeit zu lernen, ob er sie nutzt, wird das kommende Jahr zeigen,“ meinte Klüh. Vereinbart hat man auf jeden Fall, dieses Gespräch fortsetzen zu wollen und die Studierenden zu einem Meinungsaustausch vor oder nach einer Sitzung des Hochschulrates einzuladen. So betonte es auch die stellvertretende Vorsitzende Dorothee Dzwonnek, im Hauptberuf Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft: „Mir ist der Kontakt zum Fundament der Universität – den Studierenden – sehr wichtig.“
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