Vorträge und Diskussionsveranstaltungen, diverse Gruppentreffen von Antifa bis Sozialforum, eine unabhängige Sozialberatung, ein Umsonstladen, Büroräume für Initiativen, ein breites Bücher- und Zeitschriftenangebot und mehrmals die Woche Café-Abende – in dem eher unscheinbaren Gebäude im Hinterhof an der Rottstraße war in den vergangenen vier Jahren einiges los. Mit der Zeit zeigte sich jedoch, dass die Räume ungünstig geschnitten waren, so dass mehrere Veranstaltungen kaum parallel stattfinden konnten. Außerdem war der Eingang über dem Hinterhof für ErstbesucherInnen nicht ideal und einladend. Als dann das Bauordnungsamt noch größere Umbauten verlangte, war klar: Ein neues Domizil sollte her – eine Phase voller Diskussionen über die Wünsche und Zielvorstellungen politischer und kultureller Arbeit in Bochum begann.

Neues Jahr, neues Zentrum

Mit einer großen Silvesterparty wird das neue Soziale Zentrum nun in fünf Wochen eröffnet – und zwar in der ehemaligen Kneipe „Haus Dahlhoff“ an der Ecke Schmechtingstraße/Josephstraße. Nur wenige Meter von der U35-Haltestelle Feldsieper Straße stehen den beteiligten Initiativen und Einzelpersonen in Zukunft sechs Räume mit insgesamt 190 Quadratmetern zur Verfügung. Damit wird vieles besser: Es gibt eine echte Küche, die zum Beispiel von der Gruppe Food-Not-Bombs und von Volxküchen-AktivistInnen genutzt werden kann. Cafébetrieb und inhaltliche Veranstaltungen gleichzeitig schließen sich durch die bessere Raumaufteilung nicht mehr aus. Der sichtbare Eingang an der Straßenecke dürfte wesentlich mehr neugierige ErstbesucherInnen anziehen.

Fast alle kommen mit

Der Umzug wird ein Neuanfang für das Soziale Zentrum, bei dem allerdings vieles beim alten bleibt. Schließlich können die Aktiven auf vier Jahre Erfahrung und erfolgreiche gemeinsame Arbeit zurückgreifen. Bis auf „Das Labor“, dem Verein für Elektronikbastler, Linux-User, Hacker und sonstige Technik-Freaks, ziehen alle Gruppen von der Rottstraße mit nach Hamme. Wie bisher werden die wichtigen Entscheidungen von allen NutzerInnen auf einem Plenum gemeinsam gefällt. Es gibt keine Hauptamtlichen, sondern nur ehrenamtlich Aktive. Das Projekt finanziert sich aus Beiträgen und Spenden an den gemeinnützigen Trägerverein, bei dem alle Interessierten Mitglied werden können. Um die besonderen Kosten für den Umzug zusammenzubekommen, haben sich die Aktiven ein besonderes Projekt unter dem Titel „30×50“ ausgedacht: Wenn dreißig Leute gefunden werden, die jeweils einmalig 50 Euro spenden, ist schonmal ein Teil des Umzugs bezahlt, so die Rechnung.

„Work in Progress“ – das ist das Soziale Zentrum schon seit seiner Gründung. Während des Umzugs wird das nun besonders deutlich. Genau das sehen die Aktiven aber auch als Chance, noch mehr Menschen für das Projekt zu interessieren und MitstreiterInnen zu gewinnen – sowohl für die noch anstehenden Umzugs- und Umbauarbeiten, wo helfende Hände gerne gesehen sind, als auch für die anschließende Nutzung der selbstverwalteten Räume. Und so sieht alles danach aus, dass das wohl einflussreichste außerparlamentarische und links-alternative Projekt der Stadt mit neuem Schwung in einen neuen Lebensabschnitt starten kann.

Das Soziale Zentrum im Internet: www.sz-bochum.de
Lust zum Mitmachen? SZ-Plenum am Mittwoch, den 3. Dezember, um 19.00 Uhr im neuen Sozialen Zentrum, Josephstr. 2.

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