Der Stadt sind Großereignisse und unüberschaubare Menschenmengen also nicht fremd. Dies war wohl auch ein Grund, weshalb sich die zuständige Verwaltung nicht scheute, Genehmigungen für einen Naziaufmarsch und ein alternatives Straßenfest am selben Tag zu erteilen…
Friedliches Fest in der Innenstadt
Der Veggie-Street-Day (VSD) fand dieses Jahr bereits zum dritten Mal in Dortmund statt und lässt sich inzwischen ohne weiteres als feste Institution beschreiben. Rund 2.000 Personen fanden laut Angaben der VeranstalterInnen den Weg zum Reinoldikirchplatz mitten in der Innenstadt und begutachteten mit Interesse die insgesamt 24 Stände, die über Tierrechte und Tierschutz, vegetarische und vegane Ernährung, das Welthungerproblem, Tierversuche und ihre Alternativen, ökologische Landwirtschaft und die sind anbahnende Klimakatastrophe informierten. Aus Sicht der vertretenen Gruppen beim VSD war es als besonders erfreulich zu werten, dass sich viele Passantinnen und Passanten spontan an den Ständen erkundigten und so vielleicht eine neue Sichtweise auf zentrale Aspekte des Verhältnisses von Mensch und Tier erlangten. Erschien der VSD in den letzten Jahren noch wie ein „Klassentreffen“ aktiver TierschützerInnen und TierrechtlerInnen, zahlte sich in diesem Jahr die Positionierung an prominenter Stelle in der Dortmunder Innenstadt zweifellos aus. In freundlicher Atmosphäre wurde diskutiert, bei Live-Musik gefeiert und dank eines reichhaltigen Angebots an veganen Snacks und Gerichten auch kräftig gegessen. Schließlich hatte sich der VSD auch als „Open-Air-Restaurant der ganz besonderen Art“ angekündigt. Ironischerweise positionierte sich das Fest wie in den vergangenen Jahren unmittelbar vor der Filiale einer großen Fast-Food-Kette, die an diesem Tag mit eher wenig Zulauf zu kämpfen hatte, während sich an den Essensständen vor der eigenen Tür lange Schlangen bildeten.
Frontstadt Dortmund?
Doch so freundlich verlief es an diesem Tag natürlich nicht überall in Dortmund. Seit Jahren gilt die Stadt als einer der zentralen Standorte der „Autonomen Nationalisten“ im Westen der Republik und wird daher in Neonazi-Kreisen auch als „Frontstadt“ bezeichnet. Entsprechend mobilisierte die rechtsextreme Szene auch nicht bloß lokal, sondern international. Wie erwartet reisten rund 1.000 Personen aus dem In- und Ausland an, um für den „nationalen Widerstand“ zu demonstrieren. Als „Antikriegstag“ getarnt, wetterten die Nazis gegen die aggressive Außenpolitik Amerikas, um im gleichen Atemzug die eigene menschenverachtende Ideologie als „einzig echte Alternative“ darzustellen. Wie gewohnt greifen die Neonazis also linke Ideen auf (Antimilitarismus, soziale Gerechtigkeit), um sie daraufhin durch die Kombination mit plumpem und menschenfeindlichem Rassismus ins Gegenteil zu verkehren. Um diese perfide Taktik zu enttarnen und gegen die Nazis zu demonstrieren, kamen ebenfalls rund 1.000 Menschen zusammen. Hier zeigten sich ein großer Zusammenhalt und eine enorme Entschlossenheit, gegen Rassismus und Geschichtsrevisionismus zu kämpfen und Dortmund den Rechten auf keinen Fall zu überlassen. Die große Anzahl an GegendemonstrantInnen und das friedliche Fest in der Innenstadt, an dem im Laufe des Tages auch zahlreiche Teilnehmende der Gegendemo auftauchten, sind ein gutes Zeichen, dass Dortmund auch an einem Tag, an dem Neonazis aus ganz Mitteleuropa anreisten, nicht in Nazi-Hände fiel, sondern deutlich und offensiv Farbe bekennt.
Nazi-Demo in Bochum
Doch mit der Abreise der Nazis aus Dortmund ist der Spuk natürlich noch lange nicht vorbei beziehungsweise ist das Problem in keiner Weise aus der Welt geschafft: Am 25. Oktober veranstaltet der Landesverband der NPD eine Demonstration unter dem menschenverachtenden Motto „Deutsche wehrt Euch – Gegen Überfremdung, Islamisierung und Ausländerkriminalität!“ in der Bochumer Innenstadt. Gegen 12.00 Uhr soll die Veranstaltung am Hauptbahnhof beginnen. In einer der nächsten Ausgaben werden wir ausführlich über die Gegenaktivitäten informieren.
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