Wenn Spenden zu Sponsoring wird

Sieben Jahre alt ist die auf einem ehemaligen Kasernengelände mitten im Grünen gelege IUB in Bremen. Eine recht junge Universität somit. Und eine kurz vor der Pleite stehende noch dazu. So sah die Situation zumindest bis zur letzten Woche aus. Dann kam Klaus Jacobs, Erbe der gleichnamigen Kaffeerösterei und öffnete die Portokasse. Mit satten 200.000.000 Euro (Zweihundert Millionen) bescherte er der Bremer Privatuni die bislang höchste Einzelspende für eine deutsche Hochschule und der IUB einen neuen Namen: Jacobs-Universität.

Obwohl die IUB Studiengebühren von etwa 20.000 Euro im Jahr von den Studierenden verlangt, war die Finanzspritze wohl bitter nötig. Jacobs betonte bei seiner Spende die Bedeutsamkeit in die Bildung zu investieren und wünschte sich von Universitätspräsident Joachim Treusch gleich vier Schwerpunkte bei der Bildung: „Energie, Wasser und Nahrung“, „lebenslanges Lernen und Arbeit“, sowie „Kommunikation“ und „Frieden und Konfliktmanagement“. Bis auf den fehlenden Umweltschutz eigentlich schöne Sachen. Doch an diesem Punkt beginnt die Einmischung in fremde Angelegenheiten. Als Mehrheitsgesellschafter der nach ihm benannten Uni wird Klaus Jacobs hoffentlich nicht noch andere Gewinne erwarten, als hoch verschuldete und gut gebildete StudienabgängerInnen.
Woran könnte man an einer Kaffee-Uni denn so forschen? Die MaschinenbauerInnen bauen bessere Maschinen zum Rösten der ganzen Bohnen, die JuristInnen finden neue Gesetzeslücken zum besseren Ausbeuten der MitarbeiterInnen in den Schwellenländern und die BiologInnen züchten die Kaffeepflanze mit der Totalresistenz.

Spender oder Sponsor

Man will dem Herrn Jacobs ja nichts unterstellen, doch das Problem der sogenannten Drittmittel ist ja nicht neu. Da werden Millionen Euros von namhaften Industrie- und Handelsgiganten auch an unseren Unis gesponsert, natürlich ohne großes Tamtam. Die Bereiche und Lehrstühle, welche für BASF, Bayer und wie sie alle heißen nicht relevant sind, können dann aber sehen, woher das Geld für Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung kommt. Dabei wird nicht nur einseitige Forschung mit möglicherweise vorhersehbaren Ergebnissen betrieben, sondern auch ganze Forschungsbereiche und ForscherInnen von einer effektiven Arbeit und möglichen Ideen abgehalten. Da muss der eine Doktorand noch nebenher jobben, weil er lieber das forscht was ihn interressiert und der andere Doktorand braust mit seinem BMW vorbei, weil er das „ratiopharm“-Stipendium in den Allerwertesten geblasen kriegt. Die Breitenförderung bleibt bei solchen Ausmaßen auf der Strecke und Geld wird nicht freundlich gegeben, sondern nur investiert wo hinten neues heraus fällt.
Dass Spenden manchmal seltsame Blüten treiben, beweist z.B. das Krupp Schüler-Labor an der RUB. Da wird den lieben Kleinen schön vorgegaukelt, wie schön doch alles an der Uni ist. Mit Hightech wie er in Erstsemester-Praxiskursen von Nöten wäre und Raum wie er in manch überbelegtem Seminarhörsaal dringend von Nöten ist.

Studieren im Supermarkt

Die bedürftigen Bundesligavereine haben es vorgemacht. Die Fußballstadien oder ganze Basketballvereine übernehmen den Namen des Sponsors. Die Bildungsinstitute machen es nach. In der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt gibt es seit Mitte des Jahres einen Aldi-Hörsaal. Die dortigen Studierenden dürfen in leuchtendem Orange-Blau ihren Gedanken nachgehen und lernen.
Was also dürfen und wollen wir von der RUB erwarten? Gibt es demnächst den Recaro-Hörsaal mit super bequemen Sportsitzen? Hugo Boss-Toiletten, natürlich nur nach Entrichtung einer entsprechenden Nobel-Pauschale? Wird das Audimaxx Magenta?
Was zu wünschen wäre ist doch, dass Menschen mit Milliarden im Portemonnaie erstens, mehr Geld als nur für zwei Eimer Farbe für die Bildung übrig haben und sie sich zweitens, damit nicht so profilieren müssen, dass man ganze Universitäten nach ihnen benennt. Ein kleines Denkmal am Rande oder die stille Ehre, es getan zu haben, sollte einem wirklich edlen Spender völlig ausreichen.

RRR

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