Alltägliches Gefahrenpotential
Letzte Woche Montag brachten uns die Medien die Nachricht, dass Cho Seung Hui an der Virginia Tech University 32 Menschen erschossen und sich danach selbst gerichtet hatte. Damit ist dies einer der schlimmsten Amokläufe an einer Bildungseinrichtung. Wie Erfurt zeigt, ist so ein Ereignis nicht nur auf die waffenvernarrten USA beschränkt, was zu der Frage führt, wie wahrscheinlich ein solches Szenario hier an der RUB ist.
Cho Seung Hui war ein Student, der zurückgezogen im Studierendenwohnheim sein eigenwilliges Leben führte. Seinen Mitbewohnern fiel er nur durch seine seltsame Art und durch die Vorfälle, in denen er Mitstudentinnen belästigte, auf. Seinen StudienkollegInnen war er nur durch die selbstgeschriebenen gewaltverherrlichenden Theaterstücke bekannt. Solche Leute finden sich allerdings sicher an vielen Universitäten auf der Welt. Bestimmt ist euch an der RUB auch schon mal jemand aufgefallen, der oder die sich im Vergleich zur Norm seltsam verhielt. Die Frage ist, ob sich diese Leute wirklich zur Gefahr für ihre Mitmenschen entwickeln können. Und darüber hinaus, ob es Mittel gibt, diesen in einer Art zu begegnen, dass ein Szenario wie in Blacksburg verhindert werden kann.
Neid auf das Leben anderer?
Das Leben in einem Studierendenwohnheim ist für die meisten geprägt durch eine nachbarschaftliche Gemeinschaft, in denen sich leicht Freundschaften schließen lassen und gemeinsamen Freizeitaktivitäten nachgegangen wird. In solchen Gemeinschaften kommt es natürlich auch zwangsläufig zu Konflikten. Aber dies sind meist alltägliche Probleme, die leicht gelöst werden können. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch immer ein paar Eigenbrödler, die sich einer solchen Gemeinschaft nicht anschließen wollen, oder ausgegrenzt werden, was durchaus auch zu Gefühlen führen kann, wie sie Cho Seung Hui auf den Videos, die er vorher gedreht hatte, als Gründe für seine Tat anführt.
Wie unterscheidet man aber zwischen harmlosen Freaks und potentiellen Massenmördern? Nun, gar nicht. Es ist leider niemandem auf der Stirn geschrieben, ob er oder sie einmal zu solchen Gewalttaten fähig ist. Was aber sicher sinnvoll ist, ist ein offenes Auge für Leute, die Frauen hinterherstellen und sie belästigen. Solche Vorgänge werden leider immer noch nicht in jedem Fall zur Anzeige gebracht. Aber alle zurückgezogen lebende oder einfach einen alternativen Lebensstil führenden nun unter Generalverdacht zu stellen ist auch sinnlos. Besser ist da schon, auch einmal über den eigenen Schatten zu springen, und sich auch mal mit Leuten zu befassen, die eher am Rande stehen, und ihnen emphatisch zu begegnen.
Wahrscheinlichkeitsrechnung
Ausschließen kann man eine solche Tragödie nie, egal ob man sich an der RUB, an einer Schule, in Deutschland, den USA oder im Irak aufhält. Ebensowenig wie bei Terrorismus, Unfällen oder anderen Schicksalsschlägen kann man nie wissen, wann es einen trifft. Hier hilft wie immer nur die Statistik, die sagt, dass man, zumindest hierzulande, eine durchschnittliche Lebenserwartung von über 75 Jahren hat, und selbst im Falle eines Massakers an der RUB die Chance, dass man selber davon betroffen ist, verschwindend gering ist.
Ein Aspekt des Hergangs des Massakers an der Virinia Tech ist allerdings noch diskussionswürdig. Würde es Sinn machen, ein System einzusetzen, dass Studierende via SMS über die Vorgänge an der Uni unterrichtet und besonders in Gefahrensituationen Warnungen ausgeben könnte. In Blacksburg waren zwar nach der ersten Schießerei Mails an alle verschickt worden, die alle aufforderte, vorsichtig zu sein. Wäre diese Warnung über das SMS-System geschickt worden, hätte es eventuell zu weniger Toten führen können. Allerdings ist dies auch nur Spekulation. Ein solches System an der RUB einzuführen wäre wahrscheinlich auch nicht sinnvoll, da fraglich ist, welche Informationen wirklich wichtig genug sind, dass man sie über diesen Weg erfährt. Zudem müsste man sich aus datenschutzrechtlichen Gründen selber anmelden können und überhaupt erstmal ein Handy besitzen, um von einem solchen System zu profitieren. Im Endeffekt können wir alle nur hoffen, dass sich solch ein Unglück nicht wiederholt.
OK
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