Reiseziele neu entdeckt, Erster Teil
Jenseits der Rente
Was tun wenn das Leben einfach unerträglich, langweilig oder unerträglich langweilig wird? Flüchten. Neben virtuellen Rollenspielen und dem von Fremdhand ausgeführten Selbstmord auf Katalogbestellung aus der Schweiz, scheint die Flucht in die Zukunft wieder einmal in Mode zu kommen. Das ZDF rangiert Guido Knopp endlich aus und begibt sich mit intern preisversehrten Dokumentationen ins Jahr 2057 oder 2030. Hui, da verstehen Senioren auf einmal Handys und alles ist aus Chrom. Aber wie war das jetzt mit der Rente?

Der Konjunktiv der präsenten Misere wird erstmal einfach in den FuturII konjugiert und alles sieht halb rosig, halb düster aus. Die Biergläser sind immer noch halbleer, dürfen aber nur noch in geschlossenen Räumen oder zu medizinischen Zwecken auch ausnahmsweise im Freien feil geboten werden.
Die Welt wird selbstverständlich nicht untergehen. Zwar steigen Ozeane und die Luft wird nicht nur in den letzten maoistisch geprägten Regionen der tibetanischen Hochgebirge dünn; doch eben durch die von uns wohlgenährten und allradbereiften Mitteleuropäern sowie den aufstrebenden Millardenvölkern Asiens vorangetriebene Sauerstoff-Kohlenstoff-Austausch, fördern wir doch nur eines: Unseren eigenen Wohlstand. In dem Gedanken der nach uns kommenden Sintflut hauen wir nochmal richtig auf die Kacke und machen einen auf dicke Hose. Das Geld muß raus aus den vergilbten Seiten der Sparbüchern und den Ritzen der Matratze. In der Garage der Seniorenresidenz ist immer noch Platz für den dritten SCT (Street Compatible Treppenlift) mit Chromspeichen.
Wozu aufstehen, wenn das übergeordnete Wesen seiner Wahl einem doch den Po an den faltigen Leib geschneidert hat. Sitzen ist die Macht. So wird alles was uns nicht direkt betrifft einfach ausgesessen und der Rest kriegt mit dem Regenschirm eins übergebraten.

Nagen für Millionen

Hoppla, jetzt geht die Welt doch auf einmal unter. Gerade als die Rolling Stones auf ihrer Senior Resistance Tour durch Indien touren und eine soulig-experimentelle Variante von „This Corrosion“ durch das prall gefüllte Stadion in Vishakhapattanam schmettern passiert in den westlichen Karpaten das Unfaßbare. In einer längst vergessenen Atomabwehrstellung der einstigen Weltmacht USA nagt die Korrosion an einem Sicherungskasten und es kommt zur Katastrophe. Der Sicherungsschalter knarzt erst bedenklich, gibt dann jeoch mit einem deutlichen kancken nach und löst den Impuls zum Abschuß aus.
Ein vorbeihuschendes Eichhörnchen erschrickt, nagt versehentlich die Zündschnur an und verhindert die Zerstörung der Welt für den Augenblick. Die undichte Stelle am Raketenmantel läßt eine gefährliche Dosis Strahlen auf den possierlichen Nager einwirken und verändert seine genetische Struktur nachhaltig. Was bisher nur den Trilobiten, Ammoniten und Dinosauriern vorbehalten war, verschafft dieser Vorfall mehrern Jahrhunderten von Riesen-Eichhörnchen-Kulturen. Von den Menschen hört man schon Jahrzehnte später nicht mehr viel. Nur eine Hand voll dürreerprobter Savannenbewohner konnte sich nach Australien retten und lebt dort in friedlicher Symbiose mit Millionen von Kaninchen.

Terra Inkognita

Wir werden wohl alle noch die Zeiten erleben, in denen Eltern für ihre Kinder zahlen, damit diese Arbeit haben und der Staat die restliche Jugend bezahlt, damit sie nicht auf die Idee kommt arbeiten zu wollen.
Und erst die Zukunft wird es uns verraten wie lange eigentlich eine Dauerwurst dauert und in welches Edelmetall oder Gestein sich eigentlich Hausmüllberge in Grünanlagen im Laufe der tektonischen Aktivitäten und geologischen Umlagerungen in den nächsten Äonen verwandeln.

RRR

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