Besonderheit ist wichtig und macht attraktiv, lernen wir daraus. Besonderheit wird gehegt und gepflegt. Deshalb gibt es ja auch das Guinness-Buch der Rekorde: Alle Rekorde sind einmalig, zumindest einmalig aufgezeichnet. Wäre das seltene nicht mehr besonders, dann hätten BriefmarkensammlerInnen kein Hobby mehr, WeltrekordlerInnen ein Problem und HerstellerInnen von Blondierungsmitteln erst recht. Und sogar, wer nichts tut, um etwas seltenes zu sein, zum Beispiel der weiße Alligator oder Angehörige jeglicher Minderheiten, kann sich zumindest sicher sein, dass die Political Correctness heutzutage mindestens für einen Aufschrei sorgt, sollten sie benachteiligt werden.
Die Welt ist darauf eingerichtet, das Besondere zu hätscheln oder es zumindest zu erwähnen. Die ganze Welt? Nein, das AKAFÖ nicht. Das AKAFÖ verweigert sich hartnäckig, in der Mensa vielfältige und wohlschmeckende Gerichte für Veganerinnen und Veganer anzubieten, die schließlich ebenfalls eine Besonderheit sind. So bietet das Studentenwerk zwar „Zuckerschotten“ und „Finger Möhren“ an, wie im Mensaplan zu lesen ist, der Woche für Woche in die bsz-Redaktion zum Abdruck flattert. Aber vegane Kost – pah! Viel mehr als Spaghetti mit vegetarischer Bolognese ist nicht drin. Und selbst VegetarierInnen, sozusagen das menschliche Pendant zum dreibeinigen Alligator, haben ihre Schwierigkeiten. Dabei hält die vegane Küche ein Füllhorn kulinarischer Köstlichkeiten bereit. Da könnte sich das AKAFÖ, dessen RezeptentwicklerInnen ja sonst zu allerhand Abenteuern bereit sind, eine Scheibe abschneiden. Dafür müssten sie nur einmal Ullrykkas Veganwelt im Internet besuchen. Sowohl Rezeptbetitelung als auch Kreativität spielen dem AKAFÖ hier in die Hände: Dort gibt es „Asiatisches Bratgemüse mit Quitten“, „Sahniges Broccoli“ und verschiedenste Gemüsespeisen, „Träume aus Tofu“ und „Neues aus dem Obstparadies“.
Und auch Veganerinnen und Veganer, die ihre Ernährung lieber geheim halten um ständigen Nachfragen zu entgehen, kommen auf ihre Kosten. Für sie hält Ullrykka Aschenputtel-Risotto, Aztekenstew, Kinderhirse und den Zwiebel-Emir bereit. Man überlege nur, welch feine Imagekampagne sich daraus machen ließe, setzte sich dieser Trend auch in der Bochumer Mensa fort. Etwa: Fleischloses Studentenwerk dreht Klimawandel um. Natürlich würde es auch weiterhin ein Schmankerl für FleischesserInnen geben. Zum Beispiel Fischstäbchen, und zwar täglich.
sjn
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