Studentenleben ist schön. Von den Klausurphasen und finanziellen Engpässen mal abgesehen, bietet es die große Freiheit, sich in einem kleinen studentischen Kosmos zu bewegen und das Leben zu genießen.

Eine typische Woche könnte folgendermaßen verlaufen: Montag: Erstmal vom Wochenende erholen. Die Grillfete mit den guten Aldi-an-der-Markstraße-Grillern und dem Fladenbrot vom Kurden aus dem Unicenter endet im Riff. Die dortige volltrunkene Kontaktaufnahme unter StudentInnen gegensätzlichen Geschlechtes gestaltet sich reibungslos: „Hi, ich bin der Martin, 5. Semester Mechatronik. Und was studierst du?“ „Ich bin Melanie, 7. Semester Romanistik und Germanistik.“ „Echt, kennst du dich aus mit Französisch?“Â Die intellektuelle Abendgestaltung nimmt ihren Lauf. Der akademische Wochenanfang verläuft also eher ruhig, mit einem Caféten-Kaffee auf der Wiese vor dem Tutorienzentrum mit Freunden, um eine anstehende Hausaufgabe zu besprechen. Am Abend werden die Tipps der KomilitonInnen am Rechner in die Tat umgesetzt. Die Tage Dienstag und Mittwoch verlaufen ähnlich, werden dominiert von Vorlesungen und vielleicht ein bisschen Hochschulsport. Aufgelockert von einem Siedler-Spieleabend in der Wohnheimsküche. Die Zimmernachbarin Wang kommt lächelnd herein, wünscht einen guten Abend, nimmt sich etwas aus dem Kühlschrank und geht wieder. Deine Freunde bezeugen anerkennend, wie international so ein Wohnheim doch sei.
Dann endlich ist Donnerstag und nach dem Seminar um 14 Uhr: Wochenende. Erstmal Vorratsplanung betreiben. Der studentische Einkaufszettel beinhaltet: 1. Klopapier, 2. Spaghetti Carbonara und Napoli (3x) 3. Körnerbrot 4. Rotwein 5. Chips 7. Pizza. Alles klar, den Rucksack geschultert und mit der U35 bis zur Markstraße gedüst. Doch dort angekommen, holt dich das wahre Leben ein. Aus ist’s mit akademischer Atmosphäre, das Uni-Versum schlägt zurück. Das Gesäß einer polnischstämmigen, älteren Mitbürgerin samt Einkaufswagen (kurz: der fette Arsch einer polnischen Omma) und pubertierendem Enkelkind mit H2O2 malträtierten Haaren blockiert den schmalen Gang zwischen Nutella und Ciabatta. An dem Wirrwarr von einkaufenden WGs, die über den Vorteil von Frischkäse gegenüber Gouda diskutieren, erst vorbei gekämpft, bedient an der Kasse Azubi Ülmüt Üzgüdar (Anm. d.Red.: Name sinngemäß geändert). Er telefoniert gleichzeitig auf seinem Handy: „Ey, Alda, komm vorbei, oda was? Eh, isch kann nisch, arbeiten, kacke. Das macht dann 7,80 für Sie. Danke, ein schönes Wochenende.“ Leicht desillusioniert stolpernd drängt sich eine folgenschwere Erkenntnis auf: Es gibt nichtakademisches, normales Leben. Über die Jahre im Wohnheim, Unicenter und Hörsaal gerät das leicht in Vergessenheit.
       m jkae

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