Die Eingangshalle unserer Hochschule war gefüllt mit Studierenden in gelben T-Shirts, die ein Spalier vom Verwaltungstrakt bis zum Raum 109 bildeten – schweigend. Die Spitze der Spannung gab noch die Musik aus dem Hintergrund – „Spiel mir das Lied vom Tod“. Der Ernst der Situation war zu spüren, berichtet das Protestkomitee der evangelischen Fachhochschule von der Senatssitzung am 15. Mai. Auf dieser Senatssitzung wurde die Einführung von allgemeinen Studiengebühren vorerst verhindert.

Einer der Lehrenden der FH stellte den Antrag, die Gebühren nicht einzuführen. Zehn Mitglieder des Senats stimmten für diesen Antrag, sieben dagegen und eineR enthielt sich. „Somit ist davon auszugehen, dass vorerst keine Studiengebühren an der Evangelischen Fachhochschule erhoben werden.“, meinen Studierende dazu. Zumindest bis zur nächsten Senatssitzung am 31. Mai bleibt die EFH gebührenfrei.

Wie geht’s?

Die meisten Studierenden sprechen sich laut verschiedener Umfragen gegen Studiengebühren aus, denken aber meistens, dass Proteste gegen diesen sozialen Angriff nichts bringen -Â weil die Gebühren ja sowieso beschlossen werden. Jede Hochschule kann selbst entscheiden, ob sie allgemeine Studiengebühren erhebt oder nicht, sobald die jeweilige Landesregierung Gebühren per Gesetz erlaubt. Deshalb können lokale Proteste großen Druck auf die Leitungen der einzelnen Hochschulen aufbauen. Genau das haben die Studierenden der EFH getan. Im April haben sie begonnen, eine Streikwoche und verschiedene Protestaktionen zu organisieren und haben am 23. April den Lehrbetrieb für eine Woche lahmgelegt, um auf die soziale Problematik, die mit der Einführung von Studiengebühren verbunden ist, aufmerksam zu machen. Auch an der EFH wollte die Hochschulleitung die Gebühren. „Das Rektorat hatte sich deutlich für die Einführung von Studienbeiträgen ausgesprochen.“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die Notwendigkeit, Beiträge zu erheben, ergebe sich zum einen aus den steigenden Anforderungen, die mit der Umstrukturierung zu den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen verbunden sind. Zum anderen sei die strategische Weiterentwicklung und Profilierung der Hochschule anders nicht zu leisten.“, behauptet die Hochschulleitung. Die Ausgangslage der studentischen AktivistInnen war also an der EFH nicht besser als anderswo. Trotzdem haben es die Studierenden geschafft, sich erfolgreich zu wehren.

Senat sagt nein

„Die entscheidenden zwei Tagesordnungspunkte „Einführung von Studiengebühren“ und Einführung einer Gebührenordnung“ wurden aufgrund der Menge der ZuhörerInnen in die Aula verlegt, wo symbolisch für die anstehende Entscheidung das Damoklesschwert über den Köpfen der Studierenden hing und die „freie Bildung“ an einem Strick geführt wurde.“, erzählen die Aktiven des Streikkomitees. Die Stimmung war ernst. Es wurde eine lange inhaltliche Diskussion über die Gebühren und politische Zusammenhänge geführt. Als schließlich der Antrag, der Einführung nicht zuzustimmen, angenommen wurde, brach bei den Gebührengegnern Begeisterung aus. „Die Aula jubelte und die „freie Bildung“ wurde symbolisch von ihren Fesseln befreit.“, so die AktivistInnen. Die EFH bleibt also weiter eine von vier gebührenfreien Hochschulen in NRW. Dieses Beispiel macht Mut, auch andernorts Protest zu organisieren.

sjn

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