Einmalig ist unsere Uni aber sicher nicht wegen ihrer Architektur, einer dekadenten Bar oder ihrer im Zuge der Bewerbung als Elite-Universität plötzlich unfassbar sauberen Wände. Da wären schon eher die inneren Werte zu nennen, zum Beispiel die lange politische Geschichte der Verfassten Studierendenschaft der RUB. Doch wer die politischen Debatten über Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz verfolgt, der wird schnell merken, dass diese Form der studentischen Beteiligung nicht auf ungeteilte Zustimmung bei der universitären Verwaltung stößt (um es vorsichtig auszudrücken). Dieser Trend hin zum „kundenorientierten Wirtschaftsunternehmen“ will die Verwaltung nun auch architektonisch manifestieren und das Studierendenhaus umbauen (siehe Seite 1). Doch wollen Studierende wirklich politische Autonomie für schicke Architektur opfern? Falls nicht – ist das den zuständigen Stellen überhaupt wichtig? Oder soll die Uni in erster Linie auf fremde Investoren unheimlich attraktiv und effizient wirken?
Aber wen interessieren schon das Fächersterben und der Verlust demokratischer Rechte, wenn er/sie sich den Frust stilvoll in der Karibik vor GB wegsaufen kann? Eine solche Erweiterung der Freizeitmöglichkeiten an der Uni ist zweifellos zu begrüßen, doch die Uni ist kein schmucker Konsumtempel, sondern eine Bildungseinrichtung, die sich aktiv in die politische und gesellschaftliche Realität einmischen sollte. Dafür muss ihre Substanz erhalten bleiben, und ihr Sein darf nicht zugunsten des Scheins aufgegeben werden.
jk
0 comments