Forschung. Akazien-Ameisen verteidigen ihre Heimat, die Akazien, unter Einsatz ihres Lebens. Wie sie Fressfeinde des Baumes von Wind unterscheiden, haben Biolog*innen der RUB untersucht – obwohl sie eigentlich wegen anderer Insekten in Kenia waren.
„Wir sind selbst Opfer geworden“, erklärt Dr. Felix Hager, Verhaltensbiologe an der RUB, den Beginn der Untersuchung. „Eigentlich waren wir wegen stachelloser Bienen und Termiten in Kenia.“ Dabei seien er, seine Kollegin Kathrin Krausa und Feldassistent Peter Mwasi Lombo ständig von den Ameisen angegriffen worden. Das habe sie neugierig gemacht, da bisherige Erklärungen des Angriffsverhaltens der Ameisen für sie nicht ganz nachvollziehbar waren.
Freundschaft zwischen Baum und Ameise
Akazien und die Ameisen der Art Crematogaster mimosea leben in einer mutualistischen Beziehung, das heißt, sie sind voneinander abhängig. „Die Ameise bekommt von der Akazie Wohnraum in hohlen Dornen und Futter gestellt, im Gegenzug verteidigt die Ameise ihr Zuhause und damit natürlich den Baum vor Fressfeinden“, erklärt der Verhaltensbiologe.
Bisher ist die Forschung davon ausgegangen, dass das Angriffsverhalten der Ameisen auf chemische Botenstoffe zurückgeht, die beim Abknicken von Ästen freigesetzt werden, wenn Elefanten, Giraffen oder Antilopen an dem Baum fressen. Für Hager und sein Team ergab das aber keinen Sinn, da eine darauf basierende Reaktion eher langsam und sehr abhängig vom Wind wäre und die Ameisen gezielt in die richtige Richtung liefen. Sie vermuteten, dass der Auslöser der Ameisen-Angriffe mechanische Reize seien könnten. „Wir als Biotremologen beschäftigen uns mit Vibrationen und deren Wahrnehmung. Diese Erklärung erschien uns sinnvoller als die Übertragung durch die Luft.“ Ameisen haben Vibrationssensoren in ihren sechs Beinen, mit denen sie sehr schnell die Richtung bestimmen können, aus der die Vibrationen kommen und daher wissen, in welche Richtung sie laufen müssen, um den Baum zu verteidigen.
„Die Frequenzen der Vibrationen sind anders“, erklärt Hager. „Das Wackeln im Wind ist für die Ameisen normal; die Vibrationen, die entstehen, wenn ein Elefant Blätter oder Rinde abfrisst, sind hochfrequenter und werden von den Ameisen als Gefahr eingestuft.“
„Sobald unsere Ziege anfing, an den Ästen zu knabbern, richteten die Ameisen ihren Hintern auf, liefen über den Ast und strömten dann in die richtige Richtung.“ Die Ameisen laufen dann bei den Elefanten in den Rüssel, beziehungsweise die Nase, die Ohren in das Fell und beißen dort zu. „Das tut nicht wirklich weh, es ist aber extrem nervig“, erklärt Hager. „Unsere Ziege war irgendwann auch gar nicht mehr so scharf auf die Mitarbeit“.
Ungewöhnliche Förderung
Die Forschung der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie wurde finanziert von der Alexander von Humboldt Stiftung. „Normalerweise werden Gelder für ganz spezielle Forschungen zur Verfügung gestellt und dürfen auch nur in diesem Bereich genutzt werden. Bei der Alexander von Humboldt-Stiftung ist das etwas anders. Da wird auch grundsätzliche Neugier gefördert“, erklärt Hager. „Bei einer Förderung durch eine andere Stelle hätten wir das womöglich nicht untersuchen können.“
:Kendra Smielowski
0 comments