Bild: Einmal in fremde Kulturen schlüpfen: Dieser Besucher kam im LSI zum ersten Mal mit koreanischer Tracht in Berührung. , Das LSI lud mit Minisprachkursen und kultureller Vielfalt zu einer kleinen Weltreise ein Foto: bk

„Der sprachliche Austausch ist ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz“ – mit diesen Worten eröffnete Klaus Waschik, der Leiter des Landesspracheninstituts (LSI) am vergangenen Samstag den Tag der offenen Tür. Nicht einmal 24 Stunden nach den Anschlägen von Paris bewies das LSI mit einem breit gefächerten Programm, dass Sprache dazu dient, den Menschen ein Stück anderer Kulturen zu vermitteln. Das fing bereits bei der musikalischen Eröffnung der Veranstaltung an.

Ein wenig traurig klangen die türkischen Lieder, die Sängerin Elif Schloßhauer-Özdiker und ihr Duettpartner Yalcin Özdiker für das LSI-Publikum vorbereitet hatten, aber das sei aufgrund der vorangegangenen Terroranschläge auch so beabsichtigt gewesen, erklärt die Sängerin. Das Musiker-Duo widmete den Auftritt den Terroropfern – „nicht nur in Paris, sondern auf der ganzen Welt“, wie Yalcin Özdiker betonte.

Nach einer gemeinsamen Schweigeminute verteilte sich das Publikum auf die Infostände, mit denen das LSI in erster Linie auf sein breites Sprachkursangebot aufmerksam machen wollte. Neben den Kernsprachen Japanisch, Russisch, Arabisch, Chinesisch und Koreanisch, die seit Jahrzehnten zum Kursprogramm des LSI gehören, kommen ab 2016 zahlreiche weitere Sprachen hinzu. So haben InteressentInnen künftig die Möglichkeit, auch Portugiesisch, Niederländisch oder Türkisch zu lernen.

Chinesisch für AnfängerInnen

Doch probieren geht über studieren – und so bot das LSI am Tag oder offenen Tür auch die Gelegenheit, in Minikursen in bestimmte Sprachen hineinzuschnuppern und dabei auch etwas Hintergrundwissen über die Kultur einzelner Länder mitzunehmen.

Im Chinesischkurs von Dozentin Fan Yanqian etwa erfuhren die TeilnehmerInnen, dass die ersten chinesischen Schriftzeichen vor ungefähr 3.500 Jahren auf Schildkrötenpanzern verewigt wurden. Heute gibt es über 60.000 Zeichen. „Gut, dass wir uns die nicht alle anschauen müssen“, erklärte Fan. Stattdessen beschäftigten sich die TeilnehmerInnen vor allem mit den verschiedenen Tonhöhen, die den Silben im Chinesischen ihre Bedeutung zuweisen. Die Silbe „ma“ kann je nach Betonung beispielsweise „Mutter“, „Pferd“ oder „schimpfen“ bedeuten. Ziemlich kompliziert, lautete das Fazit der TeilnehmerInnen. „Dafür verändern wir beispielsweise unsere Verben nie“, entgegnete die chinesische Dozentin, die für ihre SchülerInnen später noch ein landeskundliches Quiz parat hatte.

Farbenfrohe Trachten

In den Nebenräumen erhielten die ZuschauerInnen einen Einblick in die arabische Schrift oder wurden von den treibenden Rhythmen der Capoeira-Gruppe „Biriba Brasil“ mitgerissen.

Ein besonderes Highlight waren die 30 handgefertigten Hanboks – traditionelle koreanische Trachten, die heute noch zu Hochzeiten und anderen feierlichen Anlässen getragen werden –, die das LSI als Geschenk von der Iksan University in Südkorea erhalten hat. Am Tag der offenen Tür durften die ZuschauerInnen die kunstvoll bestickten Kleidungsstücke anprobieren. „Solche Farben habe ich ja noch nie gesehen!“, staunte eine Zuschauerin – offenbar schaffte es das LSI, die Faszination für fremde Kulturen zu vermitteln.

:Birthe Kolb

 

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