Kommentar. Die VBW will Gewinn durch Mietpreiserhöhungen erwirtschaften. Eine schlechte Entscheidung für Bochum.
Es ist bei weitem keine Überraschung, dass der Andrang auf Sozialwohnungen in diesen Jahren ansteigt. Denn der Boom des sozialen Wohnungsbaus aus den 60er und 70er Jahren ließ schon lange den Zeitpunkt voraussehen, zu dem viele Wohnungen aus der Preisbindung fallen. Dass die Stadt Bochum das Problem erkannt hat und seit einigen Jahren mit dem Bau von zusätzlichen Sozialwohnungen die fehlgeschlagene Politik der frühen 2000er ausbessern will, ist wichtig – auch wenn sie dem Verfall der Sozialwohnungen nicht nachkommt. Doch das bringt nichts für diejenigen, die schon jetzt in einer Sozialwohnung leben, bei welcher die Miete auf ein Niveau erhöht wird, das sie sich nicht leisten können. Der Fall aus der Mietpreisbindung ändert nicht die finanzielle Lage der Personen, die in diesen Wohnungen leben. Auch weiterhin sind sie auf günstigen Wohnraum angewiesen, müssen dann jedoch den Brief des Vermieters*der Vermieterin fürchten. Eine Mietpreiserhöhung zu akzeptieren, oder sich auf die Suche nach einer der wenigen verbliebenen preisgebunden Wohnungen zu machen und einen Umzug zu bezahlen, kommt dabei der Wahl zwischen Pest und Cholera gleich.
Mehr Förderung
Da ist es gerade seitens eines Wohnungsunternehmens wie der VBW, das sich mehrheitlich im Besitz der Stadt befindet, eine völlig fehlgeleitete Politik, sich auf die weitere Erwirtschaftung von Gewinnen, zum Schaden der finanziell schwachen Bevölkerungsschichten zu fixieren. Stattdessen sollten Möglichkeiten geschaffen werden, Verlängerungen der Preisbindungen einfacher zu erhalten oder gar dem Vorbild von Wien zu folgen und Sozialwohnungen auf unbegrenzte Zeit in dem Status zu lassen. Denn nicht zuletzt entspannt ein städtisches Wohnungsunternehmen, das preiswerten Mietraum anbieten kann, auch den restlichen Wohnungsmarkt durch niedrigpreisige Konkurrenz. Eine Stadt, die weiterhin Menschen anziehen will, muss dies auch durch attraktive Wohnbedingungen schaffen.
:Stefan Moll
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