Bild: Kunstpolitische Aktion

Kommentar. Das ZPS hat einen großen Coup gelandet. Trotzdem ist viel an der Aktion „SOKO Chemnitz“ zu kritisieren.

Datenaktivismus ist ein wichtiger Teil der politischen Arbeit im 21. Jahrhundert. Datensätze sind begehrte Informationen. Es gibt illegale und weniger illegale Methoden, um an eben diese Informationen zu gelangen. Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) entschied sich für die weniger illegale Methode. Mittels eines Honeypots sammelte das Künstler*innenkollektiv eine Vielzahl an Daten über mögliche Rechtsradikale, die an den Demonstrationen und Ausschreitungen im Sommer in Chemnitz teilgenommen hatten. Die gesammelten Informationen seien „das Relevanteste, was es an Daten in Sachen Rechtsextremismus in Deutschland aktuell gibt“, teilen die Künstler*innen mit. Schon das ist Quatsch, denn antifaschistische Recherchenetzwerke und Informationsportale, etwa das Dokumentationsportal zur „Identitären Bewegung“ von Aktivist*innen aus Bochum (:bsz 1163), verfügen über bessere und ausgefeiltere Informationen als ein paar IP-Adressen.

Kritisches Wording

Gewiss, die Künstler*innen nennen es satirisch und beziehen sich auf die Kunstfreiheit, aber wer Rechtsradikale mit der Sprache der Rechtsradikalen suchen will, ist auf dem Holzweg. Wer fragt „Wer kennt diese Idioten“, ist selbst nicht die hellste Leuchte und wer vom politischen Gegner als „Ratten“ oder ähnliches spricht, reproduziert sogar die Sprache des Nationalsozialismus. Ja, vielleicht ist so ein Sprachgebrauch ansprechend für Rechtsradikale, die mit diesem Honeypot angelockt werden sollten, aber das Ganze war trotzdem ein Schuss, der nach hinten losgegangen ist. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack, dass das Künstler*innenkollektiv wieder nur ein einziges Ziel verfolgte: Auffallen um jeden Preis. Darin sind die Möchtegern-Aktivist*innen groß. Unter Umständen haben die Aufmerksamkeitsfanatiker*innen vom ZPS tatsächlich für einige nützliche Daten für echte Aktivist*innen gesorgt. Aber ob sie diese auch teilen wollen? Vermutlich nicht. Doch trotzdem ist Kunst von Aktivist*innen oder Aktivismus von Künstler*innen nicht per se unnötig. Politische Kunst? Ja, gerne. Aber bitte von PENG!       

:Justin Mantoan

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