Kommentar. Der Wettbewerb um die Mittel der Exzellenzstrategie offenbart ein tiefliegendes Problem in der deutschen Forschungslandschaft.
Nun ist die Entscheidung gefallen: Nach monatelangem Bangen und trotz erheblicher Anstrengungen wurde die Ruhr-Universität erneut nicht zur Exzellenzuni ernannt. Die Enttäuschung über die Entscheidung war den Mitgliedern der Hochschulverwaltung bei Bekanntgabe der Gewinneruniversitäten in das Gesicht geschrieben. Verständlich, denn monatelang haben sich die Beteiligten auf Rundgänge, internationale Kommissionen, Meetings und die Exzellenzstrategie im Allgemeinen vorbereitet. So sehr, dass streckenweise wenig Zeit für anderes innerhalb der Verwaltung blieb.
An dieser Stelle ist ein deutliches Problem der Exzellenzstrategie erkennbar. Denn nicht nur wurden für den Antrag der Ruhr-Universität erhebliche Geldsummen ausgegeben, auch personelle und zeitliche Ressourcen wurden durch den Antrag verbraucht. Ressourcen, die nun umsonst ausgegeben wurden und an anderen Stellen, beispielsweise bei der Verbesserung der Lehre, fehlten. Das ist die Quintessenz eines Wettbewerbs. Es gibt Gewinner*innen und Verlierer*innen. Sicher, die Universität hat die Exzellenzcluster CaSa und Resolv aufgebaut, die auch weiterhin Spitzenforschung betreiben werden. Doch das ist viel mehr ein Wermutstropfen, der dazu dient sagen zu können, man ging nicht leer aus der Geschichte heraus.
Auch legt der Wettbewerb um die Exzellenzstrategie ein weiteres Problem der deutschen Universitätslandschaft offen: die chronische Unterfinanzierung. Denn wenn es prestigeträchtige Wettbewerbe über die mehrjährige Finanzierung mit Summen gibt, für die Universitäten im internationalen Vergleich nicht einmal den Finger heben würden, zeigt es, dass in Deutschland lächerlich geringe öffentliche Mittel in die Förderung von Wissenschaft und Lehre fließen. Trotzdem ist solch ein Wettbewerb Grund genug, die halbe Universität für einen längeren Zeitraum lahm zu legen. Dass sich Universitäten in einen bitteren Wettkampf um die wenigen Gelder stellen, die zur Verfügung stehen, ist ihnen dabei nicht zum Vorwurf zu machen.
:Stefan Moll
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