Hochschulpolitik. Wer sind die 41.832 Studierenden, die vor Kurzem nicht im Rahmen der Studierendenparlamentswahl gewählt haben? Wir haben uns auf die Suche gemacht und mit Studis darüber geredet, warum sie sich den Urnengang gespart haben.
Es ist trist, es ist grau und kaum eineR ist auf dem Campus unterwegs. Bezeichnend für die derzeitige hochschulpolitische Situation an der Ruhr-Universität? Vergangene StuPa-Wahl (:bsz 1151) haben nur 8,35 Prozent Stimmzettel ausgefüllt und über die Besetzung des Studierendenparlaments (StuPa) abgestimmt. Doch was ist mit den anderen 91,65 Prozent? Woran liegt es, dass die Wahlbeteiligung so niedrig ist?
„Ich habe nichts mitbekommen“, erzählt Sharlene rundheraus im Gespräch. „Ich habe die Flyer gesehen. Gerade bei denen kreisten die Themen um die Senkung des Sozialbeitrages oder die Abschaffung der Anwesenheitspflicht“, erklärt Geowissenschaftlerin Sabine. Sie und ihre Kommilitonin Sharlene seien grundsätzlich an hochschulpolitischen Themen interessiert, doch dass eine Wahl stattfand, ist an ihnen vorbeigegangen. Ähnlich ging es Moritz, der Islamwissenschaften im ersten Semester studiert und ebenfalls nichts mitbekommen habe.
Mangelnde Informationen scheinen ein wichtiger Grund für die meisten Studierenden gewesen zu sein, sich bei dieser Wahl nicht zu beteiligen. Während die einen überhaupt nicht mitbekommen haben, was und wofür sie ihre Stimme abgeben sollen, fehlt es anderen an Informationsangeboten seitens der hochschulpolitischen Listen.
Zu spät!
Geschichtsstudent Patrick wählt eigentlich konsequent, nur dieses Jahr habe er sich herausgehalten, denn: „Ich habe vom Wahlkampf dieses Jahr nicht viel mitbekommen.“ Das sei letztes Jahr besser gewesen. „Ich kann Dir genau sagen, was beispielsweise die NAWI letztes Jahr wollte.“ Kunsthistorikerin Johanna widerspricht dem: „Wenn man regelmäßig studiert und an der Uni ist, kriegt man die Infos.“
Das bedeutet allerdings auch: Wer sich nicht interessiert und nicht vor Ort ist, der bleibe eben auf der Strecke. Student Tobias hat zwar gewählt, sieht aber genau in diesem Argument das Problem. Auch er habe nur über seine Tätigkeiten in seinem Fachschaftsrat das Wahlgeschehen mitbekommen. Daneben fehle aber für die Studierenden der Einblick in die Tätigkeiten eines Studierendenparlaments oder eines AStAs: „Du weißt gar nicht was die machen. Die GRAS sagt, die NAWI ist scheiße. Das ist das, was ich mitbekomme.“
Lösung in Sicht?
Desinteresse und mangelnde Informationen – das scheinen die großen Probleme zu sein, mit der die hochschulpolitischen Listen in Zukunft umgehen müssen. Doch wie können diese gelöst werden? Die beiden Geowissenschafts-Erstis Fabian und Tim würden sich mehr Infoveranstaltungen im Vorfeld wünschen. „So etwas wie eine Vorlesung, die aufklärt, wofür ich eigentlich abstimme, wäre super!“, so Fabian. Jessica wünscht sich noch mehr Zugehen der Listen auf die Studierenden: „Es würde helfen, wenn sie in Seminare und Vorlesungen kämen.“ Geschichtsersti Alina wünscht sich dies ebenfalls. Wichtig findet sie zusätzlich, dass Studierende nicht nur mit den Listen in einen Dialog treten, sondern auch untereinander über die Wahl gesprochen werde.
:Andrea Lorenz
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