Berührungsängste: Sich nicht rantrauen, sich abgrenzen, gar den Kontakt fürchten. Aber solche Ängste kann man bekämpfen, per Schocktherapie. Die Juso-Hochschulgruppe lädt zum Beispiel ein zur Veranstaltungsreihe „SozialdemokratInnen in Touch“. Das wär’s doch: Ein Date an der Uni mit der alten Dame SPD. Die ist immerhin schon über 150 Jahre alt und hatte ihrerzeit weder bei des Kaisers Kriegskrediten noch bei Freikorps Berührungsängste. Wird man sich näherkommen? Ob es knistern wird? Aber wie soll bei dem miesen Security-Personal auf dem Campus überhaupt eine sichere Grundlage für Berührungen geschaffen werden? Für die meisten ist doch in dieser Hinsicht der November ohnehin Fröstelzeit. Dem Semesterticket droht das Ende, die neoliberale Uni blüht munter auf – politisch also Stillstand, soweit man blickt: Auch an den EU-Außengrenzen, wo Frontex als bewaffneter Arm unserer Berührungsängste wacht. Und wer die Grenzen mit kreativem Protest durchbrechen will, denen kommen die Sicherheitskräfte näher als ihnen lieb sein kann. Da wären Berührungsängste mal wirklich angebracht.
:Benjamin Trilling